Posse um "Sieg-Heil"-Rufe bei Fest

(Symbolbild)
Nur ein Zeuge bestätigt Nazi-Parolen bei Feuerwehr-Veranstaltung. Gruppe will "Gut Heil" gerufen haben.

Der Vorwurf ist schwer, die Beweislage bisher überschaubar: Bier, Whiskey und Bacardi sind letzte Woche nach einem Bezirkswettbewerb der Freiwilligen Feuerwehren in Flattach im Kärntner Mölltal in rauen Mengen geflossen, als eine Gruppe aus Rangersdorf mitten in der Partyzone mit "Sieg-Heil"-Chorgesängen aufgefallen sein soll. Allerdings kann diesen Vorfall nur ein Anwesender bezeugen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, die betroffene Wehr dementiert und sieht keinen Grund, die Teilnahme am nächsten Vergleichskampf – dem Landesfeuerwehrwettbewerb am Samstag – abzusagen.

Der Zeuge behauptet in seinen Einvernahmen, die Männer der FF Rangersdorf, für die die Unschuldsvermutung gilt, seien am 18. Juni in Flattach im Rahmen einer Feier mit "Sieg-Heil"-Parolen aufgefallen.

Zwei bis drei Personen hätten mit entsprechenden Chorgesängen begonnen, das hätte sich auf rund 15 Männer ausgeweitet. ",Sieg Heil‘ wurde voller Überzeugung und in voller Lautstärke gesungen", heißt es in einer Sachverhaltsdarstellung an das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT).

"Für den Vorwurf gibt es nur diesen einen Zeugen. Vor Ort waren allerdings rund 400 Menschen", sagt Kärntens LVT-Leiter Helmut Mayer. Befragt wurden der Anzeiger, die Beschuldigten und Anwesende, darunter Mitglieder des Security-Personals. "Keiner will Nazi-Parolen gehört haben. Der Zeuge hat sich in der Folge teilweise in Widersprüche verwickelt, was beispielsweise die Bekleidung der Beschuldigten betrifft. Weiters ist nicht auszuschließen, dass ‚Gut Heil‘ gerufen wurde und nicht ,Sieg Heil‘, wie angegeben wurde", ergänzt Mayer.

"Eine Verwechslung"

"Gut Heil" gilt als alter Turner-Gruß, der auch unter vielen Feuerwehren in Österreich noch gebräuchlich ist. "Für mich ist klar, dass eine Verwechslung vorliegt. Durchaus möglich, dass einige Kameraden ,Gut Heil‘ angestimmt haben, das ist in Oberkärnten nichts Ungewöhnliches. Mit dem Nationalsozialismus und Hitler-Parolen haben wir jedenfalls nichts zu tun, die Mitglieder der freiwilligen Wehr lassen sich nicht ins rechte Eck drängen", nimmt Richard Pichler, Einsatzleiter der FF Rangersdorf, zu den Vorwürfen Stellung.

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Klagenfurt die Ermittlungen übernommen, das Gesetz sieht im Fall von Wiederbetätigung einen Strafrahmen bis zu zehn Jahren Haft vor. "Wir haben den Abschlussbericht des Verfassungsschutzes erhalten und prüfen, ob wir weitere Zeugen namhaft machen können", teilt Staatsanwaltssprecher Markus Kitz mit. Derzeit könne man noch keine Entscheidung treffen, wie in diesem Fall weiter vorgegangen werde.

Teilnahme am Bewerb

Die FF Rangersdorf hat unterdessen entschieden, die Absage ihrer Teilnahme am Feuerwehr-Landeswettbewerb am Samstag in Klagenfurt zurückzunehmen. "Wir wollen bei diesem Vergleichskampf antreten, ich werde beim Landesverband einen entsprechenden Antrag stellen", betont Pichler. Dieser Schritt erübrigt sich. "Wenn die Gruppe teilnehmen will, werden wir ihr keine Steine in den Weh legen. So lange die Ermittlungen laufen, wäre das eine Vorverurteilung", macht Landesfeuerwehrkommandant Josef Meschik den Weg frei.

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