100 neue Plätze für jugendliche Flüchtlinge

Fawad Mohammadi arbeitet freiwillig im Seniorentreff der Diakonie
Initiativen in Niederösterreich, Kärnten und Burgenland werden umgesetzt. Priorität hat die Betreuung von Kindern unter 14 Jahre.

Fawad Mohammadi, 20, kommt gerade von einem Probearbeitstag bei einem großen Modeunternehmen in Salzburg. "Es war super. Ich war der erste im Geschäft", erzählt der gelernte Anzugschneider. Vor vier Jahren ist er nach Österreich gekommen – gerade einmal 16 Jahre alt. Ganz allein, nachdem er ohne seine Eltern flüchten musste. Jetzt ist er auf Arbeitssuche.

Auf der Flucht

Drei Monate hat Mohammadis Flucht vom Iran nach Österreich gedauert. Es war nicht seine erste: Im Alter von fünf Jahren war er mit seinen Eltern von Afghanistan in den Iran geflüchtet. Zu Weihnachten 2011 ist der damals 16-Jährige im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen gelandet, später fand er im Clearinghaus der SOS Kinderdörfer in Salzburg Unterschlupf. Dort und in einer Einrichtung in Hall in Tirol betreut das SOS Kinderdorf derzeit 70 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Jetzt sollen auf dessen Initiative 100 neue Plätze geschaffen werden. "Man kann nicht zuschauen, wie Kinder in Massenquartieren untergebracht sind", sagt Geschäftsführer Christian Moser.

In der Erstaufnahmestelle Traiskirchen waren am Montag 804 jugendliche Flüchtlinge untergebracht. 23 von ihnen sind unter 14 Jahre alt. In der Grundversorgung befinden sich derzeit 2298 Jugendliche, 107 von ihnen sind unter 14.

Sie haben für Moser Priorität. "Wir rechnen damit, dass die Zahl der Flüchtlinge in diesem Alter heuer auf bis zu 200 ansteigt. Für sie müssen schnellstmöglich Lösungen gefunden werden." Ein Brüderpaar mit zehn und elf Jahren sind die jüngsten Flüchtlinge, um die sich das SOS Kinderdorf derzeit in Hall kümmert.

Verhandlungen

Es ist freilich noch ein langer Weg bis zu den angepeilten 100 Plätzen. 20 sind mit dem Land Niederösterreich paktiert, in Burgenland und Kärnten sind jeweils 15 fix – sie sollen bis zum Herbst umgesetzt werden. "Bezüglich der anderen sind wir mit allen Ländern in Gesprächen", meint Kinderdorf-Sprecherin Martina Stemmer.

Moser wiederholt parallel zur Ankündigung auch die Forderung nach Angleichung der Tagsätze für unbegleitete Flüchtlinge an jene für Österreicher in der Kinder- und Jugendbetreuung. Im Schnitt etwa 70 Euro betragen die Tagsätze für jugendliche Flüchtlinge, für ihre österreichischen Altersgenossen sind es 120 bis 200. Vorarlberg hat die Tagsätze freiwillig angeglichen – eine Maßnahme, die man bei SOS Kinderdorf auch von den anderen Bundesländern fordert. "Schließlich gibt es keine halben Kinder", meint Moser.

Geschichten von Jugendlichen, die in kurzer Zeit Deutsch lernen, oder Schul- und Lehrabschlüsse in Händen halten, bestätigen den eingeschlagenen Weg. "Ich hab’ im SOS Kinderdorf so viel gelernt", sagt Mohammadi. Nicht nur Deutsch: "Meine Auberginen mit Tomaten schmecken super", erzählt der junge Flüchtling. Noch wichtiger sei aber die psychologische Betreuung. Mohammadi: "Ich war am Anfang sehr oft traurig, aber es war immer jemand für mich da."

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