"Gebt’s mir noch eine Chance"

Franz Voves, SPÖ: Am klassischen Wahlkampfeinsatz mit viel Händeschütteln kommt auch ein Landeshauptmann nicht vorbei.
Franz Voves und Hermann Schützenhöfer auf Stimmenfang.

Es gibt sie ja doch noch, die Doppel-Auftritte. Heute, Donnerstag, wollen Franz Voves und Hermann Schützenhöfer den Zubau zur Weinbauschule Silberberg eröffnen, ganz reformpartnerschaftlich und gemeinsam, so wie in den vergangenen viereinhalb Jahren oft geschehen.

Nur in den vergangenen paar Wochen hatten solche Anlässe eher Seltenheitswert. Es ist Wahlkampf und da schickt es sich doch mehr, wenn die Parteiobleute getrennt auftreten. SPÖ-Landeschef Franz Voves tourte jüngst durch Leibnitz und Leoben, mit dabei die Musik der "Edelseer", die schon 2010 Stimmung machten.

Gutes Gefühl

"Der Voves kündigt nie was an. Der macht, was er sagt", tönt "der Voves" von der Bühne, nachdem er sie nach dem Auftritt der volkstümlichen Musikanten übernommen hat. Mehr Jobs, mehr leistbare Wohnungen, Kautionsfonds, Gesundheitszentren, Geld für Forschung: Voves zählt seinen "Impulsplan" stakkatoartig auf. "Ich bin der Letzte, der a Wahl g’winnen will mit dem, was ma fünf Jahre gemacht haben. Des kannst vergessen." Und doch wirbt der SPÖ-Chef so nebenbei auch gleich für die ÖVP: Mit der habe er ein "gutes Gefühl für die nächsten wichtigen Schritte".

Dagegen werde ihm übel, wenn er die Plakate der FPÖ betrachte. "In dieser Partie sind rechts-rechte Elemente und haben dort ihre Heimat. So schauen deren Plakate aus." Voves redet sich in Rage, das gefällt den Zuhörern in Leibnitz wie Leoben. Rund 1000 sollen es am Leobner Hauptplatz zuletzt gewesen sein. "Was haben die denn zusammengebracht außer Kärnten in den Bankrott zu führen? Ich versteh’ net, dass die gewählt werden!"

Gewählt werden, das will Voves freilich selbst wieder. "Bitte gebt’s mir noch eine Chance. Ich bin bereit." Sagt er und geht von der Bühne. Vor fünf Jahren hat er bei solchen Anlässen noch selbst ganz gern zur Gitarre gegriffen, Singen gehört diesmal aber nicht mehr zum Wahlkampf-Repertoire des Landeshauptmannes.

"Gebt’s mir noch eine Chance"
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Dafür aber offensichtlich zu dem seines ÖVP-Vize. Hermann Schützenhöfer greift bei einem Fest in Heiligenkreuz am Waasen nicht nur zum Taktstock und dirigiert eine Kapelle, sondern stimmt mit einem Volksmusikanten auch ein kleines Lied an, das obligate Händeschütteln im Festzelt zuvor und danach inklusive.

Schützenhöfers Wahlkampf ist ambivalent: Dort Volksfest in der Oststeiermark, da Veranstaltung mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in Graz oder Präsentation der Festschrift zum 70. Geburtstag der ÖVP. Als "Tiefwurzler" beschreibt der Bayer den Steirer im Gegensatz zu "Flachwurzlern": "Die kommen ins Schwanken und stürzen um." Das gefällt den Fans der schwarzen Schwesternpartei.

Bei Null

Schützenhöfer wirkt aber auch bei Wahlveranstaltungen betont zurückhaltend. Bei den Gemeinderatswahlen verlor die ÖVP weniger als die SPÖ, doch Euphorie kommt keine auf. Denn daraus ließe sich nichts für die Landtagswahlen ableiten: Wenn die Wahllokale aufmachen, stehe jede Partei bei Null, betont der ÖVP-Landesobmann. "Die Menschen sind bereit, Reformen mitzutragen", macht aber Schützenhöfer sich und den Seinen Mut. "Die Wähler werden den Willen zur Veränderung, den wir gezeigt haben, anerkennen." Die Wahlen im März hätten das bewiesen: Trotz Verlusten stellt die ÖVP 71 Prozent der Bürgermeister, so viel wie nie zu vor. Eine Ermutigung sei das.

