Streit um private HCB-Studie

Das Land Kärnten will erst 2016 offiziell zu weiteren HCB-Bluttests aufrufen.
Land lehnt zweite Testreihe ab, Initiative will Abbau des Umweltgifts beobachten.

Kontaminiert mit Hexachlorbenzol (HCB) – Dutzende Görtschitztaler haben sich privat oder über die Initiative des Landes Kärnten im Jänner 2015 testen lassen und leben nun in doppelter Hinsicht mit der Belastung. Weil das Land weitere flächendeckende Tests für verfrüht hält, bereiten die Görtschitztaler in Eigenregie eine Studie zum HCB-Abbau im menschlichen Körper vor. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter bezweifelt, dass die Ergebnisse Aussagekraft haben werden. Das Land will sich an den Kosten der Bluttests nicht beteiligen.

Die "Initiative Zukunft Görtschitztal" hat das Projekt ins Leben gerufen. "Bei der Untersuchung soll der HCB-Abbau im Körper beobachtet werden. Voraussetzung ist, dass bereits eine HCB-Blutuntersuchung vorliegt und dass die Leberwerte der entsprechenden Personen festgestellt wurden. Nach sechs Wochen erfolgt eine Blutabnahme, nach drei Monaten eine weitere. Ein Labor in Deutschland wertet die Tests aus", erzählt Ingeborg Slamanig, Sprecherin der Initiative. 25 Personen hätten sich für die Studie, die in wenigen Wochen starten soll, bereits gemeldet. Teilnehmen kann jeder.

Ernährungsberatung

Begleitet werden die Tests von Georg Lexer, der als Chirurg am Landeskrankenhaus in Wolfsberg tätig ist. "Ich spreche aber nicht von einer ‚Studie‘ sondern von einer ‚Anwendungsbeobachtung‘. Ich erhebe keinen wissenschaftlichen Anspruch, treffe keine repräsentative Auswahl, weil niemand ausgeschlossen werden soll", sagt Lexer. Der Mediziner bietet zusätzlich eine Ernährungsberatung an, weil er meint: "HCB lagert sich im Fettgewebe an. Bei Gewichtsabnahme reduziert sich auch das HCB. Lebensstil, Bewegung, Psyche sind wesentlich."

Außerdem rät er begleitend zur Einnahme von Zeolith. Dabei handelt es sich um ein Naturmaterial, ein pulverisiertes Lavagestein. "Es bindet erwiesenermaßen das HCB, das dann über den Darm ausgeschieden wird", behauptet Lexer.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner der Uni Wien und Experte in Sachen HCB, hält das Zeolith nach dem Motto "Hilft‘s nichts, schadet’s nichts" für unbedenklich. Auch die Initiative selbst sowie die Ernährungsberatung begrüßt er ausdrücklich. "Ich habe allerdings Zweifel, dass bei der Untersuchung ein aussagekräftiges Ergebnis herauskommt. Erstens ist die Auswahl der Testpersonen nicht repräsentativ, zweitens müsste man einer Kontrollgruppe ein Placebo verabreichen", betont er.

Die Finanzierung der Studie ist indes völlig offen. Die Substanz Zeolith wird von einer Firma gratis zur Verfügung gestellt. Slamanig spricht weiters von einer "Zusage von Landesrat Rolf Holub für die Kostenübernahme der Blutuntersuchungen." Der Grün-Politiker entgegnet: "Das Land unterstützt Bluttests nur bei Studien, die über die MedUni Wien laufen. Für weitere Tests im Auftrag des Landes ist es zu früh."

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