So viele Wetterwarnungen wie noch nie

Wetterereignisse faszinieren nicht nur die Unwetter-Jäger (Bild). Viele in Österreich fürchten sich davor. Versicherungen verschicken daher im ganzen Land immer mehr Warn-SMS.
Modernste Warnsysteme errechnen jedes Unwetter. Versicherer setzen verstärkt auf den Handy-Alarm.

In Zeiten wie diesen hagelt es schlechte Prognosen. TV, Radio, Internet, Teletext, Print und vor allem das Handy informieren Konsumenten rund um die Uhr, wo die nächste Unwetter-Front eine Schneise der Verwüstung ziehen wird. Auch Versicherungen wollen Kunden sensibilisieren. Beispiel UNIQA-Konzern: Alleine im heurigen Jahr wurden bereits 2,075.366 Alarmierungen, an 400.000 Versicherte in Form von SMS und/oder eMails verschickt.

So viele Wetterwarnungen wie noch nie
Die Eckdaten für die Warnungen kommen von den großen Wetterdiensten. Platzhirsch des Info-Gewitters ist die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg), gefolgt vom Wetterdienst Ubimet. "Wir sind technisch mittlerweile in der Lage über drei Tage die Wetterentwicklung exakt zu prognostizieren. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Möglichkeiten entscheidend verbessert", weiß Zamg-Direktor Michael Staudinger. Mit Hochleistungsrechnern und Daten aus Satelliten-Flotten sowie Messstationen am Boden werden Wetter-Modelle ständig aktualisiert und daraus zumeist verlässliche Prognosen erstellt.

"Man kann nicht alles schützen. Aber die mittlerweile verfügbaren Wetter-Infos können helfen, die zu erwartenden Schäden zu minimieren. Daher ist es auch wichtig, die Menschen zu informieren. Es geht dabei um wirtschaftliche Komponenten und um den Schutz des Eigentums", betont Staudinger.

Der Wetter-Profi räumt jedoch auch ein, das nicht jede Vorhersage ins "Schwarze" trifft: "Es kann passieren, dass eine Hagelwand einen halben Kilometer vom errechneten Kurs links oder rechts abweicht." Nachsatz: "Natürlich beschweren sich die Menschen, vor allem Betroffene, dann bei uns. Lokale Schadensereignisse werden aber immer unberechenbarer. Sie entstehen schneller, treten aggressiver auf und verschwinden wieder flotter. Die Leute sind nicht umsonst hochsensibel betreffend Wetter-Situation."

Falsche Prognosen

Trotz modernster Vorhersagetechnik macht das Wetter manchmal, was es will, weiß Manuel Weber, 22-jähriger Meteorologie-Student aus dem Waldviertel. "Der vergangene Sonntag war etwa so ein komischer Tag. Die Gewitter entwickelten im Laufe des Nachmittags ein Eigenleben, das den Wetterkarten entgangen ist. Die Gewitterzone hat sich um mehrere 100 Kilometer weiter nach Osten verlagert – ein ordentlicher Klogriff von den Wettermodellen", scherzt Weber, der sich seit seinem achten Lebensjahr mit dem Wetter beschäftigt. Er betreibt in Oberedlitz im Bezirk Waidhofen an der Thaya eine private Wetterstation und erstellt auf seiner Webseite www.wetter-waldviertel.at eigene Wetterprognosen.

"Große Wetterdienste haben es schwerer, weil sie Vorhersagen für das gesamte Bundesgebiet erstellen müssen. Wenn ich Prognosen für meine Region erstelle, kann ich auch auf meinen persönlichen Erfahrungsschatz zurückgreifen."

Besonders wichtig sind Prognosen für die Piloten der Hagelabwehr, die von Krems in NÖ aus mehrere Weinbaugebiete schützen. Sie bekommen von der Austro-Control eine maßgeschneiderte Tagesprognose.

"Die hilft uns, zu entscheiden, ob auf dem Flugplatz – wie am Montag – vier Piloten bereit sind, in unsere Flugzeuge zu springen, oder ob eine Rufbereitschaft an diesem Tag ausreicht", erklärt Geschäftsführer Hannes Eckharter. Ihr lokales Wetterradar zeigt den Piloten genau, welche Gewitterzellen sie anfliegen, um Silberjodid zu sprühen, das Hagelbildung reduzieren soll.

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Der Wetterumschwung führte Montagabend zu schweren Gewittern in NÖ. Im Waldviertel standen am Abend in den Bezirken Waidhofen/Thaya und Gmünd insgesamt rund 25 Feuerwehren mit mehr als 250 Helfern im Einsatz.

Starkregen führte in Dobersberg oder Groß Siegharts zu überfluteten Straßen und Kellern. In Merkengersch setzte ein Blitz auf einem Feld Getreide in Brand. Als Feuerwehrleute anrückten, kam ihnen Starkregen zuvor. Dafür mussten sie sich um überschwemmte Straßen kümmern. Wassermassen drangen auch beim Autozulieferer Pollmann in Karlstein in eine Lagerhalle. „Die Feuerwehren konnten das Wasser aber rasch abpumpen, dass die Produktionshallen verschont blieben“, schilderte Stefan Mayer, Sprecher des Bezirksfeuerwehrkommandos Waidhofen. Im Bezirk Gmünd beschäftigten geflutete Keller und geknickte Bäume in Schrems, Pürbach und Höhenberg die Helfer.

