Salzburger zittern um Flughafen: Kompromiss ist nicht in Sicht

Knapp 1,7 Millionen Passagiere zählt Salzburgs Flughafen jährlich. Die geplante deutsche Lärmschutzverordnung könnte das Aus bedeuten
Im Streit um Fluglärm gehen die Emotionen hoch. Eine Verordnung sei „alternativenlos“.

Die Verordnung erinnert mich an die 1000-Mark-Sperre“ – mit diesem Sager bewies der Salzburger Vizebürgermeister Harry Preuner (ÖVP) am Montag, wie emotional die Debatte um die geplante Fluglärmverordnung des deutschen Verkehrsministers Peter Ramsauer (CDU) in Salzburg geführt wird. Preuner bezog sich auf die Wirtschaftssanktion aus dem Nazi-Regime von 1933, als Deutsche beim Grenzübertritt nach Österreich 1000 Mark bezahlen mussten. Das hat die heimische Wirtschaft und den Tourismus drei Jahre lang quasi lahmgelegt. Dasselbe befürchten die Salzburger nun wieder, sollte der Entwurf Ramsauers so durchgesetzt werden, wie er am Freitag in Wien vorgelegt wurde. „Wir sind geschockt über die harte Gangart der Deutschen. Der Entwurf ist alternativenlos“, sagt Preuner. Das wäre das Aus für den Flughafen – „eine ganze Region würde regelrecht abgeschnitten.“

Wie berichtet, will Ramsauer den Fluglärm im Grenzraum reduzieren. Derzeit würden 90 Prozent der Anflüge über Bayern gemacht – das soll künftig nur noch in Ausnahmefällen möglich sein. Angepeilt werde ein Verhältnis von 70/30 zwischen dem Süden Salzburgs und der derzeitigen Einflugschneise im Norden, heißt es aus dem deutschen Verkehrsministerium.

Fronten verhärtet

Für Alexander Klaus vom Salzburg Airport ist das eine „Fantasiezahl“, denn de facto würde die Verordnung zu einem 100/0-Verhältnis führen. „Der Anflug über den Süden ist aus topografischen Gründen nur bei Sichtkontakt möglich – also bei Tageslicht und gutem Wetter.“ Bei 17.100 Landungen pro Jahr sei das ein Ding der Unmöglichkeit, zumal Fluglinien diese Methode schon jetzt kaum akzeptierten. In Berlin will man davon nichts hören. „Selbstverständlich ist der Anflug über den Süden möglich. Die österreichische Seite hat jedoch bislang zu wenig getan, um neue Verfahren zu nutzen“, wiegelt Ingo Strater vom Ministerium ab.

Die erhitzten Gemüter versucht nun Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zu beruhigen. Sprach er am Sonntag noch von einer „Kriegserklärung“ der Deutschen, lenkte er tags darauf ein: „Wir sind um eine gute Gesprächsbasis bemüht. Vertreter Österreichs werden auf EU-Ebene die Möglichkeit bekommen, ihre Einwände vorzubringen.“ Verkehrsministerin Doris Bures will kommende Woche in Brüssel vorsprechen, Bundeskanzler Werner Faymann (beide SPÖ) in Berlin.

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