Peter Seisenbacher im Visier der Justiz

Peter Seisenbacher steht unter Missbrauchsverdacht.
Missbrauchsvorwürfe: Sammelanzeige gegen Peter Seisenbacher / Ex-Judoka hüllt sich in Schweigen.

Er war der Herr der Ringe, der erfolgreichste Judo-Kämpfer, den Österreich je hervorgebracht hat. Peter Seisenbacher errang zwei Mal Olympia-Gold, 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. 2012 holte er ein drittes Mal Gold, als Cheftrainer der georgischen Mannschaft, der Lasha Schwadatuaschwili zum Sieg führte.

Mit diesem Heldenruhm des österreichischen Sports ausgestattet, spielte Peter Seisenbacher 2013 in einer Folge der ORF-Krimireihe „Soko Donau“ – und zwar sich selbst. Einen Ex-Olympiasieger, allerdings einen toten. Das Drehbuch warf die Frage auf: Hat er sich umgebracht, weil ihm Liebschaften mit Minderjährigen nachgesagt wurden?

Jetzt hat die Realität den einstigen Sportgiganten offenbar eingeholt. Der 54-Jährige bzw. sein heroischer Ruf landet so unsanft auf der Matte wie selten in seiner aktiven Laufbahn: Peter Seisenbacher steht unter Verdacht des sexuellen Missbrauchs.

Ermittlungen

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, bestätigte einen entsprechenden Bericht des Sportnachrichtenportals Laola1.at. Seisenbacher soll sich Anfang der 2000er-Jahre an mehreren Mädchen vergangen haben. Er hatte diese Mädchen als Vereins-Trainer beim Wiener Judoverband betreut.

Laut Bussek liegt eine Sammelanzeige mehrerer mutmaßlicher Opfer vor, es wird wegen Missbrauchs ermittelt. In den vergangenen Monaten seien zahlreiche Personen befragt worden.

Der 1,85 Meter große Seisenbacher, dessen Kampfgewicht bei 85,75 Kilo lag, war bisher zu keiner Stellungnahme bereit. Erfahrung mit der Justiz hat er bereits. In seiner Funktion als Verbandskapitän des Österreichischen Judoverbandes (ÖJV) hatte er 1991 beim Turnier in Leonding einem Grazer Judoka nach einer Meinungsverschiedenheit eine Ohrfeige verpasst. Ein Linzer Gericht verurteilte Seisenbacher damals wegen leichter Körperverletzung zu einer Geldstrafe. Seisenbacher musste sich bei Sportminister Harald Ettl entschuldigen, um sein Amt zu behalten. Sein Engagement als Judo-Nationaltrainer war bald darauf trotzdem Geschichte.

„Bis ich das gehört habe, hätte ich die Hand für ihn ins Feuer gehalten“, sagt Ronald Gelbard, Sektionsleiter Judo beim Sportverein HAKOAH.

Laufbahn

Peter Seisenbacher war der erste Österreicher, der bei Olympischen Sommerspielen zwei Goldmedaillen gewinnen konnte. Der Wiener siegte im Mittelgewicht (bis 86 Kilogramm) sowohl 1984 in Los Angeles, als auch 1988 in Seoul und war damit der erste Judoka, der seinen Olympiasieg wiederholen konnte.

Zwischen seinen Olympiasiegen wurde er Welt- (1985) und Europameister (1986), was Peter Seisenbacher 1984, 1985 und 1988 den Titel „Österreichs Sportler des Jahres“ einbrachte.

Unmittelbar nach seinem Karriereende war Seisenbacher Generalsekretär der österreichischen Sporthilfe, ehe er als Trainer zum österreichischen Judo-Verband zurückkehrte. Das Engagement endete jedoch abrupt und unrühmlich, nachdem es zu Handgreiflichkeiten mit einem Schützling gekommen war.

Zuletzt war Seisenbacher Chefcoach von Georgien (2010 bis 2012) und Aserbaidschan (2012 bis 2013).

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