Skitourismus: Die Luxus-Russen sollen’s richten

Waren russische Familien wie diese in vergangenen Jahren noch stark vertreten, ist heuer mit Einbußen zu rechnen.
Schlechter Rubel-Kurs könnte Mittelschicht wegbrechen lassen, 5-Sterne-Hotels weiter gut gebucht.

Einen Urlaub im österreichischen Winteridyll werden sich aus Russland heuer wohl nur die oberen Zehntausend leisten können – wenn sie überhaupt kommen wollen. Schuld seien der schlechte Wechselkurs und der Boom der russischen Skigebiete, erklärt Ulrike Rauch-Keschmann von der Österreich Werbung: "Urlaub in Europa ist für die Russen wesentlich teurer geworden, und als Alternative wird massiv mit neuen Skigebieten wie Sotschi geworben. Wir müssen davon ausgehen, dass heuer viele Russen im eigenen Land bleiben."

Der Wechselkurs liegt aktuell bei 66 Rubel für einen Euro. Im Mai 2013 waren es noch rund 40 Rubel. Dieser Wertverlust werde "preissensiblere" Russen abschrecken, sagt Rauch-Keschmann. Die Mittelschicht, die in den vergangenen Jahren für einen bis zu 30-prozentigen Zuwachs an russischen Urlaubern gesorgt habe, könnte heuer wegbrechen. "Das werden die Unternehmen in den Skiorten unterschiedlich spüren. Drei- bis Vier-Stern-Hotels wird es überproportional treffen", sagt die Tourismus-Expertin.

Russische Weihnacht

Nichts zu befürchten hätten derweil Hoteliers im oberen Preissegment. "Die Reichen werden weiterhin kommen", sagt etwa die in Zell am See (Pinzgau) lebende Russin Aksana Mattlat. "Für sie zählt nur, dass sie Österreich lieben und sich hier wohlfühlen. Egal, was es kostet."

Skitourismus: Die Luxus-Russen sollen’s richten
Zell am See: Hotelierin Gisela Holleis bei ihrem Hotel Salzburger Hof (5-Sterne) Bild: Walter Schweinöster
Das kann Gisela Holleis vom "Salzburger Hof" in Zell mit einem Blick auf die Buchungszahlen bestätigen: "Rund um das russische Weihnachtsfest (7. Jänner 2015, Anm.) sind wir so gut wie ausgebucht." Auf den Schnee komme es an, ob nach dem umsatzstarken Jänner die Nachfrage anhält. In der Rückhand habe man in Zell immer noch den Gletscher am Kitzsteinhorn.

In Tirol beobachtet man den Rubelkurs ebenfalls mit Sorge. Zur Buchungslage in Mayrhofen kann Elisabeth Kröll vom Tourismusverband noch wenig sagen. "Wir hoffen, dass die Zahlen nicht zu sehr einbrechen." Elisabeth Gredler von dem bei Russen beliebten Hotel Neuhaus ist skeptisch. Die Buchungslage rund um die russische Weihnacht sei nicht besonders gut. "Ich glaube, dass heuer 50 Prozent weniger Russen kommen. Das hört man auch von anderen Hotels." Mayrhofen hat mehr russische Gäste als jeder andere österreichische Wintersportort. Es kommt vor allem die Mittelschicht. Aber auch Kröll kann sich vorstellen, dass nun reiche Russen zurückkehren, die zuletzt vermehrt ausgeblieben sind: "Sie haben ein starkes Prestigedenken." Ist ein Urlaub für die breite Masse schwer leistbar, wird er für den reichen Russen attraktiv.

Starke Unsicherheit

Der Salzburger Land Tourismus rührt in Russland eifrig die Werbetrommel. Auf den "reichen Russen" alleine könne man sich nämlich nicht verlassen, sagt Geschäftsführer Leo Bauernberger. Im Oktober wurden in Moskau und St. Petersburg Skiopenings mit Vertretern der Salzburger Regionen veranstaltet – vor allem, um die Reiseveranstalter für sich zu gewinnen. "Wir strengen uns mehr an als je zuvor, gute Stimmung zu verbreiten. Die Unsicherheit war auch noch nie so dramatisch." Mehrere Reiseveranstalter in Russland, die sich auf Österreich-Urlaube spezialisiert hatten, seien in Konkurs gegangen. Die Anti-Putin-Stimmung sei dem Positiv-Marketing auch nicht gerade zuträglich, merkt er an. "Unser Signal ist daher: Wir freuen uns auf unsere russischen Gäste, die Politik bleibt draußen."

1.359.314 Nächtigungen russischer Gäste hat der Tourismus in der Wintersaison 2013/’14 verzeichnet. Das war ein zaghaftes Plus von 0,3 Prozent im Vergleich zur Saison 2012/’13 mit 1.355.433 Nächtigungen. Die Dauer des Aufenthalts liegt unverändert bei durchschnittlich 4,6 Tagen.

An diesen Tagen gibt der Russe aber wesentlich mehr aus als Gäste aus anderen Nationen, laut Statistik nämlich 206 Euro statt 152 Euro. Die mit Abstand beliebteste Destination ist Tirol (46,9 Prozent), dahinter liegen Wien (26,2) und Salzburg (19,5).

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