Umstrittenes Deserteurs-Denkmal hat endlich einen Platz gefunden

Am Sonntag wurden am Friedhof zwei Kupfertafeln enthüllt, die an die grausame Razzia der Gestapo am 2. Juli 1944 erinnern.
Gemeinde Goldegg stemmte sich gegen geplanten Standort, Gebietskrankenkasse gab dem Denkmal Asyl.

Denkmäler für die Opfer des Zweiten Weltkriegs gibt es viele. Für jene, die sich dem NS-Regime widersetzt haben, gibt es derzeit nur ein einziges in Österreich: In Goldegg wird am Freitag ein Gedenkstein für jene Deserteure enthüllt, die bei einer Razzia der Gestapo am 2. Juli 1944 in Goldegg im Pongau erschossen, gefoltert oder in Konzentrationslager verschleppt wurden. Der Standort auf einem Grundstück der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) ist eine Notlösung. Das Denkmal ist in der 2500-Seelen-Gemeinde heftig umstritten.

Brigitte Höfert, Tochter des damaligen Anführers Karl Rupitsch, hatte sich die Steinplatte mit 14 Namen der Deserteure im Schlosspark im Zentrum gewünscht. Der Gemeinde stemmt sich dagegen. Bürgermeister Johann Fleißner (ÖVP) wäre das Ufer des Böndlsees, wo sich die Kriegsdienstverweigerer versteckt hatten, lieber: "Ein Denkmal gehört an den Ort des Geschehens und nicht an einen stark frequentierten Platz wie den Schlosshof."

SGKK-Obmann Andreas Huss hat dem Denkmal im Park vor dem Erholungsheim jetzt "Asyl" gegeben. "Ich halte es für ein wichtiges Signal. Goldegg sollte stolz darauf sein, dass es in ihrer Gemeindhistorie Menschen gibt, die den Mut hatten, sich gegen das Regime zu stellen", erklärt er. 2009 hat der Nationalrat alle NS-Urteile gegen Deserteure aufgehoben und sie rehabilitiert.

Unschuldige getötet

In Goldegg sind die Ansichten dazu gespalten, erklärt Bürgermeister Fleißner. "Die Volksmeinung ist, dass Rupitsch mit seinem lauten Widerstand viele in den Tod gerissen hat. Auf der Suche nach den Deserteuren sind Unschuldige verschleppt worden. Der Groll sitzt noch immer tief", erklärt er.

"Das verfolgt mich bis heute jede Nacht", sagt zum Beispiel Thaddäus Hochleitner, der damals als Zwölfjähriger mitansehen musste, wie seine Brüder Simon und Alois von Gestapo-Beamten grausam ermordet wurden. Gemeinsam mit seinen anderen beiden Brüdern Johann und Ernst nahm er vergangenen Sonntag an der Enthüllung zweier Gedenktafeln am Friedhof von Goldegg teil.

Diese entstanden auf Initiative von Dechant Alois Dürlinger, der auch den Text auf den Kupfertafeln verfasst hat. "Auch, wenn das gegenseitige Zuhören nach 70 Jahren noch schwer fällt, so sollen diese Tafeln ein Zeichen der Versöhnung sein", sagte er bei der feierlichen Segnung und trifft damit genau den Ton, den auch Bürgermeister Fleißner im Sinn hat: "Der Standort bei der Gebietskrankenkasse ist nur eine Übergangslösung, bis die Diskussion hier im Ort einen Schritt weiter ist. Vergangenheitsbewältigung braucht Zeit und viel Engagement."

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