Klagenfurt: Mathiaschitz erste Bürgermeisterin

Freude bei Maria-Luise Mathiaschitz
FPÖ-Stadtchef Scheider wurde nach sechs Jahren abgewählt, seine Zukunft ist offen.

In Klagenfurt nimmt erstmals eine Frau auf dem Bürgermeistersessel Platz. Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) entschied am Sonntag mit 53,31 zu 46,69 Prozent der Stimmen die Stichwahl gegen den regierenden Stadtchef Christian Scheider (FPÖ) für sich.

Damit eroberte die SPÖ, der vor zwei Jahren bereits der politische Umbruch auf Landesebene gelungen war, nach 42 Jahren (Hans Ausserwinkler, Anm.) auch wieder das Amt des Oberhauptes in der Landeshauptstadt.

Klagenfurt: Mathiaschitz erste Bürgermeisterin
Christian Scheider (FPÖ)
Und Mathiaschitz gelang mit dem Slogan "Veränderung statt Stillstand" die Revanche für die Stichwahl-Schlappe, die sie vor sechs Jahren ausgerechnet gegen Scheider erlitten hatte. Den ersten Wahlgang hatte die 58-Jährige vor zwei Wochen gegen den ehemaligen Tennislehrer von Jörg Haider mit 30:31 Prozent der Stimmen ebenfalls verloren.

"Ich nehme diesen ersten Platz und die Vorschusslorbeeren mit Demut an. Ich habe gehofft, dass es so ausgeht und bin jetzt natürlich überglücklich", sagte Mathiaschitz im Augenblick des Triumphes. Die Umweltmedizinerin, die 2003 als Quereinsteigerin in die Stadtregierung geholt wurde, betonte im selben Atemzug, sie werde nun "hart für Klagenfurt arbeiten. Ich habe stets betont, dass ich die Stadt im positiven Sinn verändern will und stehe dafür."

Eine neuerliche Koalition mit der FPÖ, die bekanntlich in der letzten Legislaturperiode platzte, schloss Mathiaschitz am Sonntag aus. "Wir müssen einen Kassasturz machen, die Stadt muss fit für die Zukunft werden. Am Montag wird es Gespräche mit den Verantwortlichen der ÖVP und Grünen geben. Die Koalition im Land wird unser Vorbild sein. Die großen Probleme der Gegenwart erfordern eine stabile Mehrheit. In diese Richtung will ich arbeiten."

FPÖ tagt

Für Klagenfurt arbeiten will auch Scheider – trotz der Niederlage. "Viele Menschen stehen hinter mir, ich bin bereit, weiterhin mitzuhelfen", lautete seine erste Reaktion.

Eine diesbezügliche Entscheidung obliegt freilich der Partei. "Am Montag wird es eine Sitzung geben, in der über meinen weiteren Verbleib in der Politik gesprochen wird", weiß Scheider. Dem Vernehmen nach wollen einige FP-Mitglieder Vizebürgermeister Wolfgang Germ statt Scheider an der Spitze sehen.

Vorerst steht aber die Aufarbeitung der Niederlage im Fokus der Partei. Scheider schien im ersten Moment ratlos, wenn er analysierte: "Es ist uns scheinbar nicht gelungen, zu kommunizieren, was im Rathaus in letzter Zeit abgelaufen ist." Der 51-Jährige sprach von "schwierigen Rahmenbedingungen", zumal diesmal die SPÖ starken Rückenwind verspürt habe, die FPÖ hingegen Gegenwind. Auch der Parteiaustritt von Albert Gunzer (gründete die Bürgerallianz), habe Spuren hinterlassen.

Wahlbeteiligung

Katastrophal war einmal mehr die Wahlbeteiligung in der Landeshauptstadt. Nur 41.745 Wähler gingen zur Urne – das sind 52,63 Prozent der Klagenfurter. Damit ist das Interesse im Vergleich zum ersten Wahlgang vor zwei Wochen (57,12 Prozent) weiter gesunken.

In 36 weiteren Kärntner Gemeinden gab es Stichwahlen:

Der "Vater" der Aussichtsplattform Pyramidenkogel, Gerhard Oleschko, wurde abgewählt. Der bisherige Ortschef von Keutschach, der mit einer Namensliste angetreten war, unterlag seinem SPÖ-Kontrahenten Karl Dovjak mit 40,68 zu 59,32 Prozent der Stimmen.

4865 Wahlberechtigte gibt es in Hermagor; letztlich entschieden lediglich sieben Stimmen für Siegfried Ronacher (SPÖ) und gegen Leo Astner (ÖVP).

