Tod bei Party: Für Justiz bleibt der Mordverdacht

Polizisten fanden nach Tagen Marcels Leiche in Ungarn.
Jugendlicher erschossen: 16-jähriger Verdächtiger verteidigt sich nun mit einer Unfallversion.

Unfall, nicht Absicht: Die Verteidigungslinie des 16-jährigen Grazers steht fest. Der Schuss, der den gleichaltrigen Marcel getötet hat, habe "sich gelöst". Die Obduktion ergab jedoch, dass der junge Villacher an einem gezielten Kopfschuss starb.

Die Justiz bleibt also dabei: "Wir ermitteln wegen des Verdachts des Mordes und der Vergewaltigung. Deshalb sitzt der Jugendliche ja auch in U-Haft", betont der Grazer Staatsanwalt Hansjörg Bacher ausdrücklich. "Alles andere ist Spekulation."

Seit einer Woche versuchen Justiz und Polizei zu klären, was in der Nacht zum 22. Juni in dem Partykeller in Graz-Geidorf passiert ist. Fakt ist: Ein 14-jähriges Mädchen zeigte eine Vergewaltigung an und brachte so die Ermittlungen ins Rollen. Es beobachtete auch, dass Marcel erschossen wurde.

Mehrere Tatversionen

Über das Motiv kursieren aber mehrere Versionen: Der Grazer habe aus Rache geschossen, weil ihn der Kärntner zur Vergewaltigung einer 14-Jährigen gezwungen habe. Kolportiert wird auch, dass er versucht habe, Marcel mit dem Gewehr vom erneuten Missbrauch des Mädchens abzubringen.

Neu dazugekommen ist die Version, die von News aufgegriffen wurde und sich als Verteidigungslinie herauskristallisiert. Der 16-Jährige behauptet, er habe nicht absichtlich geschossen. Beim Hantieren habe sich der Schuss aus dem geladenen Gewehr gelöst. Gemeinsam mit seinem Großvater, 86, soll er die Leiche in Ungarn verscharrt haben, am Dienstag wurde sie entdeckt.

Staatsanwalt Bacher will über die möglichen Tatabläufe nichts sagen. Es seien noch zu viele Fragen offen: Ausständig ist noch die ballistische Auswertung des Projektils, ebenso das toxikologische Gutachten. Denn der Verdächtige als auch das Vergewaltigungsopfer sprechen davon, dass jede Menge Drogen konsumiert wurden. Im Partykeller wurden allerdings keine Hinweise darauf gefunden. Das Mädchen wurde gestern zum ersten Mal gerichtlich einvernommen.

Seit gestern ist übrigens auch der Großvater des mutmaßlichen Schützen wieder frei: Er wurde aus der U-Haft entlassen, weil in seinem Fall keine Verdunkelungsgefahr mehr besteht. Sein Enkel bleibt weiterhin in U-Haft.

Einen Tag, nachdem Marcels Leiche in einem Waldstück in Ungarn gefunden wurde, steht fest: Der 16-Jährige wurde durch einen gezielten Schuss aus einem Kleinkalibergewehr in den Kopf getötet.

Der mutmaßliche Schütze selbst hat die Polizisten zu der Stelle in Rabafüzes nahe der österreichischen Grenze geführt: Wie berichtet, soll er den gleichaltrigen Grazer aus Rache getötet haben weil er ihn gezwungen habe, ein 14-jähriges Mädchen zu vergewaltigen. Sein Großvater soll ihm geholfen haben, die Leiche zu beseitigen: Im Auto der Mutter sollen sie sie nach Rabafüzes gebracht und dort in einem Erdloch verscharrt haben. Dienstagmittag wurde der schwarze Müllsack mit der Leiche gefunden.

Alle drei Jugendlichen sollen in der Nacht zum 22. Juni unter Drogeneinfluss gestanden sein; welcher Art, steht noch nicht fest. Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung dürften laut Staatsanwalt Hansjörg Bacher erst in ein bis drei Wochen vorliegen.

Enthaftungsantrag

Sowohl der mutmaßliche Schütze als auch sein Großvater sitzen in Untersuchungshaft. Im Fall des 86-Jährigen hat dessen Anwalt allerdings einen Enthaftungsantrag gestellt: Weil die Leiche gefunden wurde, falle der Haftgrund Verdunkelungsgefahr weg. Darüber soll vermutlich am Donnerstag entschieden werden. Dann wird auch das Vergewaltigungsopfer erstmals kontradiktorisch von der Justiz einvernommen, das traumatisierte Mädchen wird nach wie vor psychologisch betreut. Die 14-Jährige hat die Polizei erst auf die Spur der Bluttat in dem Partykeller in Graz-Geidorf gebracht. Gegen die Mutter des Jugendlichen wird ebenfalls ermittelt: Ihr wirft die Justiz vor, bei der Vertuschung des Falles geholfen zu haben, das gilt als Beweismittelunterdrückung.

