36.000-Euro-Spitalsrechnung für Platzwunde

Familie Frömmel
Oft fallen horrende Spitalskosten an. Rund 70 Österreicher werden heuer im Urlaub sterben.

40.444 Dollar und 74 Cent (rund 36.000 Euro) standen auf der Rechnung, die Hans-Werner Frömmel überreicht wurde. Seine Frau Ingeborg hatte eine Platzwunde am Kopf erlitten. Im Blake Medical Center in Florida wollte man aber auf Nummer Sicher gehen und behielt die Frau eine Nacht im Krankenhaus auf der Intensivstation. Allein zwei Computertomografien schlugen sich mit 11.000 Dollar zu Buche.

Teurer Elefanten(t)ritt

Vor allem in den USA, aber auch in Ländern wie Thailand oder der Türkei haben sich Spitäler auf reiche und gut versicherte Urlauber eingestellt. Oft laufen dabei enorme Kosten an. Bei der Nothilfe-Organisation europ-assistance erinnert man sich an einen Fall, der mehr als 400.000 Euro kostete. Eine Österreicherin war bei einem Elefantenritt abgestürzt und von dem Tier niedergetrampelt worden. Nachdem sie sich einigermaßen erholt hatte, bekam sie beim Rücktransport im Ambulanzflieger einen Zusammenbruch. Der Jet landete deshalb in Dubai, wo die Frau eine weitere Woche im Krankenhaus verbrachte. So kam eine enorme Summe zusammen.

36.000-Euro-Spitalsrechnung für Platzwunde
Rechnung
"Es gibt Leute, die sind ohne Versicherung arm geworden", sagt Hans-Werner Frömmel. Der Linzer Bauunternehmer war – zwei Jahre nach dem eingangs geschilderten Vorfall – heuer im Februar wieder mit seiner Ehefrau wieder in Florida. Und diesmal wurde es sogar noch teurer: "Plötzlich hat meine Frau beim Patience legen den Kopf fallen gelassen", schildert er dem KURIER. "Innerhalb von zehn Minuten waren Feuerwehr, Rettung und Sheriff da. Sie musste neun Tage auf die Intensivstation." Danach wurde sie mit dem Jet von einem deutschen Oberarzt abgeholt und nach Österreich geflogen.

Rechnung folgt

Knapp 200.000 Euro dürften die Behandlungen plus der Heimtransport am Ende kosten – noch ist die Rechnung nicht da. "Meine Versicherung bei der Allianz Global Assistance hat 112 Euro pro Jahr gekostet. Ich kann jedem so etwas empfehlen", sagt der 73-jährige Oberösterreicher.

Rund 70 Österreicher werden laut Schätzung des Außenministeriums heuer während ihres Urlaubs sterben. Am häufigsten handelt es sich dabei um Herzstillstände oder Schlaganfälle, heißt es.

Vor allem ältere Menschen sind das oft heißere Klima am Urlaubsort nicht gewohnt. Da es immer mehr Pensionisten gibt und diese immer mobiler werden, steigt diese Zahl von Jahr zu Jahr. Vor rund zehn Jahren hieß es noch, dass maximal 50 Menschen pro Jahr während einer Urlaubsreise ums Leben kommen.

Tausend Anrufe pro Tag

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ÖAMTC Schutzbrief; Ambulanzjet und Ambulanzwagen; Foto:ÖAMTC
In den Einsatzzentralen der verschiedenen Hilfsorganisationen herrscht im Sommer Ausnahmezustand. Der ÖAMTC etwa rechnet mit durchschnittlich rund tausend Anrufen pro Tag von Urlaubern. Laut Europäischer Reiseversicherung gibt es mit Abstand die meisten medizinischen Notfälle in der Türkei, gefolgt von Thailand. Das hängt vor allem mit dem extrem heißen Klima dort zusammen. Rechnet man diese Zahlen hoch, dann verletzen sich rund 450 Österreicher im Urlaub so schwer, dass sie in ein Spital aufgenommen werden müssen. Insgesamt müssen knapp 1000 Personen aus dem Urlaub früher heimgeflogen werden.

Versichern beruhigt, allerdings gibt es dabei die verschiedensten Anbieter. Diese scheinen penibel darauf zu achten, nur ja nicht miteinander vergleichbar zu sein. So sind manche Urlauber überversichert, andere wiederum weit unterversichert. Manche haben so viele Verträge, dass sie gar nicht wissen, wo sie im Schadensfall einreichen müssen. Doch immer wieder bleiben Geschädigte auf ihren Kosten sitzen.

Richtig versichern ist nicht einfach

Ein Versuch der Arbeiterkammer vor einigen Jahren, alle Reiseversicherungen zu vergleichen, scheiterte kläglich. Nach rund 90 Seiten Auflistung und Durchforstung aller Bedingungen entstand ein Papier, das einer wissenschaftlichen Arbeit glich. Das Fazit lautete: Kein seriöser Vergleich möglich.

Zunächst sollte man sich einmal klar werden, was versichert werden soll. Gepäck? Das Fahrzeug? Die Heimholung bei Unfällen? Und vielleicht auch noch ein Storno?

36.000-Euro-Spitalsrechnung für Platzwunde
Der Reihe nach: Manche Automarken bieten einen Abschleppdienst im Ausland beim Verkauf im Paket mit an. Wenn nicht, lohnt sich ein Schutzbrief des ÖAMTC oder ein ARBÖ-Sicherheitspass. Diese decken vor allem solche Kosten ab (plus eine Heimholung im Krankheitsfalle). Da beides Vereine sind laufen die Abwicklungen meist kulanter. Außerdem organisieren die Clubs sehr viel. Allerdings beinhaltet dies kein Reisestorno.

Noch mehr Service bieten meist Assistancen, wie sie viele Versicherungen anbieten. Eine der größten ist etwa die europ-assistance. Diese hat in den Reiseländern eigene Büros, die alles wie einer Art Concierge-Service abwickeln. Dort kann man sogar anrufen und nach der nächsten Apotheke fragen.

Die meisten Reiseversicherungen der einzelnen Unternehmen werden meist über die Europäische Reiseversicherung abgewickelt. Diese hat in Summe laut eigenen Angaben mehr als 60 Prozent Marktanteil. Dies bietet via www.europaeische.at im Internet verschiedene Pakete an. Dort kann man sich praktisch sein maßgeschneidertes Paket selbst zusammenstellen.

Kreditkartenpakete

Manche Kreditkarten bieten Versicherungs-Pakete an, die teilweise extra kosten und manchmal nur gelten, wenn der Urlaub mit Karte bezahlt wird. Deshalb lohnt es sich, das Kleingedruckte zu lesen. Diese Pakete haben den Nachteil, dass man sich alles selbst organisieren muss.
Reine Stornoversicherungen sind wenig empfehlenswert, sie kosten meist so viel wie ein Gesamtpaket mit inkludierter Heimholung.

Den aller undurchsichtigsten Dschungel bieten allerdings die Autovermieter. Hier lohnt es sich ganz genau zu schauen, welche Kosten abgedeckt sind und wie hoch der Selbstbehalt ist. Mitunter wird versucht, einem vor Ort noch einmal das gleiche Paket anzudrehen. Bei europcar etwa werden zum Selbstbehalt dubiose Spesen dazugerechnet, die noch einmal mehr als die Hälfte zusätzlich ausmachen können.

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