Wettrennen um die Bootslizenzen

Wettrennen um die Bootslizenzen
Bis zu 300.000 Euro zahlen die Reichen und Schönen fürs Kapitänsamt.

Was ist besser als ein Grundstück am Kärntner Wörthersee mit Haus und Bootssteg? Ein Grundstück am Wörthersee mit Haus, Bootssteg und Motorbootlizenz. Der Haken an der Geschichte ist, dass Grundstücke wie Lizenzen limitiert und damit unerschwinglich sind.

Im Sommer tummeln sie sich wieder bei den hohen Temperaturen am blau-grünen Wasser, die privaten Motorbootkapitäne. Der Blick geradeaus, das Wasser spritzt links und rechts und die Sonnenbrille auf der Nase. In ist, wer drin ist im Boot. Und prominent ist, wer im Besitz einer Privatlizenz ist. Heidi Horten, Ingrid Flick, Udo Jürgens, Hannes Jagerhofer, Ronnie Leitgeb. Siegfried Wolf, die VW-Dynastie Piech. Sie alle dürfen am See rumkurven.

335 Lizenzen gibt es, nicht mehr und nicht weniger. Und daher gibt’s natürlich ein ewiges Griss drum. Doch man macht Urlaub bei Freunden und unter Freunden kann man schon 300.000 Euro (sie ist ein Mal zu bezahlen) für so eine Lizenz verlangen. Verkauft darf sie nur in Kombination mit einem Boot werden. Somit kann man für eine alte "Nussschale" im Wert von 20.000 Euro schon Mal frech 320.000 Euro verlangen – und kassieren. Der Neo-Lizenz-Besitzer kauft in der Folge freilich ein neues Gefährt.

"Der Run auf die Motorboote ist am Wörthersee ungebrochen. Die Preise bewegen sich zwischen 35.000 und 150.000 Euro. Mit dem teuren Boot kannst heutzutage eine Welle kreieren, da erblassen die Surfer auf Hawaii vor Neid", erzählt Hans Ortner von "Ortner-Boote".

Ganzjährige Erlaubnis

Warum der Wörthersee der Hot-Spot für Motorboot-Fans ist und bleibt, ist leicht erklärt: hier darf zwölf Monate lang 24 Stunden über den See gebraust werden. Ohne Einschränkungen. Und das Land wird sich hüten, an dieser Schraube zu drehen, denn die Schönen und Reichen beleben die Gastronomie.

Regeln gibt’s anderenorts. In Oberösterreich beispielsweise sind die Seen im Juli und August für Motorboote gesperrt. Auch Salzburg hat strenge Auflagen und Einschränkungen: am Wolfgangsee etwa darf nur in der Früh und am Abend der Motor heulen. Dafür weiß man in diesen Regionen nichts von einer Steuer für diese Wasserfahrzeuge.

Die gibt’s wiederum nur in Kärnten, wo pro kW und Monat 1,5 Euro zu berappen sind. Berechnet man die Steuer, die Gebühr für die Marina und den Sprit. So kommt der Kapitän pro Jahr auf 10.000 Euro Nebenkosten

Das Theater um die Motorbootlizenzen hatte einen interessanten Nebeneffekt: plötzlich füllte sich der Wörthersee mit Elektrobooten. Ist zwar nicht die Champions League, aber ein bisserl gehört man doch zur Hautevolee vom Wörthersee. "2005 haben wir europaweit das erste Elektroboot mit Litium-Batterien zu Wasser gebracht. Die Alternative zum Motorboot war geboren", erzählt Bootsbauer Wolfgang Schmalzl aus Velden. Während Motorboote bis zu 70 km/h erreichen, sind die E-Boote (bis 45 km/h) ebenfalls nicht mehr zu unterschätzen. 2011 sprang das Land auf diesen Elektro-Boom auf und vergab 500 Lizenzen. Die waren binnen weniger Wochen weg. Eine weitere Parallele zu den Motorbooten: plötzlich wurde eine Steuer eingehoben (1 Euro pro kW und Monat), am Interesse der "elektrischen Kapitäne" änderte sich nichts. 150 Personen stehen inzwischen auf der Warteliste für E-Boot-Lizenzen, 30.000 Euro werden "unter der Hand" bezahlt.

Neusiedler See

Der Boom bei leistungsstarken E-Booten beschäftigt auch die Behörden im Burgenland. Denn die Beschwerden am Neusiedler See häufen sich. Derzeit sind 41 Lizenzen für den See vergeben, aber viel mehr Schiffe unterwegs. 86 gibt es übrigens für mit Diesel betriebene Boote plus Polizei und Wasserrettung. Dabei wird es laut Land auch bleiben.

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