Steirer zahlen elf Euro beim Arzt, Wiener drei

Die steirische Kasse refundiert weniger als die GKK in Wien
Die GKK in Graz refundiere bei Wahlarzthonoraren weniger als 80 Prozent des Tarifes, klagen Mediziner.

Wer als Patient einen Wahlarzt konsultiert, zahlt. Zunächst das Honorar, später dann auch noch drauf, ärgert sich Herwig Lindner, Präsident der steirischen Ärztekammer: Denn die Gebietskrankenkasse (GKK) würde in der Steiermark weit weniger an die Patienten refundieren als etwa in Wien.

Statt die per Gesetz vereinbarten 80 Prozent des Kassentarifs gäbe es in der Steiermark nur "15 bis 20 Prozent oder noch weniger", berichtet Lindner. Sein Kollege Martin Georg Millauer, Internist aus Stainz, rechnet vor: Für das sogenannte "ärztliche Gespräch" mit dem Patienten erhält ein GKK-Vertragsarzt 13,37 Euro. Reicht nun ein Patient ein gleich hohes Wahlarzt-Honorar über dieses "Gespräch" bei der Kasse in Graz ein, bekomme er nicht wie ein Wiener 80 Prozent und somit 10,73 Euro retourniert, sondern nur 1,92 Euro.

Der Steirer zahlt also gute elf Euro für den Termin, während der Wiener nur auf knappe drei Euro kommt. Dahinter stecke ein System der GKK, die Kostenersätze deckele, so die Ärztekammer.

Das variiere auch von Quartal zu Quartal: So könne es dann schon passieren, dass eine Patientin für die gleiche Leistung bei der selben Ärztin einmal sechzehn Euro zurückerhält, dann wieder bloß zehn. Da sei nicht durchschaubar, rügen die Mediziner und nennen ein weiteres Beispiel: "Operative Wundversorgung mit bis zu fünf Nähten", etwa nach einem Sturz. Der GKK-Tarif beträgt dafür 21,73 Euro, als Basis für die Rückverrechnung diente aber 14,62 Euro davon erhalte der Patient 80 Prozent, also 11,69 Euro.

10.000 Unterschriften

"Die Patienten fühlen sich gepflanzt", betont Millauer und fordert mehr Gerechtigkeit. Gemeinsam mit der Arbeiterkammer wurde deshalb im Internet eine Unterschriftenaktion unter dem Titel "Gerechtigkeit für Patienten", kurz GePad, gestartet. 10.000 Betroffene haben bereits unterschrieben.

Pro Tag langen rund 2000 Wahlarzt-Honorare bei der GKK Steiermark ein. Laut AK-Vizepräsident Franz Gosch gehen allein 200.000 Arbeitnehmer zu Wahlärzten: Schnellere Termine, besser mit dem Beruf vereinbare Praxiszeiten. "Das ist heute kein Luxus mehr, sondern teilweise absolute Notwendigkeit." Betreute vor zehn Jahren ein Kassenarzt statistisch noch 585 Versicherte, seien es heuer bereits 720.

Die GKK kontert, die Kammern wollten jetzt mit Demagogie erreichen was vor Gericht nicht durchging: 2013 bereits habe das Oberlandesgericht Graz der Kasse bestätigt, ihr System der gestaffelten Rückerstattung sei gesetzeskonform. Die Staffelung sei nötig, da sich Wahlärzte "nicht an ökonomische Vorgaben halten müssen und Patienten auch theoretisch jeden zweiten Tag in die Ordination bitten können".

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