Überlebende schildern Absturz ihres Freundes

Das Tiroler Expeditionstrio Gerhard Fiegl (27), Alexander Blümel (28) und Hansjörg Auer (31) - von links - am Gipfel des Nilgiri Süd (6.839 Meter) in Nepal nach Erstbegehung der Südwand. Beim Abstieg verunglückte Fiegl.
27-jähriger bleibt am Nilgiri in Nepal verschollen. Überlebende Expeditionsteilnehmer in Trauer.

Noch immer fehlt jede Spur von Gerhard Fiegl – jenem Tiroler, der am 26. Oktober vor den Augen seiner Freunde und Landsmänner bei einer Profi-Expedition auf den 6839 Meter hohen Nilgiri Süd in Nepal 800 Meter in die Tiefe gestürzt ist. Am Mittwochnachmittag haben sich die beiden Überlebenden, Alpin-Star Hansjörg Auer und der Bergsteiger Alexander Blümel, schriftlich zu dem Unglück zu Wort gemeldet.

Erschöpfung

"Am Gipfel lagen wir uns noch in den Armen und freuten uns gemeinsam über die erfolgreiche Besteigung der Südwand", erzählt Auer über die Erstbegehung. Doch Fiegl litt unter schwerer Erschöpfung. Beim Abstieg musste das Trio, wenige hundert Meter unter dem Gipfel ein Biwak einrichten und darin übernachten. Bei einem erneuten Abstiegsversuch bei großer Kälte und starkem Wind ereignete sich dann das Unglück. Gegen 14 Uhr habe Fiegl am Südwestgrat des Nilgiri Süd auf 6050 Metern das Gleichgewicht verloren und sei 800 Meter in die Tiefe gestürzt.

"Wenn ein langjähriger Freund vor deinen Augen in den Tod stürzt, verliert in diesem Moment alles andere an Bedeutung. Unsere gemeinsame Expedition hätte kein schlimmeres Ende nehmen können. Wir sind alle sehr traurig", sagt Auer, der mit dem Verunglückten in Umhausen im Ötztal aufgewachsen ist.

Aufgrund des schlechten Wetters konnte erst zwei Tage nach dem Absturz ein erster Suchflug gestartet werden, der wie auch weitere danach erfolglos blieb. Seit dem Unglück vor mehr als einer Woche sind mindestens 1,5 Meter Schnee auf dem Nilgiri gefallen. Der 27-Jährige bleibt vorerst verschollen. Auer und Blümel sind am vergangenen Sonntag wieder nach Tirol zurückgekehrt. Sie blieben unverletzt.

Überlebende schildern Absturz ihres Freundes
Das Tiroler Expeditionstrio Gerhard Fiegl (27), Alexander Blümel (28) und Hansjörg Auer (31) schafft eine Erstbegehung der Südwand am Nilgiri Süd (6.839 Meter) in Nepal. Beim Abstieg vom Gipfel kam Fiegl ums Leben. Am 26. Oktober gegen 14 Uhr verlor Gerhard Fiegl am Südwestgrat des Nilgiri Süd das Gleichgewicht und stürzte vor den Augen seiner Freunde rund 800 Meter in die Tiefe.
Auer hat sich in der Alpin-Szene in den vergangenen Jahren unter anderem mit Free-Solo-Klettereien in schwierigsten Wänden einen Namen gemacht. Blümel und Fiegl gelten ebenfalls als äußerst erfahrene Bergsteiger. Gemeinsam war das Tiroler Expeditions-Trio am 5. Oktober nach Nepal aufgebrochen. Ziel war es, die bislang noch unbezwungene Südwand des Nilgiri Süd zu durchsteigen. Am 25. Oktober gegen 11 Uhr Vormittag erreichten die Profi-Bergsteiger laut eigenen Angaben nach drei Tagen äußerst schwieriger und anspruchsvoller Kletterei durch die mehr als 1.500 Meter hohe Wand den Gipfel.

Wenig später registrierten Auer und Blümel bei Fiegl starke Erschöpfungserscheinungen. Nach der Biwak-Nacht versuchte ein Freund im Basislager eine Hubschrauberrettung zu organisieren, die jedoch aufgrund der Witterung nicht möglich war. Fiegl stürzte laut Auer an einer vermeintlich leichteren Stelle ab. Ständiges Klettern am Seil sei bei so einer Tour weder möglich noch üblich, wie der Profi auf Nachfrage erklärte, warum Fiegl nicht gesichert war.

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