Gleichstand

In der Gemeinde Preitenegg im Bezirk Wolfsberg gab es eine politische Premiere. Dort standen für Rochus Münzer von der SPÖ als auch für Franz Kogler von der ÖVP jeweils 365 der 630 gültigen Stimmen zu Buche. Die Preitenegger müssen in 14 Tagen erneut wählen.

In Feldkirchen erklärte Robert Strießnig (SPÖ) seinen Rücktritt, nachdem er gegen ÖVP-Kandidat Martin Treffner verloren hatte.

Die slowenische Einheitsliste stellt nun zwei Gemeindechefs. Nach Franz-Josef Smrtnik in Bad Eisenkappel vor zwei Wochen kam am Sonntag Globasnitz hinzu, wo Bernard Sadovnik die Stichwahl gegen den bisherigen SPÖ-Bürgermeister Wolfgang Wölbl gewann.

Auch in Vorarlberg wurde am Sonntag gewählt. Mehr dazu finden Sie hier.

Das Team Stronach hat in Kärnten einen Bürgermeistersessel errungen. Der amtierende Gemeindechef von St. Georgen im Lavanttal, Karl Markut, gewann die Stichwahl gegen SPÖ-Konkurrent Markus Wutscher mit 66,87 zu 33,13 Prozent der Stimmen. Markut war selbst lange Jahre bei der SPÖ gewesen, auf Gemeindeebene wurde ihm der Farbenwechsel offenbar nicht übel genommen.

Team-Stronach-Landesrat Gerhard Köfer, selbst von der SPÖ hinübergewechselt, sah einen politischen "Sensationserfolg". Markut sei einer der "Gründungsväter und Leitfiguren unserer noch sehr jungen Bewegung", so Köfer in einer Aussendung.

Markut, der im Jänner 2013 TS-Mitglied wurde, spricht von einem "Achtungserfolg, der gleichermaßen auf die Partei als auch auf mich zurückzuführen ist. Eine Bürgermeisterwahl ist immer eine Persönlichkeitswahl." Es gelte jetzt, die Wahlversprechen wie eine Baulandoffensive und die Verbesserung der Kinderbetreuung umzusetzen.

Die 58-jährige Ärztin Maria-Luise Mathiaschitz ist nun endlich am Ziel. Sie hat sich am Sonntag in der Stichwahl gegen ihren FPÖ-Kontrahenten Christian Scheider durchgesetzt und holte den Bürgermeistersessel der Landeshauptstadt nach 42 Jahren für die SPÖ wieder zurück.

2003 als Quereinsteigerin vom damaligen SPÖ-Stadtchef Ewald Wiedenbauer in die Stadtregierung geholt, stieg sie nach Wahlbetrugsvorwürfen bei einem Bezirksparteitag gegen Wiedenbauer selbst zur Parteichefin auf. 2009 kandidierte sie bereits für das Bürgermeisteramt, holte sich aber eine deutliche Abfuhr: Sie kam nur auf rund ein Drittel der Stimmen, Scheider gewann, damals noch als BZÖler, die Wahl.

Mathiaschitz trat nach der Niederlage nicht zurück, sondern ging eine Koalition mit den Freiheitlichen ein und wurde Vizebürgermeisterin. Nach zweieinhalb Jahren ließ sie die Koalition platzen und wurde zur schärfsten Kritikerin Scheiders. Parteiintern gelang ihr die Stabilisierung, unterstützt auch durch den Wahlerfolg der SPÖ bei der Landtagswahl 2013.

Kärntner Wurzeln

Maria-Luise Mathiaschitz wurde am 27. Jänner 1957 in St. Georgen im Lavanttal geboren. Sie machte in Villach die Matura und studierte anschließend Medizin. Nach ihrer Promotion 1982 absolvierte sie den Turnus, anschließend wurde sie Umweltärztin in der Stadt Klagenfurt und danach im Land Kärnten, bis sie 2003 als Klagenfurter Gesundheitsstadträtin in die Politik wechselte. Sie gilt als eher wenig kumpelhaft, Stammtische sind ihre Sache nicht. Das versucht sie zu ihrem Vorteil auszunutzen, bei Sachthemen wirkt sie dadurch nämlich kompetenter.

Mathiaschitz ist mit dem Leiter der Umweltabteilung des Landes Kärnten, Harald Tschabuschnig, verheiratet, nach ihrem Einstieg in die Politik legte sie den bis dahin geführten Doppelnamen ab. Sie hat zwei Kinder, als ihre Hobbys nennt sie Lesen, Bergsteigen und Laufen.

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