Regierung beschließt Dürre-Hilfe

APA13977166 - 02082013 - RAASDORF - ÖSTERREICH: Pflanzen auf einem dürren Acker im Marchfeld in Niederösterreich am Freitag, 2. August 2013. Die anhaltende Trockenheit macht der Landwirtschaft in Österreich stark zu schaffen. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Die endgültige Höhe steht noch nicht fest. Laut Agrarminister Berlakovich wird der Schaden in mehrere hundert Millionen Euro gehen.

Die Regierung wird am Dienstag im Ministerrat ein Dürre-Hilfspaket für die von der Trockenheit betroffenen Landwirte beschließen. Eine genaue Summe könne man noch nicht nennen, sagte Agrarminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) vor dem Ministerrat, erst wenn die Schadenserhebung abgeschlossen ist. "Der Schaden wird in mehrere hundert Millionen Euro gehen", schätzt Berlakovich wie schon in der Vorwoche.

Die Höhe des Hilfspakets hänge außerdem von der europäischen Ebene ab, da es sich um Beihilfen handle. Das Hilfspaket umfasst eine Futtermittelankaufsaktion, die Bereitstellung von Blühflächen, einen Zinsenzuschuss für Betriebsmittelkredite sowie die Stundung von Agrarinvestitionskrediten.

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) erklärte, man wolle den österreichischen Bauern signalisieren, "dass wir sie nicht im Regen stehen lassen". Mit Hochwasser und Dürre erlebe die heimische Landwirtschaft ein schwieriges Jahr.

Auch sie verwies bezüglich der Höhe der Hilfsmittel auf die endgültige Schadenserhebung. Im Katastrophenfonds sei jedenfalls Geld dafür vorhanden. Und dort, wo schon ein totaler Ernteausfall ersichtlich sei, werde bereits jetzt geholfen.

Grüne erteilen Abfuhr

Als "schlichtweg absurd" hat der Grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber Teile des Hilfspaketes bezeichnet. Die freigegebenen extensiven Blühflächen dürften nur im eigenen Betrieb verfüttert oder unentgeltlich weitergegeben werden, wodurch die Landwirte die Flächenprämien verlieren würden. Durch den Ankauf von Futtermitteln würde Raiffeisen über den Katastrophenfonds gefördert werden, so der wahlkämpfende Oppositionelle.

"Mit dieser Regelung müssen sich Bäuerinnen ihre zusätzliche Futternutzung durch eine Förderkürzung für diese Flächen selbst erkaufen und werden gleichzeitig vom Handel mit überschüssigem Futter an Berufskollegen ausgeschlossen", so Pirklhuber, der sich für die Einrichtung von Online-Futterbörsen durch die Landwirtschaftskammern aussprach. So sollten freie Futtermengen wie Heu, Silage und auch Grünflächen ausgetauscht werden. Der Grüne verwies auf die Plattform www.bioboerse.at, auf der sich Biobauern bereits austauschten.

"Sicherlich eine Hilfe" sei, so Pirklhuber, das Aussetzen von Agrarinvestitionskreditraten. Er erinnerte aber, dass dies nur jenen Bauern nutze, die auch einen Kredit zu bedienen haben.

Zum geplanten Zinszuschuss für Betriebsmittelkredite sagt der Grüne, dass so ein "zusätzliches Auftragsvolumen für Agrar-Banken allen voran Raiffeisen" entstehe. "Ich hätte mir erwartet, dass der Raiffeisen-Bankensektor angesichts der Dürre selbst ein Signal setzt und betroffenen Bauern für heuer freiwillig bessere Konditionen anbietet und auf Zins-Gewinne verzichtet", so Pirklhuber.

