Amerikanerin verklagt ÖBB auf Millionen

Amerikanerin verklagt ÖBB auf Millionen
Sechs Jahre nach ihrem Unfall fordert eine US-Bürgerin Schadenersatz. Ein Mega-Prozess droht.

Den ÖBB steht eine Millionenklage in den USA ins Haus. Konkret strebt eine US-Staatsbürgerin einen Schadensersatz-Prozess gegen die Bundesbahnen an. Der Streitwert dürfte sich im Millionen-Dollar-Bereich bewegen.

Die heute 48-jährige Carol S. versuchte Ende April 2007, in Innsbruck auf einen gerade anfahrenden Zug zu springen. Dabei kam sie zu Sturz und wurde zwischen Bahnsteig und Waggon eingeklemmt. Der Frau aus Berkeley (Kalifornien) mussten daraufhin in der Uni-Klinik Innsbruck beide Unterschenkel amputiert werden.

Wieder in den USA zurück, brachte die Amerikanerin 2008 in San Francisco eine Klage gegen die ÖBB-Holding ein. Ihre Argumentation: Wegen einer ruckartigen Bewegung des Zuges verlor sie den Halt und stürzte durch eine Lücke auf die Schienen zwischen Zug und Bahnsteig.

Die erstinstanzliche US-Jury lehnte die Klage jedoch 2 zu 1 Stimmen ab. Die Frau ging in die Berufung – und bekam vergangene Woche in San Francisco recht. Denn Richter Ronald Gould und die Jury folgte mit acht zu drei Stimmen der Strategie der Anwältin der Frau.

Durch den Verkauf des Eurail-Tickets über ein amerikanisches Reisebüro sei die Anforderung der Handelstätigkeit – seitens der ÖBB in den USA – gegeben. Somit kann ein US-Gericht prüfen, ob die Bahn bei dem Unfall in Innsbruck fahrlässig gehandelt habe.

ÖBB wehrt sich

Gegenüber dem KURIER bestätigten die Bundesbahnen den sensiblen Fall. Konzernsprecher Michael Braun: „Wir wurden Freitag von der Finanzprokuratur mündlich informiert.“ Verhandlungstermin ist noch keiner bekannt. Hinter den Kulissen aber arbeiten ÖBB-Anwälte bereits an der Verteidigungslinie. Bahn-Sprecher Braun konnte keine Details verraten, ließ aber durchblicken: „Der Fall ist tragisch, die Dame ist jedoch auf einen anfahrenden Zug aufgesprungen. Es gibt so etwas wie Eigenverantwortung. Die Schuldfrage würde unserer Rechtsmeinung nach anders liegen, wenn Frau S. etwa von einer Türe eingeklemmt worden wäre.“

Millionen-Forderung

Laut dem Anwalt der schwer verletzten Amerikanerin, Geoffrey Baker, wird es zu einer hohen Schadenersatz-Forderung kommen. Während in Österreich bei derartigen Verletzungen maximal um 100.000 Euro von den Verursachern bezahlt werden mussten, gelten in den USA deutlich höhere Richtsätze. Hinzu kommt, dass im Falle eines Schuldspruchs von den ÖBB möglicherweise auch eine lebenslange Unfallrente zu bezahlen ist.

Als weitere Variante bleibt noch ein Vergleich. Diese Option wollten die ÖBB aber (noch) nicht kommentieren. Braun: „Kommt es zu einem Prozess, sind unsere Anwälte am Zug.“

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