Salzburg: Gründer schätzen urbanes Flair

Der Schrannenmarkt bei der Andräkirche existiert seit mehr als 100 Jahren
Das Andräviertel hat einen Aufschwung erlebt, die Preise sind dafür gestiegen.

Der Schrannenmarkt lockt jeden Donnerstag selbst Morgenmuffel schon zu früher Stunde aus dem Bett: Am Platz bei der Andräkirche gegenüber von Schloss Mirabell ist ab fünf Uhr immer etwas los. Die gut 200 Standler verkaufen frisches Obst und Gemüse von Salzburger Bauern und Imbisse wie Backhendl oder Fischsuppe. Die Schranne ist eine Institution – seit mehr als 100 Jahren gibt es den Markt im Andräviertel.

Der Stadtteil rund um die Kirche erlebt seit einiger Zeit einen rasanten Aufschwung. "Er hat sich in den vergangenen Jahren zu einem extrem beliebten Wohn- und Arbeitsviertel entwickelt", meint Susanne Tiefenbacher vom Verein "Forum Andräviertel". "In Salzburg hat das Viertel mit seinen vielen Gründerzeitbauten das urbanste Flair. Der Stadtteil ist lebhaft, offen und tolerant. Viele Unternehmen aus der Kreativbranche haben sich hier angesiedelt", sagt Tiefenbacher. Obwohl Immobilien hier für Salzburger Verhältnisse recht günstig seien, hätten die Preise im Andräviertel genauso angezogen.

Leerstände als Problem

Obwohl es genug Nachfrage gibt, bleiben zahlreiche Geschäftslokale ungenutzt. Spekulationsobjekte gebe es genug, sagt Brigitta Schöllbauer, die in ihrem Atelier Abfälle zu Möbeln weiterverarbeitet. "Die Leerstände sind problematisch." Ansonsten kann sie sich beim Schwärmen über "ihr" Viertel kaum einbremsen. Seit zwölf Jahren wohnt sie in der Nähe ihres Arbeitsplatzes in der Haydnstraße. "Es ist fast wie ein Dorf", meint Schöllbauer. Selbst die Bettler hätten viele Bewohner persönlich gekannt – bis der Gemeinderat Ende Mai das Bettelverbot weiter verschärfte und viele nun weitergezogen seien, erzählt Schöllbauer. Auch ihre Freundin und "beste Kundin" Alexandra schätzt den Stadtteil: "Ich habe ein Auto und brauche es eigentlich nie. Hier gibt es alles", meint sie.

Salzburg: Gründer schätzen urbanes Flair
Brigitta Schöllbauer
Viele junge Unternehmen sind hier sesshaft geworden: Werbeagenturen und ein veganes Bistro haben eröffnet, zu Traditionskaffeehäusern gesellten sich junge, hippe Bars.
Salzburg: Gründer schätzen urbanes Flair
Sven Jungclaus arbeitet als selbstständiger Schneider in Salzburg
Schneidermeister Sven Jungclaus hat sich durchaus bewusst für das Andräviertel als Arbeitsplatz entschieden. "Ich habe überlegt, mich im Nonntal, im Andräviertel oder in Maxglan niederzulassen. Die linke Altstadt kann man – ganz abgesehen von den Preisen – vergessen", sagt der 41-jährige Unternehmer. Im Andräviertel seien die Mieten zumindest noch leistbar. Fünf Jahre lang war er Leiter der Herrenschneiderei bei den Salzburger Festspielen. Seit drei Jahren werkt er als Selbstständiger in der Wolf-Dietrich-Straße. Am Viertel schätzt er vor allem die Ruhe. "In der Altstadt sind mir zu viele Touristen unterwegs", sagt Jungclaus.

Besonders beliebt ist der Flohmarkt in der Faberstraße. Er findet von Mai bis September jeden letzten Samstag im Monat statt. Öffnungszeiten sind von 10 bis 17 Uhr.

Jeden letzten Freitag im Monat bietet der Verein von 14 bis 17 Uhr das „Bike Café“ an. Diese öffentliche Radwerkstatt zum Schrauben, Reden, Trinken und Spielen wird jeweils an unterschiedlichen Orten veranstaltet.

Nähere Informationen unter:
forum-andraeviertel.at

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