Skigebiete: Aufatmen über Neuschnee nach flauem Saisonbeginn

Die endlich weiß gewordene Winterlandschaft soll Skiurlauber ins Land locken – und das im Vergleich zum Vorjahr eher verhaltene Weihnachtsgeschäft kompensieren.
Neuschnee macht Touristikern nach durchwachsenem Weihnachtsgeschäft wieder Hoffnung.

Das bisschen Neuschnee der vergangenen Tage war zumindest in den Tallagen eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Touristiker freuen sich trotzdem. Denn die angezuckerte Landschaft weckt bei Ski-Begeisterten die Lust auf Wintersport, schildert Michaela Obernosterer von der Salzburger-Land-Tourismusgesellschaft. "Durch den Neuschnee ist das Skifahren wieder in den Köpfen der Leute." Das Interesse steige nachweislich – einige Skigebiete würden seit dem Wintereinbruch wieder mehr Zugriffe auf ihren Internetseiten registrieren, sagt Obernosterer.

In Saalbach-Hinterglemm blickt Tourismuschef Wolfgang Breitfuß auf schwierige Wochen zurück. Obwohl immerhin 62 von 70 Liften und rund 80 Prozent der Pisten des mit Leogang und Fieberbrunn verbundenen Skigebiets geöffnet gewesen seien, entschieden sich die Bergbahnen für einen Preisnachlass. 15 Prozent weniger als üblich kosten Tageskarten und Mehrtages-Skipässe – bis auf Weiteres, sagt Breitfuß. "Wenn man das Angebot nicht zu 100 Prozent erfüllen kann, halte ich das für ein wichtiges Signal. Das ist bei den Gästen auch sehr gut angekommen."

Die Bilanz für das Weihnachtsgeschäft falle "den Umständen entsprechend gut" aus. Die Betten seien durchschnittlich zu 75 Prozent belegt gewesen. Doch selbst über Silvester war der Ort nicht ausgebucht – die Zahlen des Vorjahrs scheinen bereits jetzt außer Reichweite zu sein.

Skigebiete: Aufatmen über Neuschnee nach flauem Saisonbeginn
AUT, 2015-12-27; THEMENBILD FEATURE SCHNEEMANGEL IM SKIGEBIET WILDER KAISER; Foto: Bildagentur Mühlanger/Koffou
Im Tiroler Tourismus ist die Stimmung ebenso getrübt. Einerseits konnte durch massiven Schneekanonen-Einsatz gesichert werden, dass um Weihnachten und Silvester rund 80 Prozent der Lifte in Betrieb waren. Andererseits hat die grüne Landschaft, durch die sich die Kunstschneebänder fädeln, ihre Wirkung nicht verfehlt: "Die Optik war bescheiden. Und jeder Gast konnte das natürlich über die Webcams sehen. Dazu kommt noch, dass auch in unserem Hauptmarkt Deutschland sehr wenig Schnee liegt. Das wirkt sich auf die Stimmung aus", sagt Hotelier Siegfried Egger aus Kirchberg, der aus eigener Erfahrung und Gesprächen mit Kollegen weiß: "Es hat im Dezember zwar kaum Stornos gegeben. Aber jetzt fehlen uns wegen des Schneemangels die Nachbuchungen für die kommenden sieben bis zehn Tage. Manche Häuser sind nur halb voll."

Hahnenkamm wichtig

Egger bleibt optimistisch, dass die Saison noch zu retten ist. Vorausgesetzt, es kommt der Schnee: "Den brauchen wir in den nächsten Tagen. Ausschlaggebend werden die Bilder vom Hahnenkamm-Rennen sein. Die gehen um die Welt." Das Kitzbüheler Ski-Spektakel findet heuer vom 22. Bis 24. Jänner statt.

Besonders schlimm trifft der Schneemangel jene Ski-Gebiete, die stark von Tagestouristen abhängig sind. Die finden sich vor allem im Tiroler Unterland an der Grenze zu Bayern. Aus der Skiwelt Wilder Kaiser etwa heißt es, dass sich auf den Pisten zuletzt täglich nur rund 25.000 Gäste statt 40.000 wie im Vorjahr tummeln. Abgesehen vom Schneemangel könnten auch die Kontrollen an den Autobahngrenzübergängen in Kufstein und am Walserberg (Salzburg) die nach dem Weihnachtsgeschäft so wichtigen Tagesskifahrer einbremsen.

Österreichs Seilbahn-Sprecher Franz Hörl rechnet für das Bundesland Tirol dennoch nur mit einem "leichten blauen Auge". Insgesamt würden die Seilbahnen bisher einen "leichten Rückgang" verzeichnen. Gewonnen haben laut Hörl dafür die Gletscher-Skigebiete.

Die Freude über Neuschnee und winterliche Temperaturen dürfte nur kurz währen. Atlantische Tiefdruckgebiete verdrängen nun auch im Osten die sibirische Kaltluft. Laut dem Wetterdienst Ubimet steigen die Temperaturen morgen, Freitag, auf bis zu sieben Grad. Am Samstag dürfte es noch milder werden, in Niederösterreich sind Werte bis zu zehn Grad zu erwarten. Abkühlen dürfte es allerdings schon wieder zum Wochenbeginn. „Aus heutiger Sicht kehrt dann wieder der Winter zurück“, sagt Ubimet-Meteorologe Thore Hansen. Kalt bleiben soll es hingegen in den Tälern und Becken des Südens. „Vor allem im Klagenfurter Becken schaffen es die Tiefdruckgebiete nicht, die bodennahe Kaltluftschicht auszuräumen“, so Hansen. Die Temperaturen bleiben hier unter dem Gefrierpunkt.

Große LawinengefahrIm Hochgebirge herrscht unterdessen weiterhin erhöhte Lawinengefahr. Besonders groß ist sie oberhalb von 2000 Metern in windbeeinflusstem, schattigem Steilgelände sowie in eingewehten Rinnen und Mulden. In Vorarlberg und auf Tiroler Seite der Arlberg-Region wird die Lawinengefahr nach wie vor mit Stufe 3, also erheblich, angegeben. Der Lawinenwarndienst rät unerfahrenen Skifahrern daher, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen.

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