Welche Städte in Österreich am meisten wachsen

Gänserndorf, the place to be: Seit 2003 ist die Einwohnerzahl in der nö. Bezirkshauptstadt um 30,1 Prozent gestiegen.
Landeshauptstädte Eisenstadt und Graz erfahren meisten Zuwachs. Um Wien, Linz und Graz wird der Speckgürtel dicker.

Österreichs Städte und ihr Umland wachsen, das geht aus der von der Statistik Austria und dem Städtebund am Montag präsentierten Publikation "Österreichs Städte in Zahlen 2013" hervor. Ein weiteres Ergebnis daraus: Die Bevölkerungsentwicklung ist durch Zuwanderung ausländischer Staatsangehöriger geprägt und die Familienstruktur ist von der Gemeindegröße beeinflusst.

Der Trend des Zuzugs in die Ballungsräume und der Wegzug aus grenznahen Regionen hält weiter an, erklärte Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria. Die Bevölkerung in den Landeshauptstädten ist zwischen 2003 und 2013 um durchschnittlich 7,4 Prozent gewachsen, der Österreich-Durchschnitt betrug +4,3 Prozent. Das stärkste Wachstum verzeichneten Eisenstadt (14,1 Prozent), Graz (12,9 Prozent) und Wien (9,3 Prozent).

Neue "Speckgürtel"

Von den Umlandgemeinden nahm die Bevölkerung von Gänserndorf bei Wien etwa um 30,1 Prozent zu, die von Kalsdorf bei Graz um 20,4 Prozent oder von Leonding bei Linz um 16,1 Prozent. Kommunen in ländlichen Gebieten hingegen verzeichneten eine Verringerung, wie etwa Eisenerz (-24,2 Prozent), Bad Radkersburg (-13,9 Prozent) oder Mariazell (-11,7 Prozent).

Die Bevölkerung in Österreich nahm von 2003 bis 2013 um 4,3 Prozent zu, in diesem Zeitraum stieg der Anteil ausländischer Staatsangehöriger von 9,2 auf 11,9 Prozent. Die internationale Zuwanderung erfolgte hauptsächlich in Städte und hier wiederum in die Kernzonen. In Wien belief sich der Ausländeranteil auf 23,0 Prozent, in Eisenstadt auf 10,1 Prozent.

Arbeiten in der Stadt, Pension am Land

Die Migration innerhalb des Landes steht im Zusammenhang mit unterschiedlichen Lebensphasen. Bis etwa zum 40. Lebensjahr überwiegt die Zuwanderung vom Land in die Stadt, ab etwa 60 Jahren kehrt sich der Wanderungsstrom in Richtung ländliche Gemeinden um. Außerdem wird eine "Bildungswanderung", also der Zuzug junger Erwachsender - zum Studium oder aufgrund von Jobmöglichkeiten - in die Kernzonen verzeichnet, so Pesendorfer.

In den vergangenen vier Jahrzehnten stieg der Anteil der Einpersonenhaushalte im Österreichdurchschnitt um 10,7 Prozentpunkte. Familien mit Kindern leben überwiegend in kleinen Gemeinden und Städten, Paare ohne Kinder oder Alleinerzieher sind stärker in Ballungszentren angesiedelt. Der Anteil der Einpersonenhaushalte liegt in allen Landeshauptstädten über dem Bundeslanddurchschnitt (2011: 36,3 Prozent). Laut Pesendorfer ist die Steigerung bei den Einpersonenhaushalten zum Großteil auf die Zahl der Seniorinnen zurückzuführen.

Öffis nur in drei Städten wichtiger als Pkw

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung bezieht sich auf die Mobilität. Hier zeigte sich, dass öffentliche Verkehrsmittel nur in Wien, Graz und Linz als wichtiger als der eigene Pkw gelten. Gründe hierfür seien etwa unzureichende Intervalle oder schlechte Verbindungen generell.

Die Gesamtausgaben der Kommunen beliefen sich 2012 auf 17,8 Mrd. Euro (mit Wien 30,1 Mrd. Euro). Den größten Anteil haben hier die Dienstleistungen (18,9 Prozent), hierzu zählen etwa Instandhaltungsarbeiten an Fahrzeugen, Kosten für Strom und Heizung oder öffentliche Abgaben. An zweiter Stelle steht die Verwaltung (18,0 Prozent).

