Widerstand gegen neue Asylheime

Widerstand gegen neue Asylheime
In Altmünster (OÖ) und St. Kanzian (Kärnten) sorgen geplante Heime für Wirbel

Das einstige Traditionshotel Rittertal in der Traunsee­gemeinde Altmünster macht einen vernachlässigten und verwaisten Eindruck. Seit mehr als einem Jahr versucht die Besitzerin das leer stehende Haus zu verkaufen – bisher erfolglos. Nun möchte sie es dem Land als Quartier für Asylwerber vermieten.
In der Nachbarschaft ist die Aufregung darüber groß. „Ich habe Angst“, sagt Jose­fine P., deren Anwesen an das Hotel grenzt. Es sei ein Wahnsinn, Flüchtlinge mitten in ein dicht verbautes Wohngebiet zu verfrachten. Nur wenige Meter entfernt befinde sich ein Kindergarten, ein Altenheim sowie ein Haus mit 24 betreuten Wohnungen. „Da könnte was passieren“, meint P. und seufzt: „Ich hoffe, der Bürgermeister steht uns bei.“ Ihr Nachbar Walter M. will sich gleich an Landeshauptmann Pühringer wenden. „Wir werden persönlich bei ihm protestieren.“ Der Pensionist befürchtet eine massive Zunahme an Lärm, Schmutz und Abgasen. „Ich habe vor Jahren meine Tischlerei zusperren müssen, weil Nachbarn die Immissionen zu viel gewesen sind – und jetzt soll ein Flüchtlingsheim kein Problem sein?“ Ehefrau Christine pflichtet ihm bei: „Das ist für einen Fremdenverkehrsort nicht förderlich, wir werden uns aber auf alle Fälle zu wehren wissen.“ Erbost reagiert auch Helga G., die Ferienzimmer vermietet: „Das geht nicht, das wäre eine Schande für Altmünster und für uns der Ruin.“ Sie glaubt, dass Gäste um ihr Haus einen großen Bogen machen könnten.

Aufgeschlossen

Vor dem betreuten Wohnheim kehrt ein älterer Mann den Vorplatz. „Hier wohnen fast nur alte Leute, die trauen sich im Finstern dann nicht mehr auf die Straße.“ Eine ältere Frau widerspricht: „Wir haben nichts dagegen, wenn in der Nachbarschaft Asylwerber einziehen, ich fürchte mich nicht.“ Auch Lehrer Johannes W. reagiert gelassen: „Ich stehe Menschen, die Hilfe be­nötigen, grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.“ Bürgermeister Hannes Schobesberger ist verärgert über die Vorgangsweise des Landes und der Volkshilfe OÖ, die als Betreiber fungieren soll. „Wir wissen nicht, wie viele Leute wann einziehen sollen, unser Ansuchen auf einen Termin hat man bisher nicht beantwortet.“ Sein Wissensstand sei äußerst dürftig. „Man sollte über Gemeinden nicht einfach drüberfahren, wir hoffen immer noch auf einen Dialog.“ Franz Wall von der Sozialabteilung des Landes: „Es hat Kontakt gegeben und er weiß, dass rund 50 Asylwerber untergebracht werden sollen. Wir schauen natürlich, dass auch Fami­lien darunter sind.“ Tourismuschef Christian Pumberger ist sauer: „Wir werben für sanften und ruhigen Tourismus, wer wird kommen, wenn wir als Asylwerbergemeinde gelten?“

Heile Welt

Kein Verständnis hat auch die Gemeinde St. Kanzian am Klopeiner See in Kärnten für zusätzliche Flüchtlinge: „70 Prozent der Asylwerber im Bezirk leben bereits bei uns“, betont Bürgermeister Thomas Krainz. Der neue Besitzer hat ein ehemaliges Hotel in der Kernzone für 40 Personen angeboten: „Bei uns suchen die Urlauber die heile Welt und möchten nicht mit Schicksalen konfrontiert werden“, erklärt Tourismusdirektor Helmuth Micheler.

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