Streit um das Geruchserlebnis

Der „Fünf-Sterne-Stall“ in Kirchbach im Gailtal kostete 1,2 Millionen Euro und soll Kindern und Erwachsenen einen Einblick in die moderne Landwirtschaft gewähren.
Anrainer steigen gegen einen Erlebnisbauernhof in Kirchbach auf die Barrikaden.

Der Duft erinnert nicht gerade an eine Parfümerie und der Geräuschpegel kaum an einen Friedhof – das haben Bauernhöfe so an sich. Über den Grad der Geruchs- und Lärmbelästigung eines Erlebnisbauernhofes in Kirchbach im Kärntner Gailtal ist aber jetzt ein heftiger Streit zwischen Betreibern und Anrainern entstanden, der bis zur Betriebsschließung führen könnte.

"Zu Besuch im Fünf-Sterne-Stall bei gemütlichen Kühen und witzigen Schweinen." So bewerben die Betreiber ihren Hof, der Familien einen Einblick in die moderne Landwirtschaft gewähren soll. Innerhalb weniger Monate wurde auf dem ein Hektar großen Grundstück in Kirchbach ein 1,2-Millionen-Projekt aus dem Boden gestampft. Die offizielle Eröffnung erfolgte erst am vergangenen Wochenende. Bauernhof live – mit Streichelzoo, Gailtaler Speck, Qualitätsprodukten aus der Region.

Streit um das Geruchserlebnis
Dr. Franz Unterasinger, Rechtsanwalt vertritt Anrainer des Erlebnisbauernhofs in Kirchbach
Klingt nach Idylle pur, wenn da nicht angebliche Lärm- und Geruchsbelästigungen wären, die die Nachbarn auf den Plan rufen. Sie haben sich einen Anwalt geholt, der ihre Interessen vertritt. "Es geht nicht nur um Geruchs- und Lärmbelästigungen vom Bauernhof selbst. Hier gibt es weiters eine hohe Pkw- und Busfrequenz sowie Widmungsmängel und der Hof wird nicht als Gewerbebetrieb gewertet, was strengere Auflagen zur Folge hätte", betont Jurist Franz Unterasinger.

Geschäftsführer Hannes Dollinger kontert, dass man sich an sämtliche Vorschriften gehalten habe. "Die Normen eines normalen Bauernhofes werden bei uns nicht überschritten", sagt er.

Tatsächlich wurde im Vorfeld sogar ein Emissionsgutachten erstellt, in dem keinerlei Bedenken bezüglich Lärm- und Geruchsbelästigung geäußert wurden.

"schnell-schnell"

Die Anrainer haben diese Bedenken sehr wohl. "Derzeit sind zehn Ferkel im Schweinestall, genehmigt wurden allerdings 250 Schweine und zusätzlich 45 Kühe", sagt der Sprecher der Anrainer, Klaus Zeber. Und weiter: "Wir wohnen teilweise 120 Meter vom Erlebnisbauernhof entfernt und wurden überhaupt nicht in das Projekt eingebunden. Das wurde einfach schnell-schnell realisiert." Ein Vorwurf, der auch auf Bürgermeister Hermann Jantschgi abzielt, der meint: "Wir haben das Verfahren rasch und zum Wohle der Bürger durchgezogen und besten Wissens gehandelt."

Unterasinger hat für seine Mandanten inzwischen immerhin eines erreicht: "Wir haben das Emissionsgutachten beim Landesverwaltungsgerichtshof beeinsprucht. Es wurde ein Sachverständiger mit der Überarbeitung beauftragt, der in einigen Punkten schwere Mängel festgestellt hat", sagt Unterasinger. Er schätzt, dass der Betrieb demnach Mitte August geschlossen werden könnte. Geschäftsführer Dollinger sieht die Sache nicht so dramatisch: "Wenn es kleine, formale Beanstandungen geben sollte, werden wir Korrekturen vornehmen."

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