Trotz Anfeindungen Kurse für Flüchtlinge

Im Kinderbecken absolvieren Asylsuchende aus Feistritz Schwimmeinheiten
Retter, deren Auto zerstört wurde, intensivieren Schwimmunterricht für Asylwerber.

Eine Vielzahl von Beschimpfungen im Internet und eine Attacke auf ein Einsatzfahrzeug ernteten Kärntens Rettungsschwimmer Anfang Juni. Damals war bekannt geworden, dass sie wegen der Gefahren, die an vielen Seen und Freibädern in Kärnten lauern, vermehrt Flüchtlingen das Schwimmen beibringen. Von den Anfeindungen unbeeindruckt starteten in den vergangenen Wochen in Kärnten Zusatzkurse für Flüchtlinge. Der KURIER war im Freibad Paternion, Bezirk Spittal, dabei.

"Schaut mal, was ich nach drei Einheiten kann", sagt Quadir aus Afghanistan und köpft in Paternion ins Becken. Die Schwimmbewegungen sind perfekt, der 16-Jährige krault davon. 36 Burschen, unbegleitete Minderjährige im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, haben sich hier versammelt. Die Fortgeschrittenen frequentieren die Wasserrutsche; andere halten sich im Kinderbereich auf, weil sie noch auf Schwimmhilfen angewiesen sind.

Untergebracht sind die 36 jungen Männer in einem Haus des Samariterbundes, wenige Kilometer entfernt in Feistritz an der Drau. "Nach dem Fußballspielen sind sie stets übermütig in den Fluss gehüpft. Allerdings konnten nur zwei Personen schwimmen. Also haben wir uns an die Wasserrettung gewandt, um ihnen einen Schwimmkurs zu ermöglichen", erzählt Karin Schaar vom Samariterbund.

"Die Burschen sind sehr motiviert. Das beweist schon der Umstand, dass sie stets einen 40-minütigen Fußmarsch von Feistritz nach Paternion auf sich nehmen, um den Kurs zu besuchen", berichtet Wasserretter Wolfram Krenn. Farhad aus Afghanistan saß anfangs mit T-Shirt und Short bekleidet am Beckenrand, er hat noch Defizite. "Ich nehme den Ramadan ernst, da soll man vor Sonnenuntergang nicht mit Wasser in Berührung kommen", klärt er auf. "Jetzt bin ich in den Kurs eingestiegen. Ich habe einiges nachzuholen."

Leichtsinn

Der bezahlte Unterricht umfasst zehn Einheiten zu je einer Stunde. "Die Flüchtlinge sind den Umgang mit dem Wasser nicht gewohnt und hüpfen hinein, weil sie es bei den Einheimischen sehen. Dieser Leichtsinn kann gefährlich werden", betont Katharina Eichkitz von der Wasserrettungs-Einsatzstelle Wernberg. Vier Asylwerber, die nicht oder unzureichend schwimmen konnten, sind in diesem Sommer in Österreich bereits ertrunken.

"Wir sehen es daher weiterhin als unsere Pflicht, den Flüchtlingen dieselben Möglichkeiten zu geben wie den Einheimischen", erklärt Eichkitz. Die Zahl der Schwimmkurs-Anfragen von Heimverwaltern und diversen Initiativen steige stetig weiter an.

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