Sexismus-Watchgroup plötzlich selbst im Visier

Hier sprach sich der österreichische Werberat für einen Stopp der Werbekampagne aus.
Klagenfurts Bürgermeister Scheider und Kaufleute machen gegen Werbung-Sittenwächter mobil.

Die Watchgroup Klagenfurt wirft seit Mai dieses Jahres ein prüfendes Auge auf die Werbung in Kärnten, stets auf der Suche nach sexistischen und geschlechterdiskriminierenden Inhalten - der KURIER berichtete. Jetzt gerät plötzlich die Watchgroup selbst ins Visier. Und zwar ausgerechnet in jenes von Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (FP), der "die Sinnhaftigkeit des Anprangersystems" im nächsten Stadtsenat zur Diskussion stellen wird.

Erst im Mai wurde die Klagenfurter Werbewatchgroup gegründet, um die Werbelinien der Kärntner Unternehmen auf Sexismus und Geschlechterdiskriminierung abzuchecken. Und zur Freude von Frauenreferentin und Stadträtin Andrea Wulz (Grüne) beteiligte sich die Bevölkerung mit großem Eifer an der Suche nach Beschwerdefällen. "Wir bekommen von Frauen und Männern sehr viel beanstandetes Material per Mail und Post zugeschickt, das wir auf unserer Homepage veröffentlichen und an den Österreichischen Werberat weiterleiten", sagt Wulz.

"Anprangerstation"

"Und ich erhalte nach der Reihe Beschwerdebriefe von Unternehmen, die zu Unrecht an den Pranger gestellt werden. Die Watchgroup Klagenfurt spielt sich auf als Oberkommission, bringt aber nur Probleme und Konflikte", kontert Bürgermeister Scheider. Angesiedelt ist die Watchgroup im Frauenbüro, weshalb Scheider wettert: Das Frauenbüro möge als Frauenberatungsstelle der Stadt fungieren "und nicht als Anprangerstation der Stadt".

Scheider will im nächsten Stadtsenat am 9. September gegen die Einrichtung mobil machen. "Ich werde eine detaillierte Kostenaufstellung verlangen. Derzeit gibt es ja nicht einmal einen Stadtsenatsbeschluss für diese Watchgroup. Daher werde ich im Herbst im Stadtsenat die Sinnhaftigkeit des Projekts zur Diskussion stellen."

Wulz findet es bedenklich, dass die Watchgroups in anderen Städten Österreichs anerkannt seien, jene in Klagenfurt aber vom Bürgermeister torpediert würde. "Was die Finanzierung betrifft, kann Herr Scheider beruhigt sein: wir arbeiten alle ehrenamtlich." Beschwerden der Kaufmannschaft könne sie übrigens nicht orten.

Der Sprecher der Klagenfurter Kaufleute, Max Habenicht, hingegen schon: "Da werden Inhalte auf der Homepage der Klagenfurter Watchgroup angeprangert, und erst dann an den Werberat nach Wien geschickt. Das ist eine Vorverurteilung. Es ist bereits vorgekommen, dass der Werberat keine Verfehlung feststellte, aber der Unternehmer hat den Schaden."

Sexismus-Watchgroup plötzlich selbst im Visier
Werbung Watchgroup Klagenfurt, Huber-Shop in Klagenfurt
Führend bei den Beanstandungen der Kärntner Watchgroup sind übrigens Nachtclubs, die für ihre Etablissements mit Riesen-Werbetafeln auf Autobahnen und Freilandstraßen werben. Beanstandet werden stets Plakate wie jenes, das vor einem Bekleidungs-Shop gefunden wurde, die den Po der Frau in den Vordergrund rücken. Kampagnen, bei denen Mager-Models im Mittelpunkt stehen, werden ebenfalls immer wieder nach Wien weitergeleitet.

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