Unterschiede zwischen Lkw-Modellen bei „totem Winkel“

Unterschiede zwischen Lkw-Modellen bei „totem Winkel“
Verkehrsclub Österreich fordert Fahrerkabinen mit großem Sichtfeld.

Bei den Lkw-Modellen gibt es sehr große Unterschiede hinsichtlich des „toten Winkels“. Darauf machte der VCÖ (Verkehrsclub Österreich) unter Berufung auf eine am Dienstag veröffentlichte britische Studie aufmerksam. In der EU werden pro Jahr rund 1.000 Fußgänger und Radfahrer durch Lkw tödlich verletzt, hieß es in einer Aussendung des VCÖ, der Fahrerkabinen mit großem Sichtfeld fordert.

In Österreich sind Lkw den Angaben zufolge in rund drei Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert, der Anteil an den tödlichen Unfällen ist mit rund 14 Prozent fast fünf Mal so hoch. 2015 seien in Österreich 66 Menschen bei Verkehrsunfällen mit Lkw-Beteiligung gestorben. Damit waren Lkw an jedem siebenten tödlichen Verkehrsunfall beteiligt, errechnete der VCÖ.

„Sicherheitsrisiko“

„Lkw mit einem großem 'toten Winkel' sind ein enormes Sicherheitsrisiko für die schwächsten Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Radfahrer und hier insbesondere für Kinder und ältere Menschen“, warnte der Verkehrsclub. „Einzelne Modelle zeigen, dass es möglich ist, Lkw so zu konstruieren, dass sie für den Fahrer auch ohne Spiegel de facto keine uneinsehbaren Bereiche aufweisen“, erklärte VCÖ-Experte Markus Gansterer.

Eine von Transport & Environment, einem europäischen Dachverband von Verkehrsorganisationen inklusive des VCÖ, veröffentlichte Studie zeigt, dass manche 40-Tonner einen doppelt so großen toten Winkel aufweisen wie das beste Modell. In den im Ortsgebiet häufig eingesetzten Liefer-Lastwagen reiche der Unterschied bei den untersuchten Modellen demnach von de facto kein „toter Winkel“ bis zu einem nicht direkt einsehbaren Bereich von insgesamt 2,7 Metern. Bei der britischen Studie wurden die am häufigsten verkauften neuen Lkw-Modelle untersucht.

Unfälle beim Abbiegen

Vor allem beim rechts Abbiegen der Lkw kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen, weil Fußgänger oder Radfahrer vom Lkw-Fahrer nicht gesehen werden. „Die Lösung liegt bei Niederflur-Fahrerkabinen“, erklärte VCÖ-Experte Gansterer. Ein Lenker von Lkw mit „Low entry“-Kabine habe ein gutes Sichtfeld, was die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls infolge des „toten Winkels“ drastisch senkt. Die Sitzhöhe des Fahrers – je höher, desto schlechter – sei ein kritischer Faktor beim Sichtfeld des Fahrers, um eine Verkehrssituation genauestens überblicken zu können, so die Studie.

Der VCÖ und sein europäischer Dachverband „Transport & Environment“ setzen sich nach Angaben des Verkehrsclubs dafür ein, dass alle Klein-Lkw und Lieferwagen solche Niederflur-Fahrerkabinen erhalten, während gleichzeitig sichergestellt wird, dass alle anderen Lkw-Typen zumindest mit Fahrerkabinen, mit den zurzeit besten Bedingungen und minimalsten toten Winkeln, ausgestattet werden. Die Europäische Kommission erarbeitet derzeit neue Sicherheitsbestimmungen für Fahrzeuge. Doch die Vorgaben für ein verbessertes Sichtfeld für neuzugelassene Lastkraftwagen sollen demnach erst ab Jahr 2028 gelten.

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