Der mutmaßliche Täter selbst wies den Polizisten den Weg: Dienstagmittag wurde die Leiche des 16-jährigen Marcel im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet gefunden. Der Kärntner wurde vor zehn Tagen in Graz erschossen.

Tod bei Party: Für Justiz bleibt der Mordverdacht
Der gleichaltrige Verdächtige wurde zu einer Art Ortsaugenschein nach Szentgotthard-Rabafüzes in Ungarn gebracht. Der Jugendliche konnte die exakte Stelle zeigen, an der die Leiche vergraben war: Die Beamten entdeckten in dem Waldstück einen schwarzen Müllsack, aus dem Leichenflüssigkeit austrat, bestätigte der Grazer Staatsanwalt Hansjörg Bacher.
Tod bei Party: Für Justiz bleibt der Mordverdacht
APA19168156-2_01072014 - SZENTGOTTHARD-RABAFÜZES - UNGARN: ZU APA0423 VOM 01.07.2014 - Im Zusammenhang mit dem Fall einer Vergewaltigung und Tötung in einem Grazer Partykeller ist am Dienstag, 01. Juli 2014, in Ungarn eine Leiche gefunden worden. Wie die Staatsanwaltschaft Graz bekannt gab, wurde ein Plastiksack, aus der Leichenflüssigkeit austrat, in einem Wald in Szentgotthard-Rabafüzes in Ungarn nahe der Grenze ausgegraben. Im Bild: Ermittler an der Straße vor dem Fundort. FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU

Noch fehlt das Ergebnis der Obduktion, sie soll im nächstgelegenen gerichtsmedizinischen Institut vorgenommen werden. Doch laut Bacher handle es sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" um die Leiche des Villachers. Spätestens heute, Mittwoch, soll das Ergebnis vorliegen.

Rache nach Missbrauch

Tod bei Party: Für Justiz bleibt der Mordverdacht
APA19168244-2_01072014 - SZENTGOTTHARD-RABAFÜZES - UNGARN: ZU APA0423 VOM 01.07.2014 - Im Zusammenhang mit dem Fall einer Vergewaltigung und Tötung in einem Grazer Partykeller ist am Dienstag, 01. Juli 2014, in Ungarn eine Leiche gefunden worden. Wie die Staatsanwaltschaft Graz bekannt gab, wurde ein Plastiksack, aus der Leichenflüssigkeit austrat, in einem Wald in Szentgotthard-Rabafüzes in Ungarn nahe der Grenze ausgegraben. FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Durch die Obduktion dürfte sich nun auch endlich der Tatablauf nachvollziehen lassen. Wie berichtet, soll eine Party in Graz-Geidorf wegen Drogenmissbrauchs eskaliert sein: Eine 14-Jährige soll vergewaltigt worden sein, angeblich von Marcel, danach auch vom 16-jährigen Grazer. Der wiederum soll von Marcel dazu gezwungen worden sein: Aus Rache habe der Jugendliche Marcel deshalb mit einer Waffe seines Großvaters erschossen.

Dafür gibt es allerdings bisher nur die Aussagen des traumatisierten Mädchens sowie des jugendlichen Grazers. Offen ist ebenfalls noch, ob weitere Personen bei der Party waren. Auch die Art der Drogen, die konsumiert wurden, steht noch nicht fest, toxikologische Untersuchungen stehen noch aus.

Der 16-Jährige wurde jedenfalls wie sein Großvater wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft genommen: Der 86-Jährige soll geholfen haben, die Leiche in Ungarn zu vergraben. Die beiden sollen die Leiche mit dem Wagen der Mutter des 16-Jährigen weggebracht haben, darin sollen DNA-Spuren des Villachers entdeckt worden sein: Da auch das Opfer nach Straftaten amtsbekannt war, konnte ein Abgleich stattfinden.
Ermittelt wird nun aber auch noch gegen eine weitere Person: Die Mutter des 16-Jährigen steht unter Verdacht. Sie könnte geholfen haben, den Fall zu vertuschen, heißt es seitens der Justiz.

Kur

Am Mittwoch wurde aber zunächst de Jugendliche in Bad Vöslau in NÖ festgenommen: Dort soll seine Mutter zur Kur gewesen sein.
Die erste Suchaktion nach der Leiche verlief am Wochenende aber noch ergebnislos, die Ortsangaben des Großvaters waren nicht genau genug. Er war Sonntag mit den Beamten in dem Grenzgebiet in der Nähe von Heiligenkreuz, dürfte aber die Stelle nicht mehr wiedergefunden haben.

Der Jugendliche indes führte die Beamte direkt dorthin: Ein kleines Waldstück knapp außerhalb der Ortschaft Rabafüzes, einen Kilometer von der österreichischen Staatsgrenze entfernt.

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