Tausende Böller entdeckt

Die Detonation tötete Vater und Sohn, zerstörte das Gebäude und beschädigte auch Häuser in der Nachbarschaft: Auch am Dienstag war die Explosionsgefahr noch nicht gebannt.
Nach dem tödlichen Unglück bis zu 6000 Knallkörper unschädlich gemacht.

Die Explosion im oststeirischen Kapfenstein hätte noch schlimmere Folgen haben können, als das ohnedies schon der Fall war: Auf dem Grundstück der betroffenen Familie wurden Tausende intakte Böller entdeckt, die von Experten des Entminungsdienstes in einem Spezialfahrzeug in einen Nachbarort gebracht und dort im Steinbruch gesprengt wurden.

4000 bis 6000 Stück sollen es insgesamt gewesen sein, berichtet Mario Sattler vom Landeskriminalamt Steiermark. Diese Knallkörper sind Montagnacht nicht hochgegangen, obwohl sie im Haus neben dem Explosionsherd gelagert waren. Jeder einzelne von ihnen habe die zehnfache Sprengkraft eines herkömmlichen Böllers, vergleicht Sattler ihre Wirkung.

Wie berichtet, starben Josef F., 57, und sein Sohn Bernhard, 29, bei der Detonation: Beim Bauen von Böllern soll etwas schief gegangen sein; das Gebäude stürzte wie ein Kartenhaus ein, ein Feuerball stieg hoch. Der Knall war noch in drei Kilometern Entfernung zu hören – im Umkreis von 1,5 Kilometern wurden Nachbarhäuser und Autos beschädigt. Wie viele Böller detoniert sind, muss nun ein Sachverständiger herausfinden.

Tod im Freien

Bernhards älterer Bruder Thomas, 33, überlebte die Explosion leicht verletzt; er war im Nebengebäude, als es zur Detonation kam. Josef F. war auf dem Weg zwischen den beiden Objekten und wurde unter den Trümmern begraben. „Wenn da mehr Menschen im Freien gewesen wären, hätte es noch mehr Tote gegeben“, überlegt Sattler.

Nachdem die Explosionsgefahr gebannt ist, läuft die Spurensuche. Noch ist nicht klar, warum es Montagabend zur Explosion gekommen ist. Verwendet wurden jedenfalls Aluminiumpulver und Kaliumperchlorat, um so genannte Blitz-Knallsätze herzustellen. Laut Bezirkshauptmannschaft haben die Steirer jedoch nicht über die notwendige Ausbildung und Berechtigung verfügt, um solche pyrotechnischen Gegenstände zu bauen. Die Chemikalien sollen sie aber legal gekauft haben, es soll Rechnungen geben.

Noch steht nicht fest, ob Pensionist Josef F. von den der Böller-Werkstatt wusste und was mit den illegal hergestellten Krachern geschehen sollte. Vermutet wird, dass sie verkauft werden sollten. Die Staatsanwaltschaft Graz wartet noch auf Gutachten, ehe sie über weitere Schritte entscheidet. Die Leichen der Opfer wurden bereits freigegeben und können beerdigt werden.

Das dürfte unter großer Anteilnahme der Ortsbewohner stattfinden: Bürgermeister Ferdinand Groß schildert, dass der Schock in der Gemeinde auch zwei Tage nach dem Unglück noch tief sitze. „Der ganze Ort ist betroffen, die Trauer ist groß.“ Bernhard F. hinterlässt einen kleinen Sohn, Josef F. seine Frau.

Kommentare