"VP-Potenzial liegt beim Doppelten"

Der 52-jährige Unternehmer Christian Benger steht zur Dreierkoalition in Kärnten
Kampfansage von Landesrat Christian Benger: Er will Schlagzahl in der Koalition hoch halten.

Christian Benger ist ein politischer Quereinsteiger, der der Öffentlichkeit praktisch unbekannt war, bis er überraschend als Obmann der Kärntner ÖVP und Landesrat präsentiert wurde. Aber gerade der 52-Jährige will der Partei zu neuen Höhenflügen verhelfen, wie er im KURIER-Interview betont.

Als sie vor wenigen Wochen als Regierungsmitglied angelobt wurden, sprachen Sie den Eid und haben "bei Gott und meiner Familie" hinzugefügt. Was bedeuten Ihnen diese Werte?
Benger: Ich bin ein christlicher Mensch, lebe eine christliche Ehe. Und ich werde auch in der Politik durch meine Familie getragen. Alleine geht nichts.

Ihre Frau Christiane ist PR-Beraterin. Berät Sie sie in politischer oder modischer Hinsicht?
In meinem ganzen Leben. Wir sind eine Gemeinschaft, seit 23 Jahren gemeinsam unterwegs und besprechen alle möglichen Themen.

Ihr erstes Statement war, dass die rot-schwarz-grüne Dreierkoalition die Schlagzahl erhöhen muss. Ist das passiert, sind Sie treibende Kraft?
Die Dreierkoalition ist angetreten, um einen straffen Sanierungskurs zu fahren. In meinem Gestaltungsbereich ist die Schlagzahl hoch. Ich bin ein kritischer Geist, aber auch konstruktiv und lösungsorientiert.

Was Presseaussendungen oder Wortspenden betrifft, ist es eher ruhig um Sie bestellt.
Wenn ich etwas zu sagen habe, melde ich mich. Ich will ja nicht quatschen sondern gezielt arbeiten.

Kritiker sehen in Ihnen nur eine Übergangslösung, weil Sie ein Quereinsteiger sind.
Mein politischer Plan lautet, 2018 plus – ich will da mehr Wähler, mehr Bedeutung und mehr Gewicht in Kärnten haben. Ich bin eine mittel- und langfristige Ansage der ÖVP für einen erfolgreichen Weg.

Wie wollen Sie die Neurorientierung dieser Partei schaffen?
Ich sehe die Partei stabilisiert. Ich habe den Landesparteivorstand, geöffnet – durch die Hereinnahme von 20 Gemeindevertretern. Wir leben Demokratie. Wir wollen den Wunsch des Wählers umsetzen. Wir liegen heute bei 14,5 Prozent, das Potenzial der Kärntner ÖVP liegt beim Doppelten.

Und Ihr Ziel?
Ich will mich dorthin arbeiten.

Kann das Projekt am Mölltaler Gletscher die Koalition spalten?
Absolut nicht. Wenn man haben will, dass die Menschen am Land in einer Abwanderungsregion, wo die Arbeitsplätze rapid zurückgehen, Hoffnung haben, muss man reagieren. Die Politik hat es in der Hand, ja oder nein zu sagen. Die Gesetze sind klipp und klar und müssen nicht verändert werden. Es geht darum, wie mit Verordnungen umgegangen wird. Und bei vielen Projekten sind sie anzupassen. Wenn wir Menschen haben, die arbeiten wollen, müssen wir es ihnen ermöglichen, dass sie arbeiten können.

Ihr Bundesparteiomann, Finanzminister Michael Spindelegger, ist in Kärnten nicht allzu beliebt. Wie schaffen Sie den Spagat, ihn zufriedenzustellen und sich nicht in Kärnten mit Koalitionspartner SPÖ anzulegen?
Mit Michael Spindelegger bin ich in intensivem Kontakt. Das ist kein Spagat. Ich habe Verständnis für Maßnahmen, wenn der Finanzminister hier den gleichen Maßstab für Kärnten ansetzt. Ich stelle mich aber auch vor die Kärntnerinnen und Kärntner wenn hier einseitig vorgegangen würde. Ich orte das aber nicht. Wir haben hier in Kärnten eine Erbschuld, die ist nicht wegzuleugnen.

In der Debatte um eine Steuerreform haben Sie Ihrem Parteichef einen Hitzschlag attestiert. Gab es Schelte aus Wien?
Wir haben darüber wie Männer redet – ganz entspannt.

Als Hobbys geben Sie Skifahren, Jagen und Motorradfahren an. Lieben Sie das Risiko?
Langweilig soll’s im Leben nicht sein.

Zum Tourismus. Der Start in die Kärntner Sommersaison soll eher schleppend sein.
Nein, ich muss widersprechen. Im Bereich des Wörthersees gibt es aktuell Steigerungen um die sieben, acht Prozent. Die neue Ferienordnung in Deutschland ist freilich eine Herausforderung, weil 50 Millionen Deutsche theoretisch gleichzeitig auf Urlaub fahren könnten.

Kärnten kämpft mit finanziellen Problemen. Wie wollen Sie die Wirtschaft ankurbeln?
Die Situation ist kritisch. Wir haben als Grundlage den IHS-Bericht (Institut für Höhere Studien, Anm.) bekommen, aus dem klar unsere Stärken und Schwächen herausstechen. Eine Stärke ist im Export zu suchen. Hier werden die Bemühungen in Richtung Budgetkonsolidierung wohlwollend anerkannt. Der wirtschaftspolitischen Beirat muss beraten und auf Basis des IHS-Berichts konkrete Maßnahmen erarbeiten. Wir rechnen im Herbst mit Ergebnissen.

Stichwort Verwaltungsreform.
Es bedarf der grundsätzlichen Orientierung: wohin wollen wir? Wollen wir eine pulsierende Wirtschaft mit Arbeitsplätzen, die Wertschöpfung bringen. Oder ist die Orientierung in Richtung Verwaltung, dass der Mensch für die Verwaltung da ist. Ich glaube, das wäre der falsche Weg. In kleinen Schritten ist viel erreichbar. Rechnungshofberichte geben klipp und klar vor, welche Potenziale hier in welchen Abschnitten erreichbar sind. Eine Milliarde ist sehr schnell erreichbar – in ein bis drei Jahren.

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