Pendler-Probleme: Zu kurze Bahnsteige, zu wenig Gleise

Pendler-Probleme: Zu kurze Bahnsteige, zu wenig Gleise
Sitzplätze sind am Morgen in vielen Zügen Mangelware, doch die ÖBB spinnt Zukunftspläne.

Stundenlange Parkplatzsuche oder die verstopfte Tangente – ein Gräuel für alle Pendler, die mit dem Auto nach Wien müssen. Geht es nach der SPÖ, sollen diese Probleme in einigen Jahren aber der Vergangenheit angehören. Vergangene Woche stellten die „Stadtroten“ zehn verkehrspolitische Thesen „für eine smarte Stadt des 21. Jahrhunderts“ vor. Ein Punkt: Wer Wien besucht oder in der Bundeshauptstadt arbeitet, der kommt in Zukunft öffentlich.

Bleibt die Frage, wie die mehr als 200.000 Pendler, die derzeit täglich mit dem Auto nach Wien kommen, künftig öffentlich anreisen sollen. Der KURIER hat sich die Situation angesehen.

06.30 Uhr, Bahnhof Wien Meidling: Hektik und Menschenmassen. Wie in Wellen schwappen die Pendler schon zu früher Stunde über den Bahnhof. Die Züge aus denen sie aussteigen, sehen kaum so aus, als ob alle bequem hineinpassen würden. „Es ist immer überfüllt“, sagt Pendlerin Petra G. „Ich muss leider jeden Tag vor dem Büro zwanzig Minuten im Zug stehen.“ Die junge Frau reist aus Baden zu ihrem Arbeitsplatz in Wien an. Obwohl die Züge fast im Zehn-Minuten-Takt fahren, ist immer extrem viel los.

Das simple Problem

In fast zwei Stunden vor Ort, nahmen sich 20 Pendler kurz Zeit, um dem KURIER die Situation zu schildern . Allesamt klagen über die stark überfüllten Züge – und das nicht nur am Morgen. „Am Freitag ist es ab zirka 16 Uhr besonders schlimm. Viele fahren dann auf der Südbahn in die Bundesländer im Süden. Da ist selten ein Sitzplatz frei“, erzählt Martin B. aus Wiener Neustadt.

Gerade Pendler die mit der Südbahn fahren, haben das Problem mit den extrem „gut besuchten“ Zuggarnituren. „Die ÖBB wissen genau, dass in der Früh viele nach Wien fahren. Warum hängen die nicht einfach ein oder zwei Waggone mehr dran?“, fasst eine Dame die große Frage der Pendler zusammen.

Die Erklärung der ÖBB ist so simpel, wie nur irgend möglich: „Auf der Südbahnstrecke sind viele Bahnsteige zu kurz“, erklärt ÖBB-Sprecher Michael Braun. Das Unternehmen will das Erfolgskonzept von der Weststrecke – dort fährt man auf vier Gleisen – jetzt aber auf die Route gen Süden bringen. 2022 soll alles fertig sein. Scheint als müsse sich die „smarte Stadt“ bis dahin gedulden. Wie gut ist ihre öffentliche
Anbindung?

Stammkunden haben es meistens besser – bei der ÖBB aber nicht unbedingt. Wer nämlich eine Vorteilscard besitzt und gerne sein Rad im Zug mitnehmen möchte, der zahlt seit heuer oft doppelt so viel wie noch 2013.

Die Fahrradmitnahme kostet entfernungsabhängig zehn Prozent eines Vollpreis-Personentickets auf der Mitnahmestrecke. Die Mindestgebühr von zwei Euro bringt im Nahverkehr mit Hin- und Rückfahrt jetzt aber Mindestkosten von vier Euro. Das bedeutet gegenüber dem Vorteilscard-Tarif aus 2013, wo eine Tageskarte 2,50 Euro kostete eine Teuerung von 60 Prozent.

Kritik

Dieser Umstand schmeckt der Österreichischen Radlobby gar nicht. Eine Kampagne der heimischen Radler, soll auf diese Teuerung jetzt aufmerksam machen. „Zug und Rad wären sowohl im Freizeitverkehr für Tagesausflüge und Tourismus als auch für Pendler die ideale, umweltfreundliche Verbindung. Gemäß Masterplan Radfahren des Lebensministeriums ist die Fahrradmitnahme durch die Schaffung attraktiver Tarife zu fördern“, sagte der Sprecher der Radlobby Österreich, Alec Hager.

Vergangenen Mittwoch startete die Petition „Vorfahrt für Rad & Bahn“, die online unterzeichnet werden kann.

Trotz der Kritik will die ÖBB-Führung die Tarife aber nicht erneut ändern und hat die Forderungen der Rad-Lobby abgelehnt. www.radpublik.at

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