Polizei zerschlägt Schlepperring

Im August 2015 verunfallten zwei Fahrzeuge der Bande in Nickelsdorf
Gruppe soll 1000 Menschen durch Österreich geschmuggelt haben.

Es war ein Aufgriff der Salzburger Polizei, der die Sache ins Rollen brachte: Am 5. September 2015 nahmen Schengenfahnder auf einem Parkplatz in Liefering einen mutmaßlichen polnischen Schlepper und 17 Migranten fest. Einem Komplizen gelang mit seinem Fahrzeug die Flucht. Doch der Pole fuhr mit seinem Auto in einer Radarfalle. Mit ihm wurden drei weitere Fahrzeuge aus Polen erfasst. Schnell war klar, dass hier eine größere Organisation am Werk sein muss.

Die Salzburger Polizei hat sich in den vergangenen zehn Monaten gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt und Kollegen aus Polen, Deutschland und Ungarn Stück für Stück zum Kern der Gruppe vorgearbeitet. Für die Hintermänner klickten am vergangenen Donnerstag die Handschellen. Insgesamt wurden 17 Verdächtige verhaftet.

Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden die Flüchtlinge per Pkw in Kleingruppen von drei bis vier Personen transportiert. Österreich war zum Großteil Transitland, die meisten illegalen beförderten Menschen wurden von Ungarn weiter nach Deutschland und in weitere EU-Länder befördert.

Die Migranten kamen meist aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran. Zentrale Figur in Österreich soll ein 39-jähriger Tschetschene gewesen sein. Er fungierte laut Polizei als Bindeglied zu einer Schlepper-Organisation fast ausschließlich in Österreich lebender Tschetschenen und warb in Polen für "Flüchtlingstransporte". Im Hintergrund soll ein 44-jähriger Syrer in Budapest von einem Hotel aus die Fäden gezogen haben. Auch er wurde verhaftet.

"Fleischlieferung"

Die Ermittlungen geben tiefe Einblicke in das Schlepperwesen. Bei der Organisation der Fahrten bediente sich die Gruppe gewisser Codes. Wurden Erwachsene geschleust, war von "Paletten" die Rede, Kinder hießen "kleinere Paletten". Ging es um Geld, wurde von "Papieren" gesprochen. Einzelne Transportfahrten galten als "Fleischlieferung".

Die Bande schmuggelte nachweislich rund 200 Migranten, soll aber nach Berechnungen der Polizei im vergangen Jahr mehr als 1000 Menschen illegal über die Grenze gebracht haben. Das lief nicht immer reibungslos. Dem Ring wird auch jener Menschentransport zugeschrieben, bei dem im August 2015 in Nickels-dorf zwei Schlepperfahrzeuge verunfallten. Von den rund 70 Migranten wurden 25 zum Teil schwer verletzt. Für die Schlepper selbst ist der Menschenschmuggel ein einträgliches Geschäft. Eine Fahrt von Ungarn nach Deutschland kostet 700 bis 800 Euro pro Person.

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