Rekord: 216 Geburten am Tag

2012 kamen so viele Kinder wie seit Jahren nicht mehr auf die Welt. Eine Hebamme erzählt.

Alexandra Horatschek hat im vergangenen Jahr rund 100 Kindern auf die Welt verholfen: „Es ist ein besonderes Glück, wenn man bei der Geburt eines Kindes dabei sein kann“, sagt die 37-Jährige. Sie arbeitet im AKH und ist Hebamme mit Herz und Seele. Das Wiener Spital liegt österreichweit betrachtet bei den Geburten ganz weit vorne. 2429 Kinder wurden hier 2012 geboren. 78.952 Kinder waren es laut Statistik Austria in ganz Österreich – das sind grob 216 am Tag, so viele wie seit acht Jahren nicht mehr. Den deutlichsten Anstieg gab es in Tirol (plus 2,9 Prozent), Schlusslichter sind NÖ und Kärnten.

Elf Geburten am Tag

„Jede Geburt ist anders, weil die Frauen auch unterschiedlich sind. Ich habe jedes Mal einen Adrenalinschub, wenn ich bei einer Geburt dabei bin“, erzählt Horatschek. Im AKH werden täglich mindestens vier Kinder geboren. „Manchmal kommen aber auch elf Kinder in einem Dienst auf die Welt. Es ist nicht planbar“, sagt die Hebamme. Mittwochvormittag erblickte der kleine Fernando mit ihrer Hilfe das Licht der Welt. Für seine Eltern Oliver Blazevic und Jasmina Petrovic (34) ist er bereits das vierte Kind.

Rekord: 216 Geburten am Tag
Hebame mit frischem Baby

Und damit ist die Familie eher eine Ausnahme. Eine Österreicherin bekommt durchschnittlich nur 1,43 Kinder – das entspricht dem Wert des Vorjahres. Frauen in Oberösterreich und Vorarlberg bekommen statistisch die meisten Kinder (1,55 Prozent), im Burgenland liegt dieser Wert bei nur 1,3 Kindern pro Frau. Und: Die Mütter werden wieder etwas älter. Mit 28,7 Jahren werden Frauen im Durchschnitt zum ersten Mal Mama.

Jasmina Petrovic bekam ihr erstes Kind entgegen dem Trend bereits mit 24 Jahren. Alle ihre vier Kinder kamen im AKH auf die Welt. „Wir haben hier nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Papa Oliver. Bei der Geburt von Fernando war er im Kreißsaal dabei. „Ich habe sogar selbst die Nabelschnur durchgeschnitten“, erzählt der 30-Jährige und blickt stolz auf sein Baby. Er ist keine Ausnahme. „Die meisten Väter sind bei der Geburt ihrer Kinder dabei“, erzählt Hebamme Horatschek. „Auch wenn sie Anfangs manchmal mit der Situation etwas überfordert sind. Aber dann sind sie eine echte Stütze für die Frauen“, sagt die 37-Jährige, die selbst noch keine Kinder hat.

Immer öfter werden Kinder übrigens unehelich geboren. Innerhalb eines Jahres stieg die Quote von 40,4 auf 41,5 Prozent. Speziell in den südlichen Bundesländern Kärnten und Steiermark ist dieser Anteil hoch – dort kommt mehr als jedes zweite Kind unehelich zur Welt.

Neben den Geburtenzahlen ist auch die Zahl der Sterbefälle gestiegen – um 3,9 Prozent. Deshalb fällt auch die Geburtenbilanz (Geburten vs. Todesfälle) erstmals seit 2009 negativ aus. Die Lebenserwartung ist bei den Männern weiterhin im Steigen. Sie werden im Schnitt 78,3 Jahre alt. Frauen erreichen ein Durchschnittsalter von 83,3 Jahren.

Mehr Eheschließungen

Heiraten ist wieder im Trend. 38.592 Paare sagten im Vorjahr im Standesamt „Ja“. Das sind 5,9 Prozent oder 2166 Eheschließungen mehr als im Jahr davor. Am meisten zu tun haben die Standesbeamten in Salzburg (1166 Eheschließungen), gefolgt von Mödling (1094) und Linz (919).

Rekord: 216 Geburten am Tag

Männer sind bei ihrer ersten Heirat durchschnittlich 32,2 Jahre alt. Frauen trauen sich mit 29,8 Jahren. Die Unterschiede in den Bundesländern sind allerdings prägnant. Den größten Anstieg bei Eheschließungen gab es in Tirol mit mehr als zehn Prozent plus, gefolgt von NÖ (8,8 Prozent). Nur das Burgenland schert aus – hier wurde seltener geheiratet (minus 0,9 Prozent). Die Scheidungen nahmen gleichzeitig ab. Die Zahl sank auf 17.006 – und damit um 1,7 Prozent.

Lebenserwartung der Männer gestiegen

Die Lebenserwartung bei den Männern ist auf 78,3 (plus 0,2) Jahre gestiegen. Doch bei den Frauen wurde eine leichte Abnahme auf 83,3 (minus 0,1) Jahre registriert. Weiterhin gibt es ein traditionelles West-Ost-Gefälle: Männer in Tirol, Salzburg und Vorarlberg werden im Mittel über 79 Jahre alt, im Burgenland und Wien jedoch nur 77 bis 78. Bei den Frauen führen Vorarlberg, Salzburg und Tirol mit über 84 Jahren, während Niederösterreich, Burgenland und Wien für die weibliche Bevölkerung nur auf 82 bis 83 Jahre kommen.

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