Klagenfurt: Polizei jagt das Phantom der Oper

Das „Phantom der Oper“ ist laut Stadttheater mehrfach in Szene getreten
Schon die dritte Drohung bei Puccini-Aufführung, Klagenfurter Stadttheater ist um Normalbetrieb bemüht.

Auf Hochtouren läuft in Kärnten die Suche nach jenem anonymen Anrufer, der am Donnerstagabend eine Bombendrohung gegen das Klagenfurter Stadttheater ausgesprochen und damit für die Evakuierung während der Premiere von Giacomo Puccinis "Madama Butterfly" gesorgt hat. Wie Intendant Florian Scholz betont, richtete sich bereits zum dritten Mal eine Drohung während einer "Puccini"-Aufführung gegen dieses Haus.

"Unter Theaterintendant Dietmar Pflegerl (er übte das Amt von 1992 bis 2007 in Klagenfurt aus, Anm.) gab es schon zwei Drohungen ähnlicher Art. Und wie diesmal waren auch in der Vergangenheit Puccini-Opern betroffen", sagt Scholz. "Offensichtlich haben wir also unser eigenes Phantom der Oper. Dennoch muss der Betrieb normal weiterlaufen. Ein Verbrecher darf nicht die Welt auf den Kopf stellen."

Täter ist ein Mann

Die Polizei nimmt die Sache sehr ernst. "Die Drohung ist direkt bei der Polizei eingegangen. Ein Mann hat sie ausgesprochen, mehr ist aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu sagen", teilt Sprecher Rainer Dionisio mit. Ermittelt wird wegen des Tatbestands des "Landzwangs", Paragraf 275 des Strafgesetzbuches ahndet Drohungen gegen die Öffentlichkeit mit bis zu fünf Jahren Haft.

750 Kinder im Theater

Von einem Bedrohungsszenario ist hingegen am Freitagvormittag während eines KURIER-Lokalaugenscheins beim Theater nichts zu bemerken. 750 Kinder stürmen um 10.15 Uhr das Haus, "Anton, das Mäusemusical" steht am Zeugnistag auf dem Programm. "Wir haben kein mulmiges Gefühl, haben vor unserer Reise mit der Polizei alles abgeklärt", erzählen die Pädagoginnen Lydia Gasser und Sabine Martin, die mit 128 Kindern der Volksschule Hermagor nach Klagenfurt gereist sind. "Nur ein Elternteil hat den Trip für sein Kind aus Sicherheitsbedenken abgesagt. Das verstehen wir natürlich ebenso."

Langsam trudeln auch jene Theaterbesucher ein, die tags zuvor um 21 Uhr aus dem Gebäude geeilt waren. Es gilt, Jacken und Mäntel abzuholen, denn die Garderobefrauen hatten am Donnerstagabend die Anweisung, keine Kleidungsstücke mehr auszuhändigen, damit die Besucher rasch in Sicherheit gebracht werden können. "Wir dachten an einen Faschingsscherz. Alles lief ruhig und geordnet ab, binnen zehn Minuten war das Theater leer", berichtet Annemarie Fiedler, die mit ihrem Mann Alfred bei der Inszenierung war.

"Natürlich denkt man an einen Terrorakt, bei all den Vorkommnissen in den letzten Monaten, aber die Menschen waren so cool. Bis auf ein Paar aus Slowenien, das extra wegen der Premiere angereist war und ohne Mäntel nach Hause fahren musste", sagt Walter Zwick und fragt: "Wird die Vorstellung wiederholt?" "Nein", antwortet Intendant Scholz. Das Gesetz sehe vor, dass es bei einem Abbruch nach der Pause keine Neuauflage gebe.

Verkleidete Beamte

Die Bombendrohung in Klagenfurt hat unterdessen in Villach ebenfalls die Alarmglocken schellen lassen. Dort werden beim samstägigen Faschingsumzug 30.000 Menschen erwartet. "Die Polizei ist mit 100 Beamten vor Ort, das Konzept der Gefahreneinschätzung beinhaltet eine mögliche Bombendrohung", betont Villachs Polizeikommandant Erich Londer. Der Einsatz hat eine Skurrilität zu bieten: Polizisten werden leicht maskiert auftreten. Londer: "Etwa mit roten Nasen oder einem Bart."

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