Verurteilungen: Ausländer holen auf

Bilanz der Verurteilungen 2015
Anteil der Österreicher bei Sexual- und Gewaltdelikten ist zwei bis drei Mal so hoch.

Die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ betreffend "Kriminaltourismus" durch Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) lässt erstmals eine vorsichtige Analyse der Straftaten ausländischer Staatsbürger zu. Alle Verurteilungen von Nicht-Österreichern im Vorjahr wurden ausgewertet und nach Nationen sowie Delikten aufgeschlüsselt.

Stellt man sie den Verurteilungen der Österreicher im Vorjahr gegenüber, dann zeigt sich, dass die Ausländer mit 23.609 Verurteilungen (fall- und nicht personenbezogen, daher sind Doppelzählungen enthalten) den Inländern (29.439 Verurteilungen) dicht auf den Fersen sind.

Die Auswertung räumt aber auch mit Vorurteilen auf. Nachdem bekannt geworden war, dass der Vergewaltiger eines zehnjährigen Buben im Theresienbad in Wien-Meidling ein irakischer Asylwerber ist, standen die Iraker schnell unter Generalverdacht. Schaut man sich die Statistik der Verurteilungen aus dem Vorjahr an, zeigt sich: In ganz Österreich wurde kein einziger Iraker wegen eines Sexualdelikts schuldig gesprochen. Auch die Afghanen, seit der Vergewaltigung einer 21-jährigen Studentin durch drei afghanische Asylwerber am Praterstern im Zwielicht, sind bei den Sexualdelikten mit acht Verurteilungen nicht überrepräsentiert.

Die Österreicher sind in der Verurteilungsstatistik bei den Sexualdelikten (von Blutschande über sexuellen Missbrauch Unmündiger und geschlechtliche Nötigung bis Vergewaltigung) mit insgesamt 294 Schuldsprüchen drei Mal so stark vertreten wie die Ausländer (103). Bei den Gewaltdelikten steht es zwischen In- und Ausländern 2:1 (5266 zu 2560 Verurteilungen).

Die afghanischen Flüchtlinge fallen bei den Gewaltdelikten (alle Formen der Körperverletzung, ausgenommen Fahrlässigkeit) mit 189 Verurteilungen zwar ins Gewicht, bleiben aber unter den Zahlen anderer Nationalitäten wie etwa den Serben mit 228 oder den Türken mit 329. Auch Straftäter mit deutscher Staatsbürgerschaft spielen mit 152 Verurteilungen wegen Gewaltdelikten durchaus eine Rolle.

Bei den irakischen Asylwerbern wurden im Vorjahr gerade einmal 21 Gewaltdelikte verzeichnet, bei den syrischen Flüchtlingen 31 sowie zwei Sexualstraftaten.

Mehr Drogendelikte

Was die Drogendelikte anbelangt, nimmt die Zahl der aufgegriffenen und verurteilten Afghanen zu: 2015 betrafen immerhin 14 Prozent aller 3045 Verurteilungen von Ausländern nach dem Suchtmittelgesetz afghanische Flüchtlinge (219).

Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl nennt "typische Verstärkungsfaktoren" für die Anfälligkeit von Personen, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen: "Männlich, jung, zwischen 16 und 30, meist mit schlechtem sozialem Status, die sich viel in der Öffentlichkeit herumtreiben."

Wobei unbegleitete Jugendliche eine besonders schlechte Sozialprognose haben: "Wenn mein 20-jähriger Sohn was anstellt, kann ich das als Vater mit der Polizei vielleicht informell regeln. Der unbegleitete Jugendliche fährt eher ein." Auch Sprachprobleme, kulturelle Konflikte und mangelnde Konfliktlösungskompetenz spielen eine Rolle, sagt Kreissl: "Wenn wir einander nach fünf Bier beschimpfen, wird wahrscheinlich nichts passieren, die Afghanen ziehen vielleicht das Messer."

Dass die sexuellen Übergriffe durch Flüchtlinge zugenommen hätten, ist laut Kreissl nicht belegt: "Seit Köln ist die öffentliche Aufmerksamkeit erhöht, daher steigen die Anzeigen." Der Soziologe sagt, er wollte "als junge Frau nach 22 Uhr auf einem Schützenfest in Österreich auch nicht unbedingt gern allein sein."

Verurteilungen 2015

Bei den Gewaltdelikten gab es im Vorjahr 5266 Verurteilungen von Österreichern, 2560 von Ausländern, davon 189 Afghanen.

Bei den Sexualdelikte waren es 294 Verurteilungen von Österreichern, 103 von Ausländern, davon acht Afghanen.

Bei den Drogendelikten gab es 3689 Verurteilungen von Österreichern, 3045 von Ausländern, davon 219 Afghanen.

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