Als größte Herausforderung für die Städte bezeichnete Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, die Finanzierung generell und die Mobilität über die Stadtgrenzen hinaus. Um die hohe Lebensqualität weiterhin zu gewährleisten, müssen Städte zunehmend "smart" - also etwa nachhaltig, effizient und umweltschonend - sein, so Weninger.

Statistik Austria

Städtebund

HAK, Realgymnasium und nordisches Ausbildungszentrum für angehende (Spitzen-)Sportler: In Bezug auf Schulvarianten ist Eisenerz ein gutes Pflaster. „Bis sie 18, 20 Jahre alt sind, haben wir die jungen Leute da“, beschreibt Bürgermeisterin Christine Holzweber, SPÖ. „Aber dann gehen sie weg, studieren. Es fehlt das, das sie hält: Arbeitsplätze. Das ist unser ganz großes Problem.“

Der größte Arbeitgeber der Stadt ist immer noch deren Wahrzeichen, der Erzberg. 200 Jobs gibt es dort. Einst arbeiteten dort bis zu 4000 Bergleute. 4550 Einwohner zählt Eisenerz heute, vor 60 Jahren waren es 13.000. 40 Prozent derer, die hier leben, sind mehr als 60 Jahre alt. Innerhalb von zehn Jahren verlor die Stadt ein Viertel seiner Bewohner durch Abwanderung.

„Wir versuchen, mit Projekten gegenzusteuern“, betont Holzweber. So fand sich ein Investor, der die leere Siedlung im Münichtal übernahm, wo einst die Knappen wohnten. Ein Ferienpark soll dort entstehen.

Erst 1959 – also vor 55 Jahren – wurde Gänserndorf das Stadtrecht verliehen. Ausschlaggebend damals war seine zentrale Lage im Marchfeld, seine Nähe zu Wien und natürlich die Eisenbahnverbindung, die bereits seit 1838 besteht.

Der größte Zuzug erfolgt aus der Bundeshauptstadt, aber auch zahlreiche junge Marchfelder, deren Heimatorte kaum bis gar nicht mit tauglichen öffentlichen Verkehrsmitteln gesegnet sind, ziehen in die Bezirkshauptstadt. Dort finden sie alle gängigen Behörden, alle erforderlichen Schultypen, bis auf eine HTL (die ist in Zistersdorf), zwar kein Spital, aber dafür eine Tagesklinik sowie nahezu alle Fachärzte.

Und: Wohnen in Gänserndorf ist im Vergleich zu Wien zwar auch nicht billig, aber leistbar. Dazu kommen große Arbeitgeber vor Ort wie die OMV oder Novoferm, Einkaufszentren, etliche Möglichkeiten, Sport zu betreiben, ein buntes Vereinsleben und für den Nachwuchs errichtet die Stadt laufend neue Kindergärten.

Im Vergleich der Landeshauptstädte hat Eisenstadt mit einem Wachstum von 14,1 Prozent die Nase vorn, gefolgt von Graz mit 12,9 und Wien mit 9,3 Prozent. Was die burgenländische Landeshauptstadt so attraktiv für Zuzügler macht, erklärt Bürgermeister Thomas Steiner, ÖVP, mit der „hohen Lebensqualität“. Eisenstadt landet auch bei diversen Umfragen und Rankings immer wieder auf den vordersten Plätzen, wobei man vor allem mit der hohen Ärzte- sowie Schuldichte punkten könne. Der Zuzug nach Eisenstadt hält schon seit Jahren ununterbrochen an, von 2001 bis 2011 habe die Bevölkerung um fast 16 Prozent zugelegt.

Das rasche Wachstum stellt Eisenstadt aber auch „vor Herausforderungen in den Bereichen Infrastruktur, Kinderbetreuung und Bildungseinrichtungen, die es zu meistern gilt“, wie der Stadtchef betont. Das ist auch ein zentrales Thema im neuen Stadtentwicklungsplan, der seit dem Vorjahr erarbeitet wird.

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