Pflanzenöle sollen HCB-Abbau forcieren, Land prüft Klagen gegen den Bund

Es Hoffnung für die Görtschitztaler Landwirte und sämtliche Betroffenen, die einer hohen HCB-Belastung ausgesetzt waren: Pflanzenöle sollen den HCB-Abbau beschleunigen.
Endbericht über Gefahrenpotenzial des Umweltgifts enthält Ratschläge für die Betroffenen.

Nächste Woche wird der Endbericht über die Auswirkungen des Umweltgifts Hexachlorbenzol (HCB) auf die Bevölkerung veröffentlicht. Und dieser enthält ein Fünkchen Hoffnung für die Görtschitztaler: Gewisse Pflanzenöle sollen den Abbau des HCB im menschlichen Körper beschleunigen.

21 von 131 Blutproben von Menschen aus dem Görtschitztal wiesen überdurchschnittlich hohe Mengen des Umweltgiftes auf, jede sechste Blutprobe lag über dem Referenzwert. Gegenmittel existiert keines, die Halbwertszeit im menschlichen Körper beträgt sechs Jahre – so lautet die bittere Diagnose der Mediziner. Seitdem touren mehr oder weniger seriöse Gesundheitsapostel durch das Görtschitztal und versprechen der Bevölkerung Hilfe.

"Das bietet sich natürlich an, weil die klassische Medizin keine Lösung liefert", sagt der Wiener Umweltmediziner und HCB-Experte Hans Peter Hutter. Und doch birgt sein Endbericht über das Gefahrenpotenzial von HCB im Görtschitztal einen Hoffnungsschimmer für die belastete Bevölkerung. "Es gibt die Überlegung, Pflanzenöle einzusetzen. Das HCB könnte auf diese Art schneller abtransportiert werden", betont Hutter.

Er weist freilich daraufhin, dass es diesbezüglich keine Studien gibt. "Aber unsere Überlegung ist plausibel und der einzige Rat zur Beschleunigung des HCB-Abbaus, den wir guten Gewissens geben können." Hutter empfiehlt sämtliche Pflanzenöle. "Nur von Kürbiskernöl raten wir ab. Es wäre kontraproduktiv, diese Menschen dem geringsten Risiko einer HCB-Belastung auszusetzen." Als Dosis nennt er zwei Esslöffel pro Tag.

Jene Menschen, die HCB-Bluttests absolviert haben, wurden unterdessen in fünf Kategorien – von schwer bis leicht belastet – unterteilt. "Wer hohe Werte aufweist, wird alle sechs Monate weitere Bluttests absolvieren. Wir wollen den Verlauf des HCB-Abbaus kontrollieren", unterstreicht Hutter, dass man erst am Beginn der Aufarbeitung des Gift-Skandals steht.

Regressforderungen

Im Zuge dieser Aufarbeitung wird stets die Schuldfrage gestellt. Kärntens Landesrat Christian Ragger (FPÖ) glaubt, dass auch der Bund als oberste Behörde eine gewisse Mitverantwortung haben könnte. "Vielleicht wurde bei Genehmigungen für das Zementwerk oder die Donau Chemie fahrlässig gehandelt. Daher prüfen wir Klagen und Regressforderungen an die Republik", sagt er. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hält es allerdings für "unwahrscheinlich, dem Bund eine Mitschuld nachweisen zu können."

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