Verhalten ist denn auch nur die Kritik am "Reformpartner" SPÖ. "Die demonstrieren am 1. Mai für Arbeitszeitverkürzung und eine weitere Urlaubswoche. Die Frage muss aber sein, wie wir mehr Arbeit schaffen."

Beim Wunschergebnis am Wahltag treten jedoch Voves und Schützenhöfer wieder in gleichförmiger Bescheidenheit auf: Der eine wie der andere sähe gern "einen Dreier" vorne.

Mario Kunasek war der Erste, der in Übergröße von Werbeflächen lächelte. Schon lange vor der Vorverlegung der Landtagswahlen hatte der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Plakate mit seinem Konterfei in der Steiermark affichiert.

Mittlerweile ist diese allererste Welle einer zweiten und dritten gewichen, traditionelle FPÖ-Themen inklusive: Wohnungen statt Moscheen werden propagiert, dazwischen lieblich Mehr G’spür für die Steirer. Der Slogan soll dann wohl auch auf einen Teil der Wahlzuckerln zutreffen Kondome.

Auf Taschen gibt es Kunaseks Portrait mittlerweile auch, ein Stofftier hat er ebenso, den "Kunibär". "Die Leute sehen uns als letzte Hoffnung auf Trendumkehr", glaubt Kunasek, der gemäß Plakaten auch den Asylwahn stoppen will. In die Landesregierung würde er schon wollen, aber "nicht auf Biegen und Brechen. In der Steiermark wird’s dann auch wichtig sein, eine starke Opposition zu haben."

Wer Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler fragt, ob die steirische "Reformpartnerschaft" auch etwas Positives hervor gebracht habe, bekommt eine rasche Antwort: "Nein. Wenn es wo passiert ist, dann ist das nur auf unseren Druck zustande gekommen, die Verbesserungen im Behindertenbudget oder die Abschaffung des Regresses."

So gesehen war die jüngste Wahlkampf-Idee der KPÖ nur eine Frage der Zeit. Gestern, Mittwoch, präsentierte sie einen "Navigator durch die Reformwüste": Eine Homepage, die auf Mausklick geschlossenen Polizeiinspektionen ebenso anzeigt wie "Verschwendung", darunter fallen etwa die erhöhte Parteienförderung oder die Ski-WM in Schladming (www.kpoe-steiermark.at/navigator).

Ansonsten ist der Wahlkampf der KPÖ ein klassischer: Info-Stände mit Broschüren, heuer ist auch eine für deklarierte Nichtwähler darunter. Dazu gibt es dunkelrote Stoffsackerl und Feuerzeuge.

Wenn Lambert Schönleitner auf Tour ist, hat er zuweilen einen gewichtigen Begleiter: Ein 38 Kilogramm schweres Nilpferd, das voll aufgepumpt gute 2,5 Meter hoch ist. Frech wurde es unlängst vor der Parteizentrale der ÖVP am Grazer Karmeliterplatz aufgebaut: "Zu viel Macht ist biologisch abbaubar", propagieren die Grünen.

Biologisch sind auch die Zutaten, mit denen sie potenzielle Wähler einkochen wollen: Kartoffelgröstl mit Käferbohnensalat wird da unter anderem bei der "Bio-Kochtour" aufgetischt. Das soll auf "Bio als Wirtschaftsfaktor" hinweisen, sowohl in der Landwirtschaft als auch im Handel. Ein aufgeklebtes 3-D-Loch auf dem Gehsteig soll wiederum die "Bildungslücke" darstellen. Bis 31. Mai wollen die Grünen übrigens 40.000 Haushalte besucht haben, um ihr Wahlziel "zweistellig werden" zu erreichen: Die Grünen wollen erstmals die Zehn-Prozent-Hürde bei Landtagswahlen überspringen.

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