Schlussplädoyers im "Copkiller"-Prozess

Thomas B. wird in den Gerichtssaal geführt.
Staatsanwalt fordert Zuchthaus - Verteidiger bittet um milde Strafe - Urteil am Donnerstag.

Mit den Plädoyers ist am Dienstag in Szeged der vorletzte Tag im Prozess gegen den Salzburger Thomas B. zu Ende gegangen, der 2012 einen Motorradpolizisten mit einem Hummer überfahren haben soll. Staatsanwalt Csaba Nagy forderte eine Haftstrafe, und zwar im Zuchthaus, was einen verschärften Strafvollzug bedeutet. Verteidiger Janos Buza bat um eine milde Strafe. Das Urteil wird am Donnerstag verkündet.

Der 36-Jährige wird dann noch sein Schlusswort sprechen können. Bei einer Verurteilung im Sinne der Anklage droht ihm eine Freiheitsstrafe von zehn bis 20 Jahren oder sogar lebenslang. Am Dienstag verfolgte er das Geschehen mit versteinerter Miene, durfte aber in den Verhandlungspausen einige Worte mit seiner Frau und einer seiner beiden Töchter wechseln, die nach Szeged gekommen waren.

Antrag der Verteidigung abgelehnt

Richter Attila Joo lehnte einen weiteren Antrag der Verteidigung auf Beiziehung eines Experten für Verkehrspsychologie ab. Er erinnerte daran, dass der 36-Jährige zwischen 1993 und 2010 nicht weniger als 15 mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei, sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Dabei habe es sich um Gewalttaten gegen andere Personen, Angriffe gegen Amtspersonen und Diebstahl gehandelt.

In seinem Plädoyer schilderte Staatsanwalt Csaba Nagy noch einmal die fatale Amtshandlung vom 11. Oktober 2012: Der Salzburger habe seinen "Hummer" gezielt über die Fahrbahnmitte gelenkt und dabei beinahe einen Polizeiwagen touchiert. Das fasste der Beamte als Provokation auf, worauf er zwei Kollegen auf Motorrädern als Verstärkung anforderte. Diese verfolgten den Salzburger, wobei ihn zunächst weder Blaulicht und Sirene noch auf seinen SUV abgegebene Schüsse zum Stoppen brachten. Als er endlich anhielt, soll er - so die Anklage - den rechts vor ihm positionierten Polizisten Imre K. vorsätzlich getötet haben, indem er auf diesen losfuhr.

Angeklagter bestreitet Vorwürfe

Der Angeklagte bestreitet das und stellt das Geschehen als Unfall dar: Er sei "in Panik" aufs Gas gestiegen, nachdem ihm der zweite Motorradfahrer durchs geöffnete Seitenfenster Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hätte. Ob dies tatsächlich eingesetzt wurde, ist strittig.

Laut Nagy habe der Österreicher den Polizisten kaltblütig ermordet. Der Angeklagte habe nicht gebremst, bevor er diesen überrollte, und gar nicht versucht, den Zusammenstoß zu vermeiden. Er forderte eine Haftstrafe für den 36-jährigen, und zwar nicht im Gefängnis, sondern im verschärften Vollzug des Zuchthauses. Zudem sollte ihm die Ausübung öffentlicher Rechte verboten werden.

Verteidiger Janos Buza wies in seinem Schlussvortrag den Vorwurf der vorsätzlichen Tötung zurück. Der 36-Jährige sei mit seinem Fahrzeug dem Motorradpolizisten so nahe gekommen, dass er nicht mehr ausweichen konnte. Der Jurist verwies auf Widersprüche in den belastenden Aussagen von Zeugen. 14 Schüsse seien auf seinen Mandanten abgegeben worden, stellte Buza die Rechtfertigung eines Schusswaffeneinsatzes infrage: "Polizisten sind nicht berechtigt, bei einer Verkehrskontrolle wild um sich zu schießen." Sein Mandant hätte sich daraufhin verteidigt. Schuldig sei der 36-Jährige allerdings hinsichtlich der Gefährdung im Straßenverkehr, da dieser einen Motorradpolizisten von der Straße gedrängt habe. Der Verteidiger bat um eine milde Gefängnisstrafe.

Nachlese: Die Frau von Thomas B. im KURIER-Interview

Kommentare