Auf den Spuren Max Reinhardts

Hotelmanager Daniel Szelényi mit dem Hausdrachen Poldi im chinesischen Zimmer des Schlosses Leopoldskron.
Daniel Szelényi hat das ehemalige Refugium des Regisseurs in ein Hotel verwandelt.

Was macht ein gutes Hotel zu einem ausgezeichneten Hotel? Sind es die Sterne am Logo, der Spa-Bereich, die Praline am Kopfpolster? Daniel Szelényi wurde das schon tausend Mal gefragt. Seine Antwort ist nicht ganz einfach: "Es ist das gewisse Etwas, das Authentische." Im Schloss Leopoldskron in Salzburg, das der General Manager Anfang des Jahres in den Hotelbetrieb überführt hat, ist es die Historie, die aus jeder Ritze im knarzenden Parkett strömt. Theaterregisseur Max Reinhardt hat hier bis zur Enteignung durch die Nazis 1938 gewohnt, es gilt als "Wiege der Salzburger Festspiele" und war Drehort für den Musical-Film "The Sound of Music".

Wie im eigenen Haus

Für den Hotelbetrieb ist die Popularität des Schlosses eine Gratwanderung. Mehrere Busse karren im Sommer täglich Touristen an das gegenüberliegende Ufer des Leopoldskroner Weihers. Sie machen Fotos von jener Stelle, an der Julie Andrews triefnass aus dem Weiher gestiegen ist, sie singen und tanzen, manche weinen. "Das haben wir Hollywood zu verdanken. Aber ein bisschen Kitsch darf schon sein", sagt Szelényi augenzwinkernd. Als Manager ist es ihm wichtig, dass die Hotel- und Seminargäste von der Fan-Hysterie unbehelligt bleiben. "Wir können hier nicht die Massen hereinlassen. Es ist ein Privileg, sich im und um das Schloss bewegen zu dürfen, als wäre es das eigene Haus. Das ist für uns überlebenswichtig."

Da wären wir wieder bei dem Punkt "Authentizität". Im Schloss gibt es keine roten Kordeln, die den Weg versperren. Jeder Raum ist für die Gäste zugänglich. Frühstück gibt es im Marmorsaal oder auf der Terrasse mit Blick auf den Weiher. Man kann sich in Reinhardts ehemaligem Büro einen Krimi aus dem Bücherregal nehmen, den Hausdrachen Poldi im chinesischen Zimmer kraulen, oder sich an jenen Tisch im McGowan Zimmer setzen, an dem Reinhardt einst mit Hugo von Hofmannsthal saß, der den "Jedermann" geschrieben hat.

Das Schloss Leopoldskron ließ Erzbischof Leopold Anton von Firmian 1736 als Wohnsitz erbauen. "Seither hat es eine turbulente Zeit durchgemacht. Dubiose Leute waren hier zugange. Viele der wertvollsten Gemälde sind verschwunden, das Schloss war in einem desolaten Zustand", erzählt Szelényi. Reinhardt hat es 1918 gekauft und nach seinem Geschmack gestaltet.

Geheimgang

Der alte Schlossherr hatte Geheimnisse. Eines davon verrät der neue Schlossherr und geht zu einem Regal in der Bibliothek. Er drückt gegen die runde Säule. Eine Tür springt auf. Dahinter befindet sich eine Wendeltreppe, die direkt nach oben in Max Reinhardts private Gemächer führt. "Er hat am liebsten nachts gearbeitet. Über diesen Geheimgang ist er unbemerkt in sein Arbeitszimmer gelangt."

Die Reinhardt-Suite kostet pro Nacht bis zu 390 Euro. Günstiger sind die Zimmer im Meierhof. Das Gebäude ist noch älter als das Schloss und wurde gerade erst renoviert. Auf jedem Bett liegt ein Medizinball. "Zur körperlichen Ertüchtigung", wie Szelényi erklärt. Reinhardt habe früher so trainiert.

Das Schloss und der Meierhof sind in Besitz der NGO "Salzburg Global Seminar". Lange war es nur für Seminargäste da, jetzt ist es in ein Hotel umgewandelt worden. Dafür wurde Szelényi engagiert, der einen reichen Erfahrungsschatz in der Luxushotellerie vorzuweisen hat. Der 37-jährige Münchner hat schon in Hotels auf der ganzen Welt übernachtet und sie bewertet. Den Begriff "Luxus" mag er aber nicht, er würde zu inflationär benutzt. Luxus ist, so sagt er, Aufmerksamkeit. "Niemand will eine Nummer sein, wir wollen eine Person sein, um die man sich kümmert. Es sind die kleinen Momente, die ein Gast mitnimmt, damit er daheim erzählt: Wow, Salzburg ist großartig. Dieses Gefühl wollen wir hier vermitteln."

Man müsse nur aufpassen, dass es mit der Aufmerksamkeit nicht zu unheimlich werde. "Aber wir können ja immer sagen, das war unser Schlossgeist", sagt er lachend.

Eine Nacht im Schloss

Ein Einzelzimmer im Meierhof gibt es ab 120 Euro pro Nacht, ein Doppelzimmer ab 160 Euro. Suiten im Schloss kosten zwischen 260 und 390 Euro.

Die Max-Reinhardt-Suite, in der der Theaterregisseur selbst gewohnt hat, ist mit bis zu 390 Euro die schönste und teuerste. Im Preis sind Frühstück und die Benutzung des Leopoldskroner Freibads inbegriffen.

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