Vorbei mit den grünen Pisten
Die ersten Flocken fallen zaghaft, aber sie fallen. Und das auch in tieferen Lagen bis hinein in den Osten – sogar in Wien werden Ausläufer erwartet: Ab Montagabend prognostizieren Meteorologen Schnee bis auf 500 Meter Seehöhe. Der sich damit pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn am 1. Dezember einstellt.
Das trifft vor allem auf den Süden und Südosten zu, also Osttirol, Kärnten und die Steiermark bis zum Semmering. Verursacht von einem Mittelmeertief macht sich zuerst Regen, dann Schnee breit. Während es etwa in Graz und Tälern der Oststeiermark schon für eine dünne Schneedecke reichen kann, dürfte in Wien eher Schneeregen zu erwarten sein, schätzt Clemens Teutsch-Zumtobel von UBIMET: „Vor allem in den Außenbezirken wird man Schnee sehen. Liegen bleiben wird er eher nicht, dazu ist es vermutlich zu warm.“
Wien für Winter bereit
Für den Fall von Schneefällen ist die Stadt bestens gerüstet, versichert die Sprecherin der MA 48, Ulrike Volk: „Wir bereiten uns schon seit Ende der vergangenen Saison auf die nächste vor.“ 1400 Personen stehen bereit, um die Straßen vom Schnee zu befreien. „Sollte es wirklich extrem werden, können wir noch bis zu 400 Schneearbeiter zusätzlich aufnehmen. Unsere Lager sind schon reichlich mit Streumittel aufgefüllt. Der Winter kann kommen“, erklärt Volk. Die Mitarbeiter der MA 48 werden sich im Falle eines Wintereinbruchs mit 352 Fahrzeugen um 6000 Wiener Straßenkilometer kümmern.
Betreiber von Skiliften und Berghütten atmen angesichts der Wetterprognose auf. Für manche ist der erste Schaden bereits eingetreten: Einige für dieses Wochenende geplante Ski-Openings mussten wegen der bislang herrschenden Temperaturen abgesagt oder auf kommende Woche verschoben werden: Noch ist es zu warm, um die Schneekanonen anzuwerfen.
Betroffen davon sind die Saisonstarts auf der Turracher Höhe im steirisch-kärntnerische Grenzgebiet, auf der Tauplitz in der Steiermark und im Axamer Lizum bei Innsbruck ebenso wie jene der Bergbahnen Hochzillertal oder des Skigebiets Dachstein-West in Oberösterreich. „Momentan hat es 18 Grad plus, aber der Schnee kommt schon noch“, sagt Hüttenwirt Rainer Löger vom oö. Skigebiet Hinterstoder.
Auch in Niederösterreich wartet man in den Skiregionen schon sehnsüchtig auf den Schnee. „Wenn die Wetterprognose hält, könnte unser Ski-Opening nächstes Wochenende über die Bühne gehen“, sagt Hochkar-Geschäftsführer Rainer Rohregger.
Musik statt Schnee
In Schladming versucht man, das Beste aus der Situation zu machen: Ohne Schnee, dafür mit viel Musik und Unterhaltung geht das Opening heute, Freitag, wie geplant am Zielhang der Planai über die Bühne. Immerhin wurden gut 9000 Tickets für die Auftritte von Casper, Kraftklub, Klangkarussell, Marlon Roudette und Tagträumer verkauft.
Im Tiroler Ischgl tritt James Blunt am Samstag ebenfalls ohne winterliche Kulisse beim Saisonstart auf. Wer Schnee will, muss höher hinauf. „Über 2000 Metern schaut es schon ganz gut aus“, freut sich Tourismuschef Andreas Steibl.
Der zu Ende gehende meteorologische Herbst ist der wärmste seit Beginn der Messungen vor 247 Jahren. "Österreichweit gesehen liegt der Herbst 2014 um 2,2 Grad Celsius über dem vieljährigen Mittel", resümierte Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Mittwoch in einer Aussendung.
Der Herbst 2014 übertrifft damit den bisherigen Spitzenreiter, den Herbst 2006, um 0,2 Grad. Er setzte sich aus drei überdurchschnittlich warmen Monaten zusammen: Der September lag um 0,7 Grad über dem Mittel, der Oktober um 2,2 Grad und der November war um 3,8 Grad überdurchschnittlich warm. Die höchste Temperatur wurde mit 28,5 Grad am 19. September in Salzburg-Freisaal gemessen. Die tiefste Temperatur in den Niederungen gab es am 20. Oktober mit minus 5,7 Grad in Weitensfeld in Kärnten.
Beim Niederschlag wurden große regionale Unterschiede registriert. ZAMG-Klimatologe Orlik: "Relativ trocken war es in diesem Herbst in Vorarlberg und im Außerfern, mit 15 bis 30 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Mittel. Im Großteil Österreichs gab es dagegen um meist 15 bis 75 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel. Stellenweise war es sogar um bis zu 115 Prozent zu nass, vor allem in den sonst oft so trockenen Regionen im Weinviertel, im Wiener Becken und Nordburgenland."
Trotz der sehr milden Temperaturen war die Ausbeute an direktem Sonnenschein teils unterdurchschnittlich. Verglichen mit dem klimatologischen Mittel gab es im Flächenmittel in Österreich um fünf Prozent weniger Sonnenschein. Von Kärnten über die Südsteiermark bis ins Waldviertel schien die Sonne um zehn bis 20 Prozent kürzer als im vieljährige Mittel. Weiter im Westen und in den höheren inneralpinen Lagen entsprach die Sonnenscheindauer dem vieljährigen Mittel oder übertraf diese etwas.
Trotz der teils hohen Niederschlagsmengen herrschten wegen den hohen Temperaturen im Herbst in fast allen Regionen unterdurchschnittliche Schneeverhältnisse. Sowohl bei den aufsummierten Neuschneehöhen als auch bei den Schneedeckentagen gab es deutliche Defizite. Vor allem unterhalb von 1.000 Meter Seehöhe gab es selten oder überhaupt keine Schneedecke. In Obertauern gab es nur elf statt 40 Tage mit einer durchgehenden Schneedecke, in Bad Gastein drei statt 17 Tage, in Innsbruck und Wien überhaupt keine statt zwei.
Schöner Herbst von A bis Z:
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