Viele Höfe in ihrer Existenz gefährdet

Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser: Familie Kollmann aus Wolfsthal
Millionenschäden für Landwirte in Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark.

Am Acker ist kein einziger Kürbis mehr. Die sind schon alle Richtung Slowenien geschwommen." Auf zweieinhalb Hektar hat Josef Reinisch Kürbisse angebaut, doch die Hälfte davon ist nach dem Unwetter vom Wochenende hinüber. "Du kannst nur zuschauen, wie’s regnet und nichts machen", schilderte der Landwirt aus Wagna in der Südsteiermark.

Wie ihm geht es vielen Bauern im Bundesland. 8000 Hektar Nutzfläche wurden insgesamt überflutet, meldete die Landwirtschaftskammer gestern. Es traf vor allem Kulturen von Mais, Kürbis, Chinakohl und Salat: Kammerdirektor Werner Brugner bezifferte den Schaden mit zwölf Millionen Euro. "Die Situation ist für viele Höfe existenzbedrohend." Bis die Bauern ihre Äcker wieder mit schwerem Gerät befahren können, dürften bis zu drei Wochen vergehen.

Drei Meter hoch

Es war ein außergewöhnlich heftiger Regen, der in großen Teilen Österreich Schaden anrichtete. Allein in der Süd- und Oststeiermark fiel binnen sechs Stunden so viel Niederschlag, dass der Mais auf den Äckern nur 30 Zentimeter hoch aus dem Wasser ragte diese Pflanzen messen jedoch drei bis vier Meter. 3500 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um Keller abzupumpen und Hänge abzusichern. Die ÖBB-Strecke zwischen Leibnitz und Spielfeld bleibt bis Donnerstag nach Murenabgängen gesperrt.

Viele Höfe in ihrer Existenz gefährdet
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Auch Gewerbebetriebe nahmen Schaden: Bernd Triebels Fleischerei in Bad Gleichenberg stand einen Meter hoch unter Wasser. Die Geräte sind nass, wenn nicht kaputt, seufzte der Meister. "Ich kann damit nichts produzieren, muss mir Maschinen leihen. Ich muss ja schauen, dass der Betrieb weitergeht." Er schätzte den finanziellen Schaden auf 100.000 Euro. Einen Schwerverletzten forderte der Regen indirekt Montagfrüh: Ein Winzer aus Glanz verunglückte mit dem Traktor auf dem durchnässten Boden seines steilen Weingartens.

Im Burgenland wurden gestern die Schäden deutlich sichtbar. "So etwas haben wir noch nie erlebt, es war eine Katastrophe", bilanzierte Jennersdorfs Bürgermeister Willi Thomas. Er war – gemeinsam mit insgesamt 600 anderen Feuerwehrleuten im Bezirk – selbst im Einsatz. "Das Wasser ist blitzschnell gekommen, manche Keller waren eineinhalb Meter überflutet. Die Autos sind in den Garagen geschwommen." 40 bis 45 Objekte habe es in Jennersdorf getroffen.

Viele Höfe in ihrer Existenz gefährdet
Jennersdorf

Doppelt traf es Landwirt Robert Ehrenhofer. Seine Felder wurden überschwemmt, auch seine Einkaufspassage im Jennersdorfer Ortszentrum stand komplett unter Wasser. "Wir hoffen, dass wir in den Geschäften jetzt nicht auch den Estrich rausstemmen müssen", bangte Ehrenhofer, der seinen Schaden mit mehreren Hunderttausend Euro beziffert. Jennersdorf will nun etwa vier Millionen Euro in den Bau neuer Hochwasserschutzbecken investieren.

Teich überflutet

In Niederösterreich gab es die meisten Probleme in den Bezirken Baden und Bruck/Leitha. In Wolfsthal etwa trat ein Teich über die Ufer, das Wasser floss über einen abschüssigen Hang in angrenzende Häuser – und zwar im Laufe des Sonntags gleich drei Mal. "Das Wasser ist im Haus 40 Zentimeter hoch gestanden", berichtete René Kollmann, im Garten war es sogar ein dreiviertel Meter. Sechs Hühner ertranken im Stall, das Haus der Familie ist verwüstet. Im Bezirk Neunkirchen wurde die S6 bei der Raststation Natschbach geflutet. Die Unterführung der Abfahrt stand 1,5 Meter unter Wasser.

In Frantschach/St. Gertraud in Kärnten geriet indes ein Hang ins Rutschen, eine 20 Meter lange Stützmauer in der Nähe eines Wohnhauses am Limberg sackte ab: Ein Lagergebäude droht abzurutschen, das Haus sei aber nicht gefährdet, heißt es.

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Bilder vom Hochwasser

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