Das Ausmaß der Dürreschäden in der Landwirtschaft ist zwar weiter noch nicht abschätzbar, der Ministerrat hat am Dienstag aber ein "Hilfspaket" für betroffene Bauern durchgewunken. Der zuständige Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) schätzt die Schäden weiter auf mehrere 100 Mio. Euro. In erster Linie wird der Katastrophenfonds angezapft, insgesamt gibt es fünf Maßnahmen, aber die Öffentliche Hand soll auch außerhalb des Fonds an die Kandare. So soll laut Berlakovich "rasch, umfassend und zielgerichtet geholfen" werden.

Ankaufsaktion für Futtermittel - Diese Maßnahme ist auf Tierhaltungsbetriebe ausgerichtet, damit Futtermittel, die bereits knapp bleiben "leistbar bleiben". Hier sollen für betroffene Bauern eine Beihilfe für den Zukauf von Ersatzfuttermitteln aus dem Katastrophenfonds geben - die Höhe ist wegen des unklaren Schadensausmaßes ebenso noch unklar. Für diese Zuschüsse ist eine Sonderrichtlinie notwendig, die von der EU-Kommission zu notifizieren ist. Auf nationaler Ebene braucht es eine Novelle zum Katastrophenfonds-Gesetz, damit die Gelder für den Futtermittelzuschuss fließen können - denn die Abdeckung von Dürreschäden fällt nicht in die bisher regulären Verwendungszwecke des Gesetztes, was die Grünen kritisieren.

Stundung von Raten bei Agrarinvestitionskrediten - Da "massive Ertragsverluste durch vernichtete Ernten zu erwarten" seien, werden bei Agrarinvestitionskrediten gestundet. Maximal zwei Tilgungsraten über die ursprünglich gewährte Kreditlaufzeit hinaus sind möglich - wie schon bei vom Hochwasser heuer geschädigten Landwirten.

Bereitstellung zusätzlicher Flächen für die Futtermittelproduktion - Die Futterbereitstellung soll durch das Abmähen eigentlich geschützter Blühflächen und Wiesen steigen. Aufgrund der Nutzungsfreigaben dieser Flächen wegen der Dürre kommt es zu einer Verminderung der Zuschüsse (Flächenprämien) auf den betroffenen Flächen für die Bauern.

Zinszuschuss zu Betriebsmittelkrediten - Die Höhe des Zinszuschusses, der gewährt werden soll, wenn es trotz der anderen Hilfen zu finanziellen Engpässen wegen Ernteausfällen kommt, ist noch unklar. Fix ist hingegen, dass der Zinszuschuss nicht zurückgezahlt werden muss. Die Hälfte der Kosten sollen die Länder übernehmen. "Finanzielle Engpässe für in Not geratene Betriebe sollen so überbrückt werden", sagt Berlakovich. "Diese Maßnahme soll für alle Betriebe gelten." Angekauft werden sollen beispielsweise Düngemittel, Saat- und Pflanzgut und Pflanzenschutzmittel.

Abfederung von Dürreschäden bei Acker- und Dauerkulturen - Künftig soll auch eine Dürreversicherung aus Mitteln des Katastrophenfonds bezuschusst werden, wie es bei der Frost- und Hagelversicherung bereits der Fall ist. "Eine entsprechende Abgeltung im Ausmaß einer künftigen Bezuschussung durch die öffentliche Hand wird geprüft", heißt es aus dem Ministerium. Weiters wird laut Landwirtschaftsministerium geprüft, "inwieweit bei nicht versicherbaren Dauerkulturen (wie etwa der heuer in der Steiermark stark betroffene Holunder, Anm.) Entschädigungen geleistet werden können". Der Versicherungsschutz sei nur leistbar, "wenn die Prämie durch Zuschuss verbilligt wird". Schließlich würden sich Schadensereignisse in der Landwirtschaft besonders oft wiederholen und wegen des Klimawandels noch weiter zunehmen.

