Österreich wird weiter umstellen

ILLUSTRATION - Die zweiteilige Bildkombo zeigt einen Mitarbeiter des Turmuhrenmuseums in Naunhof bei Leipzig, der die Zeiger von zwei auf drei Uhr stellt, aufgenommen am 25.03.2010. Am Sonntag (28.03.2010) endet die Winterzeit und die Uhren werden um zwei Uhr eine Stunde auf Sommerzeit vorgestellt. Die Mitarbeiter des Museums stört das weniger. Die meisten der 50 Turmuhren besitzen kein Ziffernblatt. Eine schöne Ausnahme ist dieses Ziffernblatt, das zu einem Uhrwerk aus dem Jahre 1900 gehört. Foto: Hendrik Schmidt dpa/lsn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Mehrheit der Österreicher ist gegen das Vordrehen der Uhr. Politiker sind eher dafür.

66 Prozent der Österreicher und 70 Prozent der Deutschen möchten am Sonntag die Uhr eigentlich nicht vordrehen. In Umfragen ist also eine deutliche Mehrheit gegen die Zeitumstellung. Rund ein Viertel klagt über gesundheitliche Folgen.

Doch ob dann nur die Winterzeit oder nur die Sommerzeit gelten soll, daran scheiden sich die Geister. In Russland wurde dies 2011 jedenfalls Wirklichkeit, per Dekret wurde auf Wunsch des damaligen Präsident Dmitri Medwedew komplett auf die Sommerzeit umgestellt.

„Das erschwert das Leben zwischen Dezember und Mitte Februar gewaltig“, berichtet Österreichs Handelsdelegierter in Moskau, Dietmar Fellner, zwei Jahre danach. „Es hofft hier eigentlich jeder, dass das wieder zurückgenommen wird, denn das ist schon eine Erschwernis.“ Vor allem, dass es im Winter nun erst um zehn Uhr hell wird, sorgt für wenig Freude. „Wer mit Europa Handel treibt, der kann erst gegen 12 Uhr zu arbeiten beginnen, und am Abend kommen dann die Telefonate aus Europa alle zu uns“, sagt Fellner.

Doch auch die Umstellung auf die Nicht-Umstellung der Zeit sorgte in Russland für Probleme. Viele moderne Uhren gehen nämlich automatisch und stellen die Zeit von sich aus vor und zurück, mitunter gibt es dadurch etwas Chaos. Auch hier gibt es „Zeit-Rebellen“, manch kleine Gemeinden weigerten sich, umzustellen – seither gibt es vereinzelte „Zeit-Inseln“ in dem Riesenstaat.

Umstellung bleibt

Wenn 2015 die Regelung in der EU ausläuft, ist Österreich jedenfalls politisch eher für eine Verlängerung. Im Parlament stimmten vergangene Woche nur die FPÖ und Teile der Grünen für ein Ende der Zeitumstellung, alle anderen Parteien für die Beibehaltung von Winter- und Sommerzeit. Doch auch weltweit scheint es sehr unterschiedliche Auffassungen zu geben, laut einer Online-Umfrage der Karriereseite monster.at sind die Europäer bezüglich Zeitumstellung weit skeptischer als die Nordamerikaner.

Somit wird wohl weiter umgestellt werden. Am kommenden Sonntag also von zwei auf drei Uhr.

1784 US-Staatsmann Benjamin Franklin schreibt einen humorigen Brief an eine Pariser Zeitung, in dem er meint, dass mit einer Zeitumstellung der Verbrauch von Kerzen gesenkt werden kann.

1916 In Irland, Deutschland und Österreich-Ungarn wird erstmals eine Sommerzeit eingeführt, nach wenigen Jahren aber wieder abgeschafft.

1940 Die Nazis führen in Österreich die Sommerzeit ein, die Alliierten schaffen sie 1948 ab.

1980 Der dritte Anlauf in Österreich – wegen der Ölkrise. Gilt bis heute.

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