Wie erst jetzt bekannt wurde, tötete am Freitag am Hochkar im Bezirk Scheibbs ein Blitz sechs Rinder. Die Tiere hatten vor Regen und Hagel Schutz unter Bäumen gesucht, als ein Blitz einschlug. „Die Tiere lagen sofort auf dem Boden. Ich bin hin gelaufen, aber alle waren tot“, sagt Zeuge Alfred Jagersberger, Besitzer des Almgasthofes auf dem Hochkar. Für die Besitzer der Tiere auch ein emotionaler Verlust. „Man geht ja täglich zu ihnen, das tut weh“, erzählt Brigitte Mandl aus Lassing.

Eine der größten Plattformen dabei sind die Beobachter von Skywarn. 150 aktive Vereinsmitglieder – Unwetter sind ihr Hobby – schwärmen bei Sturm-, Hagel-, Gewitter-, Hochwasser- sowie Starkregen-Szenarien aus und versuchen, den Naturgewalten möglichst nahezukommen. Eine Mannschaft besteht im Idealfall aus drei Mitgliedern. Auto-Lenker, Navigator und Beobachter teilen sich dabei die Arbeitsschritte auf

Gestern, Montag, machte sich ein Team von Skywarn ins Wald- und Mühlviertel auf. Dort war das Epizentrum des Unwetters, bis zu 250 Feuerwehrleute standen im Einsatz wegen überfluteter Straßen und Keller.

Der Verein greift bei den Wetter-Beobachtungen zusätzlich auf das Wissen und Informationen von Nichtmitgliedern zurück. „Wir sind mit etwa 1000 Beobachtern vernetzt. Da sind Meteorologen dabei, aber auch Kollegen von den Freiwilligen Feuerwehren, dem Roten Kreuz oder Landwirte. Alle füttern uns mit Daten und Infos“, sagt Stampfl. Die vor Ort gesammelten Erkenntnisse werden über eine App auf der Homepage möglichst schnell an diverse Unternehmen, wie etwa die Hohe Warte (ZAMG), die Landeswarnzentralen in NÖ und der Steiermark oder Ö3 gesendet.

Der Schwerpunkt der ehrenamtlichen „Himmels-Warner“ liegt in den Bundesländern Steiermark, Nieder- und Oberösterreich. Denn in diesen Gebieten werden Jahr für Jahr die meisten Blitze und überraschenden Wetter-Phänomene registriert. Für die Hobby-Meteorologen liegt der Reiz ihrer Freizeitgestaltung auch im „Nutzen an der Allgemeinheit“.

Der Wochenbeginn bringt einen Wetterumschwung mit Wolken, Schauern in Gewittern von Westen her nach ganz Österreich, prognostizierte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Sonntag. Ab Mittwoch wird es aber wieder freundlicher. Einzelne Regenschauer und Gewitter wird es weiterhin geben.

Am Montag breiten sich von Westen her Wolken, Schauer und Gewitter auf das ganze Land aus. Im Westen regnet es, weiter im Osten sind in erster Linie Gewitter zu erwarten. Im Osten und Süden scheint zunächst noch die Sonne, am Nachmittag gehen dann aber teils recht kräftige Gewitter nieder. Der Wind weht schwach bis mäßig aus westlichen Richtungen, mit Gewittern sind auch kräftige Böen möglich. Die Temperaturen bewegen sich in der Früh zwischen 14 und 21 Grad, tagsüber werden von West nach Ost 21 bis 33 Grad erreicht.

Nördlich des Alpenhauptkammes zeigt sich auch am Dienstag der Himmel dicht bewölkt und es regnet, teils anhaltend und mitunter auch kräftig. Im Osten können auch Gewitter eingelagert sein. Im Süden scheint immer wieder die Sonne, aber auch hier sind am Nachmittag Schauer und Gewitter einzuplanen. Der Wind weht schwach bis mäßig meist aus West bis Nord. Die Temperaturen steigen von Frühwerten zwischen 13 und 20 Grad auf Höchstwerte von 20 bis 27 Grad.

Der Mittwoch startet überall mit dichten Wolken und Regenschauern, die meisten gibt es über den Alpen. Nach und nach werden die Wolken und die Schauer jedoch weniger und die Sonne zeigt sich öfters. Lediglich im Südwesten bilden sich während der Nachmittagsstunden neuerlich Quellwolken, die bis zum Abend in Regenschauer und Gewitter enden. Der Wind weht mäßig bis lebhaft aus Nord bis Ost. Die Temperaturen steigen von Frühwerten zwischen 15 und 20 Grad auf Höchstwerte zwischen 20 und 27 Grad.

Am Donnerstag wird es in weiten Teilen Österreichs sonnig und trocken. Lediglich über dem Bergland sind am Nachmittag lokale Regenschauer nicht völlig auszuschließen. Mehr Wolken gibt es nur im Südwesten. Hier gehen während der zweiten Tageshälfte recht verbreitet Regenschauer und Gewitter nieder. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordwest bis Nordost. Die Frühtemperaturen liegen zwischen zwölf und 19 Grad, tagsüber werden 21 bis 26 Grad erreicht.

Südlich des Alpenhauptkammes sowie im Südosten werden am Freitag nach einem sonnigen Start die Wolken bald dichter und bis zum Abend ist verbreitet mit Regenschauern und Gewittern zu rechnen. Weiter im Norden zeigt sich hingegen auch am Nachmittag die Sonne öfters. Vor allem an der Alpennordseite sind lokale Regenschauer aber nicht auszuschließen. Bei schwachem Wind liegen die Frühtemperaturen zwischen zwölf und 19 Grad. Bis zum Nachmittag werden 21 bis 26 Grad erreicht.

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