Flüchtlinge: Rad fahren in Richtung Integration

Verkehrsunterricht für Asylwerber in der Obersteiermark
Polizisten machen Asylwerber fit für den Straßenverkehr.

Chima kurvt gekonnt um die Hindernisse, steigt in die Pedale und überholt seine Kollegen. Vor dem Stop-Schild bremst der junge Mann das Fahrrad abrupt, aber doch, grinst breit und biegt unter Gelächter links ab: Der Nigerianer ist einer von 25 Asylwerbern, die in Oberzeiring leben und von der Polizei Verkehrsunterricht erhalten.

Andreas Tafeit von der Polizeiinspektion Weißkirchen und sein Kollege Rudolf Pöschl von der Polizeiinspektion Judenburg haben sich das Projekt einfallen lassen. Zum dritten Mal sind die beiden Beamten bereits im Einsatz, in Judenburg und in Pöls haben sie schon mit Asylwerbern gearbeitet.

"Der Bürgermeister von Judenburg ist auf uns zugekommen, weil die Verkehrssicherheit einfach nicht mehr gegeben war", schildert Pöschl. "Es gibt Asylwerber, die gegen die Fahrtrichtung fahren, gegen den Kreisverkehr. Das ist einfach zu gefährlich." In den Heimatländern der Betroffenen würden solche Verkehrsregeln oft nicht so ernst genommen, berichtet der Beamte. "Die Menschen kommen halt aus Gebieten, wo es so eine Straßenverkehrsordnung wie bei uns nicht gibt. Das muss man ihnen dann erklären."

Auszeit vom Alltag

Für Nina Grumeths Schützlinge ist der Kurs zudem eine willkommene Abwechslung. 25 Asylwerber leben in "Haus Marvin" in Oberzeiring, Syrer und Iraker und eben Chima aus Nigeria. "Viele fragen, ob sie nicht in die Schule gehen können", betont Grumeth. "Sie freuen sich, wenn es so einen Kurs wie den von der Polizei gibt." Nach absolviertem Unterricht gibt es auch eine Teilnahmebestätigung. "Das haben die Leute recht gern", weiß Andreas Tafeit.

Sein Kollege Pöschl und er kommen beide aus der Verkehrserziehung mit Kindern und haben deren Unterricht einfach für die Erwachsenen adaptiert: Verkehrszeichen, Rechtsregel, Rechtsfahrgebot, Handzeichen beim Abbiegen nach einer halben Stunde Theorie geht es in die Praxis. Auf einem Parkplatz haben die Beamten einen Verkehrsgarten improvisiert. "Mit Schildern, wie sie jede Volksschule hat. Das geht ganz simpel, ohne großes Tamtam", beschreibt Pöschl.

Geübt wird auf Fahrrädern, jenem Verkehrsmittel, das Asylwerbern durch Spenden am ehesten zur Verfügung steht. Bei dem Kurs in Oberzeiring ist sogar ein richtig gutes dabei, aus Dietrich Mateschitz’ Projekt "Werkberg". Davon könnte man durchaus mehr brauchen, schmunzelt Pöschl.

Dankbar

Den Asylwerbern gefällt der Unterricht. "Es ist wichtig für uns, damit wir Unfälle vermeiden", versichert Qusai. Der Syrer kam vor einigen Monaten über die Türkei nach Österreich. Auch Chima strahlt. "Ich bin so dankbar für das. Es ist sehr nett, dass es so ein Seminar gibt."

Die Polizisten haben mit ihrem Projekt aber auch schon das Interesse einiger Kollegen aus anderen Bundesländern erregt. Anfragen kamen bereits aus Oberösterreich und Niederösterreich. "Du brauchst halt Leut’, die das gern machen wollen", betont Pöschl. "Wir machen es gern."

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