Tödlicher Billa-Überfall: Ahnungsloser Chauffeur aus U-Haft entlassen

Brisante Wende nach dem tödlichen Billa-Überfall
Haft-Richter sieht keinen dringend Tatverdacht mehr und glaubt der Verantwortung von Wolfgang A., nichts gewusst zu haben.

Im Fall des getöteten Polizisten hat das Landesgericht Wien, sprich der Haftrichter, heute in der Früh den Verdächtigen Wolfgang A., den Vermieter und ahnungslosen Chauffeur des späteren Täters, nach rund acht Wochen U-Haft entlassen. Der Haftprüfungstermin war um 08.30 Uhr anberaumt. Das bestätigt sein Strafverteidiger Wolf-Dieter Schärf dem KURIER. "Es besteht kein dringender Tatverdacht mehr, weil die Angaben meines Mandanten, die er gemacht hat, stimmen. Auch die Gegenbeweise belegen die Version meines Mandanten", sagt Schärf im Gespräch mit dem KURIER. "Der Richter glaubt ihm und der Staatsanwalt, so sage ich nun einmal, auch. Er hat nichts gewusst von der kriminellen Vergangenheit des Täters und hat in nur zur 'Arbeit gefahren'. Mein Mandat hat in einem China-Lokal auf den Mann gewartet, weil dieser gesagt hatte, er brauche nur eine Stunde. Mein Mandant wartete, dass er zurückkommt." Nachsatz: "Er war tatsächlich ahnungslos."

Wahrscheinlich keine Beschwerde

Wolfgang A. wurde am Freitag von seinem Verteidiger aus der Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt abgeholt. Die zuständige Staatsanwältin hat keine Erklärung abgegeben. Sie hat drei Kalender-Tage Zeit, so will es das Gesetz, um Beschwerde gegen die Enthaftung einzulegen. Deadline ist somit am Montagabend. Dem Vernehmen nach wird die Staatsanwaltschaft Wien aber keine Beschwerde gegen die Enthaftung durch den Richter einlegen.

Zur Erinnerung: Am Samstag, den 2. Juli 2016, hatte ein 49-jähriger Mann eine Billa-Filiale auf der Hütteldorfer Straße überfallen und drei Angestellte gefesselt. Ein Mitarbeiter konnte jedoch Alarm auslösen. Auf die eingetroffenen Polizisten eröffnete der gebürtige Bosnier ohne Vorwarnung mit einer Beretta-Pistole das Feuer. Dabei wurde ein Polizeischüler angeschossen und schwer verletzt und ein Polizist aus Kärnten am Kopf de facto tödlich getroffen. Aus Rücksicht auf seine Familie hielt sich die Polizei mit entsprechenden Informationen lange zurück. Der Täter wurde von Beamten der Sondereinheit Wega gestellt und erschossen. In weiterer Folge der Ermittlungen wurde der Jurist und frühere Vertriebs-Manager Wolfgang A., bei dem der Bosnier zur Untermiete wohnte, festgenommen, und es wurde über ihn die U-Haft verhängt. Wolfgang A. hatte den späteren Täter laut eigenen Angaben mit einem Carsharing-Auto „zur Arbeit gebracht“. Tatsächlich hat er den Bosnier direkt zum späteren Tatort chauffiert - aber offenbar, ohne etwas von dem geplanten Verbrechen geahnt oder gewusst zu haben. Wolfgang A. ging daraufhin in ein Gasthaus. A. hatte von Anfang an alle Vorwürfe einer allfälligen Mitwisserschaft vehement bestritten.

Hier finden Sie das Video eines Augenzeugen von dem Polizeieinsatz:

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