Stadt Salzburg: 1.190 Erwachsene ohne Wohnung

(Symbolbild)
Das Forum Wohnungslosenhilfe fordert die Schaffung von leistbaren Wohnraum.

In der Stadt Salzburg ist die Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen gestiegen. Der aktuellen Wohnungslosenerhebung 2015 zufolge wurden 1.189 betroffene Erwachsene im Oktober 2015 registriert, um 127 Personen und damit um zehn Prozent mehr als im Oktober 2014. Das Forum Wohnungslosenhilfe Salzburg forderte am Donnerstag die Schaffung von leistbarem Wohnraum.

Rund 450 Kinder und Jugendliche sind wohnungs- oder obdachlos

Von den insgesamt 1.189 Personen seien 603 Österreicher, 175 Drittstaatsangehörige, 158 Personen mit Konventionsstatus, 167 EU-Bürger und 86 Asylwerber. Zusätzlich seien 454 begleitete minderjährige Kinder und Jugendliche registriert worden, um 80 (plus 21 Prozent) mehr als im Erhebungszeitraum 2014. Die Wohnungs- und Obdachlosigkeit sei seit 2011, wo noch 913 Erwachsene verzeichnet wurden, kontinuierlich gestiegen, hieß es. Die Zahl der betroffenen Asylwerber stieg von 57 im Jahr 2014 auf 86 im Jahr 2015.

Hohe Dunkelziffer vermutet

29 Prozent der Gesamtstichprobe waren im Oktober 2015 Frauen. "Dieser Anteil ist über die Jahre relativ stabil. Doch wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus", sagte Gudrun Hagen vom Verein Frauentreffpunkt. Für die Wohnungslosenerhebung haben mehr als 40 Einrichtungen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich Daten gemeldet. Petra Geschwendtner von der Sozialberatung der Sozialen Arbeit GmbH erklärte, dass fehlende Angebote an bezahlbarem Wohnraum, hohe Mietpreise, sozial- und wohnpolitische Fehlentscheidungen und zunehmende Verarmung immer mehr Menschen dazu zwingen würden, "private, prekäre und nicht gesicherte" Wohnmöglichkeiten zu nutzen.

100.000 Salzburger verdienen weniger als 1.000 Euro im Monat

Wegen atypischer Beschäftigung wie Teilzeit, geringfügiger oder saisonaler Arbeit würden mehr als 100.000 Salzburger Arbeitnehmer monatlich weniger als 1.000 Euro Netto und rund 166.000 Arbeitnehmer unter 1.500 Euro verdienen. Diese Angaben entstammten laut dem Forum einer AK-Statistik aus dem Jahr 2014. Die Arbeitslosigkeit steige an, aber die Transferleistungen des AMS seien nicht existenzsichernd und oft zu gering, um damit die Kosten für Leben und Wohnen bestreiten zu können, wurde kritisiert.

Die Wohnkosten würden den Unterstützungsleistungen der bedarfsorientierten Mindestsicherung davongaloppieren. In Salzburg dürften die Wohnkosten für eine Person 380 Euro nicht übersteigen - was am privaten Wohnungsmarkt ein Ding der Unmöglichkeit sei. In Tirol seien die Wohnkosten aber mit 495 Euro und in Vorarlberg mit 540 Euro gedeckelt. "Hätte man in Salzburg die Wohnkosten ab dem Jahr 2000 valorisiert, würden wir derzeit bei 530 Euro liegen", rechneten die Vertreter des Forums vor.

"Die Wohnungszuteilungen liegen irgendwo in der Zukunft"

Tausende Wohnungssuchende seien beim städtischen Wohnungsamt und bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern vorgemerkt, "die Wohnungszuteilungen liegen irgendwo in der Zukunft". Der wichtigste Schritt, damit die Zahlen der Wohnungslosenerhebung in den nächsten Jahren nicht wieder ansteigen würden, sei die Schaffung leistbaren Wohnraums, sagte Torsten Bichler von der Caritas Salzburg. "Die Anhebung des höchst zulässigen Wohnaufwandes in der bedarfsorientierten Mindestsicherung oder die gesetzliche Regulierung der Mietpreise sind zwei Möglichkeiten dazu."

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