Schuhabdrücke und DNA-Spuren sollen neun Jahre alten Mordfall klären

Die DNA der Angeklagten wurde nach einem missglückten Überfall gesichert
Prozess: 61-Jähriger und sein Sohn sind für Mord an Ingrid Sutter im Jahr 2007 angeklagt. Die Angeklagten bestreiten die Tat.

Die Aufgabe für die Geschworenen ist schwierig. Am Mittwochvormittag werden ihnen am Landesgericht Innsbruck der 61-jährige Roland H. und sein 30-jähriger Sohn Thomas vorgeführt. Sie sollen laut Anklage die Täter in einem der aufsehenerregendsten Mordfälle der jüngeren Tiroler Kriminalgeschichte sein. Die DNA der beiden Männer wurde in der Wohnung von Ingrid Sutter im Innsbrucker Stadtteil Reichenau gefunden , wo die 68-Jährige 2007 gewürgt und schließlich mit einem Polster erstickt wurde. Die Polizei ließ damals 400 Personen aus der Wohngegend DNA-Proben abgeben – ohne Erfolg.

Dass die Spur nun überhaupt zu den beiden Verdächtigen führte, haben sie einem dilettantischen Überfall auf einen Geldtransporter zu verdanken. Im Mai 2014 überfielen der Vater und seine zwei Söhne einen Geldboten und fesselten ihn in seinem Fahrzeug. Trotz mehrerer Versuche an verschiedenen Orten gelang es der Truppe nicht, den Tresor im Auto zu knacken. Wenige Tage später war der Fall geklärt. Die Söhne stellten sich. Der zunächst flüchtige Vater lief zufällig einem Kriminalbeamten regelrecht in die Arme.

Belastende Indizien

Die DNA-Profile des bislang unbescholtenen Trios gerieten erstmals in die Polizei-Datenbank. Und dort wartete im Mordfall Sutter gesichertes Spurenmaterial seit Jahren auf einen Treffer. Das passte zu Vater und einem der Söhne. Zudem gibt es weitere belastende Indizien. "Von beiden Angeklagten wurden Schuhabdrücke im Schlafzimmer des Opfers gefunden", sagte Staatsanwältin Adelheid Steiner gestern.

Außerdem habe man Fingerabdrücke des 61-Jährigen am Waschbecken sichergestellt. "Wenn man die Puzzleteile zusammensetzt, ergibt sich für mich ein klares Bild", meinte Steiner. Sutter wurde in ihrem Schlafzimmer getötet. "Die Dame lag auf dem Bett und hatte einen Polster auf dem Gesicht", erinnerte sich eine Polizistin im Zeugenstand.

Die beiden Angeklagten wollen mit der Tat nichts zu tun haben und bekannten sich nicht schuldig. Für Verteidiger Markus Abwerzger konstruiert die Staatsanwaltschaft eine Geschichte ohne "Tatsachensubstrat", wie er erklärte. "Der Sachverhalt, wie ihn die Staatsanwältin geschildert hat, ist erfunden. Es gibt keinerlei Beweise dafür", sagte Abwerzger in Richtung der Geschworenen. Alle von den beiden Angeklagten gefundenen Spuren würden sich durch Handwerkstätigkeiten erklären lassen.

Schuhabdrücke und DNA-Spuren sollen neun Jahre alten Mordfall klären
Vater (61) und Sohn (30) sind angeklagt, Ingrid Sutter am 26.6./27.6.2007 in ihrem Haus in Innsbruck getötet zu haben, sie sollen aus der Wohnung einen Laptop gestohlen und der Sohn soll das Auto der Getöteten bis zum 1.7.2007 benutzt haben. Beide sind nach einem missglückten Überfall auf einen Geldtransporter in Haft.
"Ich war sicher vier oder fünf Mal in ihrer Wohnung, um etwas zu reparieren", erklärte der 61-Jährige, der sich in seiner Aussage immer wieder auch in Widersprüche verstrickte. Sein Sohn habe ihm bei den Pfuscharbeiten geholfen, erklärte der Beschuldigte weiter. Der 30-Jährige empörte sich gestern über die Vorwürfe: "Was die Frau Staatsanwältin mir vorwirft, ist lächerlich." Geht es nach der Anklage, gerieten der 61-Jährige und seine Auftraggeberin in Streit, weshalb er die Frau tötete. Sein Sohn habe dabei die Beine des Opfers gehalten – so die Spurenlage. Nach der Tat sollen die beiden Männer das Auto der Pensionistin aus der Tiefgarage geholt und auf einen öffentlichen Parkplatz gestellt haben.

Woran es mangelt, ist ein klares Motiv. Der Prozess, der gestern aufgrund mehrerer Absagen von Zeugen vertagt wurde, stützt sich vor allem auf Indizien. Die Anklage hofft, Ende September bei der Fortsetzung der Verhandlung weitere Steine ins Puzzle setzen zu können.

Kommentare