Uni sucht Mäzene für 430 Sessel

Bis auf den denkmalgeschützten Lesesaal wird der Komplex der Uni-Bibliothek runderneuert. Der Bau des Hörsaals beginnt in einem Jahr.
Für 280 Euro gibt es Namens- und Spruchtafeln an der Bestuhlung eines neuen Hörsaales.

"Schreiben Sie mit am größten Geschichtsbuch der Welt. Stiften Sie einen Sitzplatz mit Geschichte", lockt die Uni Graz auf ihrer Homepage und bietet Sessel feil. 430 Stück insgesamt: Wer mag, kann 280 Euro spenden und bekommt damit seine persönlich gewidmete Sitzgelegenheit in einem neuen Hörsaal. Samt Namenstäfelchen und weisem Spruch, den sich der Stifter aussuchen kann.

Die Aktion richtet sich vorwiegend an ehemalige Studierende, weniger an Firmen, die in dem Projekt günstige Werbefläche wittern könnten. "Uns geht’s um Personen, um Alumni und Freunde der Uni", beschreibt Beatrice Weinelt vom Absolventenverein "Alumni Uni Graz", die die Kampagne erfunden hat und nun organisiert. "Wir hören immer wieder von Absolventen, wie können wir die Universität unterstützen? Sie möchten nicht einfach irgendwas geben, sondern schon die Menschen selbst erreichen."

4200 Mitglieder hat der Absolventenverein, der heuer zehn Jahre alt wird. "Wir erreichen aber insgesamt 20.000, sind damit also ein sehr großer Verein", schildert Weinelt. Das mache sie zuversichtlich, die 430 Stifter spätestens bis zum Frühjahr 2016 gefunden zu haben. Gestartet wurde die Aktion erst vor vier Tagen, gestern, Dienstag, waren 22 Sessel vergeben.

Es darf auch lustig sein

Die Stühle bekommen auf der Rückseite nicht nur die Namenstafeln ihrer Stifter, sondern auch kurze Weisheiten: "Die dümmste Frage ist die nicht gestellte", wird auf Sessel Nummer 1591 zu lesen sein, während Sessel Nummer 1586 mit dem Uni-Leitspruch aufwartet: "Hab’ Spaß am Denken!" Jeder Spruch sei erlaubt, schmunzelt Weinelt. "Es kann auch gerne etwas Schräges sein, natürlich aber nichts Sexistisches oder Unflätiges." Abgewickelt wird das alles über eine eigene Homepage.

Durch das Projekt soll nicht nur Geld hereinkommen, sondern auch die Bindung der Absolventen an die Universität gestärkt werden. "280 Euro sind ein Betrag, bei dem man sagt, das geht noch", meint Weinelt. Als die TU Graz vor ein paar Jahren auf ihrer Homepage um Spenden für die Institution bat, wurde die Aktion belächelt. Die Gefahr sieht Weinelt hier nicht. "Es ist ja keine Bedürftigkeit dahinter, im Gegenteil. Es ist eine Einladung zum Mitmachen. Und die Widmung bleibt, so lange es den Hörsaal gibt."

Der wird Jahrzehnte in Gebrauch sein, derzeit läuft der Architektenwettbewerb für ein großes Vorhaben: Um rund 28 Millionen Euro wird das Bibliotheksgebäude runderneuert, ausgenommen ist der denkmalgeschützte Lesesaal. Der Bau des "Alumni-Hörsaales" ist ein Teil des Projekts.

http://430sesselfuerunigraz.at

Kommentare