"Unser Glück hält sich in Grenzen": Schwule Pfadfinder polarisieren

Philipp Pertl findet die Rainbow-Uniform passender als nackte Haut.
Homosexuelle Pfadfinder setzen sich bei der Demo für Toleranz ein – in ihrer Uniform.

Nackte Haut, Bodypainting, Lack und Leder – die Regenbogenparade ist bekannt für freizügige Outfits. An die 150.000 Teilnehmer werden am 14. Juni bei der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Demo auf der Wiener Ringstraße erwartet. Darunter auch eine kleine Gruppe homosexueller Pfadfinder: die "Rainbow Scouting Austria" (RSA). Bei der größten Kinder- und Jugendorganisation Österreichs ist darüber allerdings nicht jeder erfreut.

Wie der KURIER berichtete, gründeten der ehemalige Sprecher der Pfadfinder, Philipp Pertl, und der Bundesbeauftragte für Guides und Späher (das ist die Gruppe der 10- bis 13-Jährigen), Günther Marincelj, die "Initiative homo/bi/transsexueller Pfadfinder und Pfadfinderinnen". Ihr Logo ist die Schwertlilie in den Farben des Regenbogens. Ziel der privaten Initiative ist es, Unwissenheit und Vorurteile gegenüber schwulen Pfadfindern bzw. Gruppenleitern zu beseitigen und eine positive Atmosphäre zu schaffen.

Für ihre Newsletter durfte die RSA immer wieder die offiziellen Infokanäle der Wiener Landesgruppe bedienen. Das Wort "homosexuell" war in den Aussendungen aber tunlichst zu vermeiden.

Keine nackte Haut

Nicht zuletzt motiviert durch den Erfolg von Conchita Wurst beim Song Contest wollen die schwulen Pfadfinder nun noch deutlicher in Erscheinung treten. Darum sind sie mit einem Truck auf der Regenbogenparade vertreten. Statt Bodypainting und SM-Kostümen wollen sie ihre Pfadfinder-Uniformen tragen. "Nackte Haut würde bei uns nicht passen", sagt Pertl. "Uns geht es um Toleranz. Wir wollen einfach zeigen, dass es schwule und lesbische Pfadfinder gibt."

Die freizügige Demo erachten aber nicht alle Entscheidungsträger als adäquaten Rahmen. "Wir können damit leben. Aber unser Glück hält sich in Grenzen", meint der Wiener Pfadfinder-Präsident, Karl Homole. Der ÖVP-Bezirksvorsteher von Währing sieht allerdings "keine Möglichkeit, das zu verbieten". Man werde jedenfalls "alles unterlassen, was dem Thema zusätzlichen Stellenwert geben könnte".

Auch Österreich-Präsident Franz Stelzer ist mit der Teilnahme der RSA an der Regenbogenparade nicht restlos glücklich. "Dieses Schrille und Freizügige ist nicht unser Stil", sagt er. Prinzipiell sei der Einsatz für Toleranz und Gleichberechtigung aber toll. "Diversität wird bei uns eben wirklich gelebt." www.rainbowscouting.at

Die Pfadfinder

International: Die Pfadfinder sind mit 38 Millionen Mitgliedern in 169 Ländern und Territorien die weltweit größte Jugendbewegung.

Österreich: Bundesweit gibt es rund 85.000 Pfadfinder in 300 Gruppen. Die Leiter arbeiten ehrenamtlich. Die Organisation bekennt sich zu einer freien demokratischen Gesellschaftsordnung. Sie ist interkonfessionell und überparteilich.

Kommentare