Der Katastrophenfonds - Im vergangenen Jahr sind laut Finanzministerium 18,9 Mio. Euro aus dem Katastrophenfonds als Zuschüsse für die Hagelversicherung aufgewendet worden. Finanziert wird der gesamte Fonds aus der Einkommenssteuer, Lohnsteuer, Kapitalertragssteuer I und Körperschaftssteuer. Die Höhe der ausbezahlten Beihilfen wird in Richtlinien der Länder festgelegt. Der Bund ersetzt den Ländern 60 Prozent der Hilfsgelder.

Trockenheit und die dadurch verursachte Dürre haben in der burgenländischen Landwirtschaft nach ersten Schätzungen einen Schaden von rund 40 Mio. Euro verursacht, bestätigte die Landwirtschaftskammer Burgenland am Dienstag gegenüber der APA einen Bericht des ORF Burgenland. Flächenmäßig wurden rund 40.000 bis 45.000 Hektar in Mitleidenschaft gezogen, so Wolf Reheis, der Leiter der Pflanzenbauabteilung.

Betroffen seien im Prinzip alle Kulturen, die jetzt im Herbst zu ernten wären. Am schlimmsten betroffen sei wahrscheinlich Mais, da er mit rund 27.000 Hektar die größte Gesamtanbaufläche aufweise. "Wir schätzen, dass der Mais von der Gesamtfläche zu etwa 40 bis 50 Prozent geschädigt ist", so Reheis. Das Ausmaß reiche dabei vom Teil- bis zum Totalausfall. Auch Sojabohne, Sonnenblume sowie Zuckerrüben und der Ölkürbis seien von den Folgen der Trockenheit betroffen.

"Wir haben schwere Schäden auch im Obstbau bei Holunder und Äpfel", berichtete Reheis. Beim Wein seien die jungen Lagen gefährdet, weil sie noch nicht über ein weitreichendes Wurzelsystem verfügten und deshalb der Trockenheit stärker ausgeliefert sind. Beim Grünland sei der erste Schnitt noch dem ersten Schnitt noch halbwegs ertragreich gewesen, danach lag die Ausbeute zwischen Null und Zwanzig Prozent der normalen Nutzung.

Im Burgenland werden rund 188.000 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt, davon 156.000 Hektar als Ackerfläche sowie 15.000 Hektar für Obstbau und Weingärten.

Kärnten

Die Ausfälle in der Kärntner Landwirtschaft dürften bei Mais und Soja bei 40 bis 60 Prozent liegen. Das sagte Erich Roscher, Pflanzenbauberater der Kärntner Landwirtschaftskammer, am Dienstag. Vorsichtig geschätzt liegt der dürrebedingte Gesamtschaden für die Kärntner Bauern bei mehr als 30 Millionen Euro. "Die Situation ist örtlich sehr unterschiedlich. Sie reicht vom Totalausfall bis zu angemessenen Beständen", sagte Roscher.

Besonders von der Trockenheit betroffen sind Mais und Soja, die auch die Hauptanbauprodukte im Kärntner Ackerbau sind. Defizite gibt es auch bei Sonnenblumen und Ackerbohnen. In Kärnten gibt es insgesamt 62.500 Hektar Ackerflächen. Auf rund 16.000 Hektar wird Körnermais, auf weiteren 9.000 Hektar Silomais angebaut. Sojabohnen werden auf 3.700 Hektar angebaut.

Besonders betroffen von der Dürre sind die Bezirke Völkermarkt und Klagenfurt-Land, sowie die Gebiete entlang und südlich der Drau. Hier geht es beim Mais bis zum Totalausfall. Von den 6.700 Hektar Mais, die im Bezirk Völkermarkt angebaut werden, sind nach Schätzung Roschers drei Viertel geschädigt. Das Schadensausmaß liegt bei 50 bis 60 Prozent. Soja wird im Bezirk auf 1.300 Hektar angebaut. Auch davon sind drei Viertel von der Trockenheit geschädigt. Der Ausfall liegt bei 40 bis 50 Prozent.

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