Prager Journalist aus Wiener Gefängnis entlassen

Stephan Templ
Restitutionskrimi: Acht Monate Haftstrafe wegen Betruges abgesessen.

Der Prager Journalist Stephan Templ hat seinen Gefängnisaufenthalt hinter sich. Am Freitag wurde der Buchautor mit jüdischen Wurzeln nach acht Monaten auf Bewährung aus der Justizanstalt Wien-Simmering entlassen, er hat zwei Drittel seiner Strafe abgesessen.

Wie er sich fühlt? "Es fällt einem alles auf den Kopf", sagt Templ zum KURIER: "Man verdrängt das ja die ganze Zeit, und erst nach der Entlassung wird einem so richtig bewusst, wo man die vergangenen Monate verbracht hat."

Negative Schlagzeilen

Es ist das vorläufige Ende eines Restitutionskrimis, der Österreich international negative Schlagzeilen beschert hat. Der Autor kritischer Beiträge über Österreichs schleppende Restitutionspolitik hatte bei der Entschädigung für ein Palais in Wiener Rathausnähe (das ehemalige Sanatorium Fürth) die Existenz seiner Tante unter den Tisch gekehrt und für seine Mutter einen Ablöseanteil von 1,1 Millionen Euro erwirkt. Die Justiz sah das als Betrug und verurteilte Templ zu drei Jahren Gefängnis, die nachträglich in ein Jahr Haft unbedingt plus zwei Jahre bedingt umgewandelt wurden.

Das Urteil ist umstritten und Inhalt eines Wiederaufnahmeantrages, weil Templ die Schwester seiner Mutter bei früheren Restitutionsanträgen mehrmals erwähnt hatte. Dem Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus musste also bekannt gewesen sein, dass es in der Familie weitere anspruchsberechtigte Hinterbliebene geben könnte. Trotzdem erklärte eine Mitarbeiterin als Zeugin, man sei von Templ getäuscht worden.

Selbst die Oberstaatsanwaltschaft plädierte dafür, diese Zeugin noch einmal einzuvernehmen, weil dadurch die subjektive Tatseite anders zu beurteilen sein könnte. Das Gericht kam dem Antrag jedoch nicht nach, ein zweiter Antrag auf Wiederaufnahme ist offen. Journalist Templ ist inzwischen aber wieder daheim in Prag.

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