Westbahn will Entschädigung wegen Flüchtlingen

Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof
Droht den ÖBB mit Einstellung der Zahlungen von Bahnhofsgebühren.

Wenig Verständnis für die aktuelle Flüchtlingsproblematik scheint man derzeit bei der "Westbahn" zu haben. In einem (dem KURIER vorliegenden) Brief an die Vorstände der ÖBB-Infrastruktur fordert "Westbahn"-Chef Erich Forster deshalb Rabatte für das private Unternehmen ein – und zwar bei den Bahnhofsgebühren eine Preisminderung um 100 Prozent und beim Benützungsentgelt (für die Schienen) 20 Prozent Nachlass. Gründe seien Überbelastungen, mangelnde Reisesicherheit und Verschmutzungen.

"Völlig unzumutbar"

In dem Schreiben heißt es, dass "die andauernde Flüchtlingskrise" zu Zuständen für die Bahnreisenden führen würden, die "völlig unzumutbar und unbeschreiblich" seien. Dadurch "weisen Wien Westbahnhof und Salzburg Hauptbahnhof in keiner Weise eine der Bahnhofskategorie 1 entsprechende Qualität und Nutzungsmöglichkeit für die Kunden auf". Deshalb fordert die Westbahn "eine Preisminderung von 100 Prozent" für die Benützung der beiden betroffenen Bahnhöfe. Bis auf weiteres wird sich der private Anbieter – laut dem Schreiben – schlichtweg weigern, diese Entgelte zu bezahlen.

"Geschäftsschädigend"

"ORF- und Print-Medienberichte" über diese Situation würden außerdem zu einem Geschäftsrückgang führen, schreibt Forster in dem Brief. Konkret wird die Zahl von "15–20 Prozent" genannt. Deshalb ist es für die Westbahn klar: "Wir fordern daher auch, das generelle Benützungsentgelt ab September 2015 um 20 Prozent zu reduzieren".

Die "Westbahn" erklärte sogar, eine "umfangreiche Fotodokumentation" aller Probleme zu besitzen. "Sollte die Bereinigung nicht rasch erfolgen", müsse es eine "generelle Aussetzung" der Entgelte geben, heißt es weiter.

Harsche Reaktion der ÖBB

Laut ÖBB-Kreisen wird das noch ein rechtliches Nachspiel haben. Betont wird, dass die ÖBB weit stärker betroffen sind, im September kamen pro Tag im Schnitt 224 Züge der ÖBB und 32 der Westbahn an

"Zweifellos kann die humanitäre Katastrophe nur mit einem gesamtgesellschaftlichen Schulterschluss bewältigt werden. Es ist daher besonders bemerkenswert, dass nun jemand aus der Not der Menschen Kapital schlagen möchte", sagte Konzernsprecher Michael Braun.

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