Ute Bock muss Quartiere räumen

Ute Bock muss Quartiere räumen
Weil Gratis-Wohnungen untervermietet wurden, stellt ein Unternehmer ein Flüchtlingsprojekt ein.

Es galt als soziales Vorzeigeprojekt: Seit 2005 stellte der Immo-Unternehmer Hans Jörg Ulreich dem Verein Ute Bock leer stehende Wohnungen zur Verfügung, in denen Flüchtlinge wohnen konnten – so lange, bis die Häuser saniert wurden. Auf Basis eines sogenannten Prekariumsvertrages übernahm Ulreich die Betriebskosten, die Miete wurde als Sachwert gespendet. Rund 150.000 Euro pro Jahr machte das Engagement des Unternehmers aus.
Nun hat die Zusammenarbeit ein abruptes Ende gefunden. „Wir sind nicht nur enttäuscht, sondern fühlen uns auch getäuscht“, teilte Ulreich Bock in dem Kündigungsschreiben mit.

Was war passiert? In Ulreichs Haus in der Großen Sperlgasse (2. Bezirk) waren acht Flüchtlingsfamilien untergebracht. Schon vor mehreren Monaten informierte Ulreich Bock, dass die Bewohner das Haus verlassen müssen, weil es saniert werden soll. Die Absiedelung ging auch reibungslos über die Bühne – bis auf einen Bewohner, der bis heute partout nicht ausziehen will: Es handelt sich um den besachwalteten 74-jährigen M., der 2008 seine Wohnung verlor und von Bock in der Sperl­gasse aufgenommen wurde.

Wie sich jetzt heraus­stellte, hat M. einen un­befristeten Untermietvertrag mit Bock und zahlt dem Verein pro Monat seine 110 Euro an Mietkostenzuschuss und darüber hinaus eine freiwillige monatliche Spende von 300 Euro.

Mittlerweile steht fest: Immer wieder wurden in der Vergangenheit solche Untermietverträge mit Be­wohnern abgeschlossen. Dass die gratis zur Verfügung gestellten Wohnungen von Bock an Dritte vermietet werden, um anschließend dafür öffentliche Gelder zu beziehen, ist für Ulreich ein grober Vertrauensbruch: „Wir schätzen Frau Bock und ihren persönlichen Einsatz sehr. Ein derartiges kauf­männisches Verhalten Menschen und Spendern gegenüber macht uns fassungslos“, betont der Unternehmer.

Räumung

Somit ist das Projekt gestorben. Bock muss die 26 Wohnungen in der Engerthstraße (2. Bezirk) bis November sowie eine Wohnung in der Stammgasse (3. Bezirk) bis Ende Jänner räumen. Betroffen sind mehrere Dutzend Personen. „Jedem, der mittellos ist, stellen wir aber eine Unterkunft zur Verfügung“, heißt es aus Ulreichs Büro.

Welche Organisation die Betreuung der Betroffenen übernimmt, sei noch offen. Ob der Verein Purple Sheep, mit dem Ulreich kooperiert, ein Kandidat ist, will man nicht bestätigen.

Darüber hinaus wird in Sachen Sperlgasse eine Räumungsklage eingebracht.

Doch was sagt Ute Bock dazu? „Die Untermiet­verträge sind notwendig, damit die Betroffenen Sozial­hilfe bekommen.“ Sie habe nicht bedacht, dass dies zu einem Problem mit Ulreich führen könne. Bock räumt aber ein, dass „ich ihn wohl besser zumindest über diese Mietvereinbarungen informieren hätte sollen“.

Persönlich bereichern habe sie sich keinesfalls wollen, betont Bock. „Auch nicht mit den Spenden von Herrn M.“ Das Geld sei in die Betreuung geflossen.
Bock kann nicht ver­stehen, warum Ulreich nach jahrelanger guter Zusammenarbeit so rigoros gegen sie vorgeht. „Ich weiß nicht, was da passiert ist. Er war all die Jahre stets sehr entgegenkommend. Fast möchte man meinen, dass irgendwer im Hintergrund gegen mich arbeitet, der nicht will, dass ich die Wohnungen zur Verfügung gestellt bekomme.“

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