Siesta und Urlaub in den Bergen: Hitze verändert unser Leben

Siesta und Urlaub in den Bergen: Hitze verändert unser Leben
Die Temperaturen steigen, die Hitzephasen werden länger – eine Entwicklung, die den Alltag der Österreicher beeinflussen wird. Zukunftsforscher prophezeien neue Arbeitszeiten, Bauweisen und Essgewohnheiten.

40,5 Grad am vergangenen Donnerstag ließen nicht alle jubeln. Der Temperaturrekord kam nach einer ungewöhnlich langen Hitzeperiode. Und die wird aller Voraussicht nach kein einmaliges Ereignis gewesen sein. Klimaforscher gehen davon aus, dass sich Wetterextreme häufen – auch die extreme Hitze. Das beeinflusst auch den künftigen Alltag der Österreicher. Zwei Zukunftsforscher wagen einen Blick in den Sommer von morgen.

Länger arbeiten

Siesta und Urlaub in den Bergen: Hitze verändert unser Leben
A fan takes a siesta on the 9th hole during four-ball play in 37th Ryder Cup Championship at the Valhalla Golf Club in Louisville, Kentucky September 19, 2008. REUTERS/Shaun Best (UNITED STATES)
„Wir bereiten uns bereits darauf vor. Der Prozess hat begonnen“, sagt Peter Zellmann. Alle Lebensbereiche werden durch die Extrem-Sommer beeinflusst. Speziell die Arbeit. „Die Arbeitszeiten werden sich nach hinten verschieben“, ist Zellmann überzeugt. Und: Die Mittagspause wird zur Siesta.

„Im Mittelmeer-Raum wird uns das vorgemacht.“ Davon geht auch sein Kollege Reinhold Popp aus: „Wir brauchen das nicht neu erfinden.“

Auch beim Urlaubsverhalten könnte sich einiges ändern. „Da wird Österreich im Sommer profitieren. Der Rückzug in die Alpen – das wird zunehmen“, meint Langthaler. Popp ist da anderer Ansicht: „Das betrifft nur eine Nische. Der Urlaub am Meer wird beliebt bleiben. Da geht es auch um die Weite, die Brandung, das Gefühl.“

Siesta und Urlaub in den Bergen: Hitze verändert unser Leben
Die Nahrung wird künftig wohl leichter. „Viele werden ihre Ernährung umstellen. Leichte Kost ist gefragt.“

Die Wetter-Extreme wirken sich auch beim Hausbau aus, ist Popp überzeugt. „Bautechnik und Klimatechnik werden wichtiger. Neben Fernwärme kommt auch die Fernkälte. Aber diese Entwicklung wird Jahrzehnte dauern.“ Schneller könnte es beim Umgang mit dem Wasser gehen. „Wir werden sensibler. Und wie in anderen Ländern auch, wird es über kurz oder lang Trink- und Brauchwasser getrennt im Haushalt geben“, sagt Popp.

Unterm Strich ist der Blick in den Sommer der Zukunft aber positiv: „Ein Großteil der Menschen schätzt die Hitze“, erklärt Zellmann.

Siesta und Urlaub in den Bergen: Hitze verändert unser Leben

„Von dem kurzfristigen Wetterphänomen haben vor allem Badeorte und Freibäder profitiert“, sagt Ulrike Rauch-Keschmann von Tourismus Österreich. Dank des heißen Julis schaut man doch noch auf eine positive Jahresbilanz. Durch die verregnete Vorsaison und die Unwetter (Mai, Juni) war ein deutlicher Rückgang bei den Ankünften und Nächtigungen zu spüren. Mit den schweren Hochwassern hatten insbesondere Nieder- und Oberösterreich zu kämpfen. Die Werbestrategie wird die Tourismusbranche aber auch angesichts des jüngsten Wetterhochs nicht ändern. „Wir haben so viele wetterunabhängige Attraktionen zu bieten“, sagt Rauch-Keschmann.

Ein Gewinner ist auch der Elektrohandel. Klimageräte und Ventilatoren waren ausverkauft. Auch Mineralwasser-Hersteller profitierten. „Bei den Mineralwasserlieferungen kam es zeitweise sogar zu Engpässen“, sagt Erwin Pellet, Spartenobmann des Handels der Wirtschaftskammer.

Es waren besonders harte Monate für die heimischen Landwirte. Und die Zwischenbilanz ist ernüchternd. „Die Maisbestände sind zum Teil abgestorben“, sagt Günther Rohrer, Pflanzenbauexperte in der Landwirtschaftskammer. Und auch den Rüben kann man beim Vertrocknen zuschauen. Jeder Tropfen Regen hilft – zumindest den Pflanzen, die noch nicht abgestorben sind.

Hitzewellen sind den Bauern nicht fremd. „Schon 1992/’93 gab es so eine Hitzewelle. Und auch 2003 war es trocken“, sagt Rohrer. Doch viele Bauern hätten diesmal alles auf eine Karte gesetzt. „Speziell in der Südsteiermark gibt es Betriebe, die fast nur Mais anbauen. Die trifft es jetzt besonders hart“, erklärt Rohrer.

Er rät deshalb zur Diversität, also zur Vielfalt bei den Feldfrüchten. „Wer verschiedene Früchte anbaut, streut dadurch sein Risiko.“ Etwa die Mischung Weizen, Sommergerste, Kürbis und Luzerne – die brauchen den Regen zu unterschiedlichen Zeiten.

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