Runder Tisch soll Bayern-Boykott der Taxler ein Ende setzen

René Schmid von Taxi 2284 hat mit Bayern-Fahrten kein Problem.
Politik will zwischen Fronten vermitteln. Derweil profitiert die Konkurrenz vom Boykott.

Im Streit zwischen den Salzburger Taxilenkern und der bayerischen Exekutive ist eine Lösung in Sicht: Am 29. Mai soll ein runder Tisch mit allen Beteiligten stattfinden.

Wie berichtet, hatte die Funktaxivereinigung 8111 vor zwei Wochen zum Boykott von Fahrten nach Bayern aufgerufen, nachdem immer wieder Lenker wegen des Verdachts der Schlepperei in Haft genommen wurden.

Zu dem Gespräch zwischen der Oberstaatsanwaltschaft Traunstein, der Polizei, Wirtschaftsvertretern der Grenzregion und der Taxivereinigung lädt Georg Grabner, CSU-Landrat des Landkreises Berchtesgadener Land. Von bayerischer Seite musste er sich zuletzt den Vorwurf gefallen lassen, die Politik sei in der Causa untätig.

Schleierfahnder

Über die Einladung zeigt sich 8111-Chef Peter Tutschku hocherfreut, zehrt der Streit doch auch an seinen Nerven. "Jeder Fahrt, die uns derzeit entgeht, tut uns weh, daher sind wir an einer Lösung sehr interessiert", sagt er. Seine Forderung: "Verhältnismäßige Kontrollen der Schleierfahnder und die Sicherheit, dass man unsere Lenker künftig nicht mehr stundenlang einsperrt. Wenn wir die Zusage bekommen, fahren wir schon morgen wieder rüber."

Teilnehmen wird auch Johann Sommerer, Gastwirt in Freilassing. Er machte vergangene Woche im KURIER darauf aufmerksam, dass der Boykott der ganzen Region schade. Einbußen bei den Gästen aus Salzburg seien schon jetzt spürbar, beklagt der Gastronom. "Ich bin zuversichtlich, wenn alle Beteiligten endlich einmal offen miteinander reden", sagt er.

Aufträge abgeschöpft

Bis zum runden Tisch vergehen noch drei Wochen. Zeit, die die Konkurrenz des streikenden Taxifunks 8111 zu ihrem Vorteil nutzt. So lässt unter anderem René Schmid, Chef von Taxi 2284, seine Mitarbeiter ohne Weiteres nach Bayern fahren. Wie viele zusätzliche Aufträge er in den vergangenen Wochen abgeschöpft hat, könne er nicht sagen – die Monatsabrechnung stehe noch aus. Schmid hat selbst schon negative Erfahrungen mit den bayerischen Schleierfahndern gemacht. Sein Lösungsansatz ist aber ein anderer: "Ich schaue mir meine Fahrgäste genau an. Wenn mir jemand suspekt ist, nehme ich ihn nicht mit. Dann laufe ich auch nicht Gefahr, als Schlepper verdächtigt zu werden."

Diese Vorgehensweise ist Tutschku von 8111 bekannt, er lehne das aber strikt ab: "Fahrgäste nach ihrer Hautfarbe auszusieben, wäre rassistisch. Nur die Polizei darf kontrollieren, ob jemand gültige Reisepapiere hat. Einem Taxilenker steht das nicht zu."

Randnotiz: In diesem Jahr wurden bereits 2200 Personen aufgegriffen, die von Schleppern über Salzburg nach Deutschland gebracht worden sind.

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