Sie arbeiten am Heiligen Abend

ÖBB-Lokführerin Claudia Berthold aus Wien verbringt den Weihnachtsabend im Zug. Gefeiert wird an den folgenden Tagen.
Nicht nur das Christkind hat viel zu tun. Auch viele Österreicher machen Dienst

Ein besinnliches Fest, ein geschmückter Baum, Geschenke und ein liebevoll zubereitetes Mahl im Familienkreis – am Heiligen Abend ist das keine Selbstverständlichkeit. Für viele Österreicher ist der 24. Dezember ein Arbeitstag. Doch keiner wie jeder andere. Für die 32-jährige Claudia Berthold aus Wien beginnt der Dienst um 16.44 Uhr. Dann besteigt die Lokführerin der ÖBB ihren ersten Zug.

„Der 24. Dezember gehört den Kollegen, die kleine Kinder haben“, sagt die Wienerin. „Das ist schon in Ordnung so.“ Und Weihnachten sei auch ein besonderer Dienst. „Die Leute sind meistens entspannter, die Kollegen gut gelaunt.“

Erster Stopp: Tulln

Berthold, übrigens eine gelernte Konditorin, wird am 24. Dezember gleich einige Strecken befahren. Erst geht’s nach Tulln, dann nach Pressbaum, schließlich nach Floridsdorf und nach zweieinhalb Stunden Pause fährt sie mit dem Zug zum Flughafen. Dienstschluss: 8.12 Uhr am Christtag. Und am Abend des 25. Dezembers geht es gleich wieder weiter.

„Die Arbeit macht am 24. weniger Stress als daheim“, lacht sie. Die Feiern im Familienkreis werden dann in den kommenden Tagen nachgeholt. Und das ist für Berthold nichts Außergewöhnliches. „Auch mein Vater hatte oft Nachtdienste zu Weihnachten. Ich bin es aus meiner Kindheit gar nicht anders gewöhnt.“

Zumindest bleibt an diesem Tag ein wenig Zeit, um mit dem Freund zu feiern. „Erst gibt’s eine kleine Bescherung. Dann fahren wir beide in die Arbeit.“ Auch der Lebensgefährte ist zu Weihnachten im Dienst – ebenfalls als Triebfahrzeugführer der ÖBB.

Zeit, um mit den Kollegen anzustoßen, bleibt keine. Die kurze Pause in der Nacht nutzt Berthold zum Schlafen: „Aber es gibt ein paar Kekserln und Kaffee. Dadurch kommt ein bisschen Stimmung auf.“

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Ein bisschen Weihnachtsstimmung kommt am 24. Dezember auch bei Markus Scheidl auf. Einige Kollegen haben in der Verkehrsmanagement-Zentrale der Asfinag in Inzersdorf einen Christbaum geschmückt. Und vor den Dutzenden Kameras der Verkehrsüberwachung steht zumindest ein Adventkranz.

Ob es für Scheidl, den Chef vom Dienst, ein ruhiger oder stressiger Tag wird, hängt von den Autofahrern ab. „Vormittags werden noch viele in die SCS fahren“, sagt er. „Aber sonst wird’s hoffentlich ein ruhiger Dienst.“ Vor Dienstschluss um 18 Uhr stoßen die Kollegen noch mit Orangensaft an. Dann geht’s heim zur Familie.

„Eigentlich ist es ein Bereitschaftsdienst wie jeder andere. Nur die Stimmung der Menschen ist viel besinnlicher“, sagt Rettungspilot Paul Brunner. Er macht Weihnachtsdienst, seit der Notarzthubschrauber Christophorus 2 vor 30 Jahren in Krems, NÖ, stationiert wurde. „Ich wohne nur fünf Minuten entfernt “, erklärt er. Da die Einsatzzeit mit der Dunkelheit endet, kann er meist gegen 18 Uhr daheim sein.

„Bis vor zwei Jahren hatten wir einen kleinen Weihnachtsbaum aus Plastik im Bereitschaftsraum, aber der ist verschwunden“, schmunzelt er. „Dafür kommen sicher viele Leute zu Besuch und bringen Weihnachtskekse mit“, sagt Brunner.

Elisabeth Fernsebner aus Lofer arbeitet in einem Sportgeschäft in Lofer, Salzburg. Am 24. Dezember hat sie bis nachmittags geöffnet. Schließlich sind auch an diesem Tag Skifahrer unterwegs und brauchen Haube, Handschuhe oder neue Skier.

Die Mutter von zwei Kindern, sechs und acht Jahre alt, muss den Heiligen Abend vorher gut organisieren. Ihr Gatte arbeitet am Skilift und kommt erst spät heim, sagt sie. „Den Christbaum mit den Geschenken richten wir am Vorabend her. Dann wird der Raum abgesperrt, damit die Kinder den geschmückten Baum nicht schon vorher sehen.“ Das Fest beginnt um 19 Uhr traditionell mit dem sogenannten „Rauchengehen“.

Am Heiligen Abend spielt es sich bei McDonalds speziell in der Früh ab. Das weiß Kathi Schrimpl aus Erfahrung. Das dritte Jahr hintereinander ist sie am 24. Dezember Schichtführerin in dem Burger-Lokal in Hollabrunn. „Die Gäste sind an diesem Tag speziell Väter oder Opas mit Kindern. Denn die Mamas daheim brauchen ein paar Stunden Zeit“, erzählt sie.

Doch an diesem Tag ist auch bei Mc Donalds früher Schluss. Um 16 Uhr schließt das Lokal. Dann stoßen die Chefs mit den Mitarbeitern an. Um 17 Uhr geht es für Schrimpl ab nach Hause – dort warten ihre zwölfjährigen Zwillingsmädchen. Und dann gibt’s Karpfen.

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